Prostitutionsgesetz: „Freute jedoch vor allem die Menschenhändler“ – Der Staat als neuer Zuhälter?

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Als im Jahr 2002 das Prostitutionsgesetz erlassen wurde: Sollte es Prostituierte aus den „schmutzigen Gewerbe“ in die Legalität führen. In der Praxis wurde jedoch das Gegenteil hiervon erreicht. Für Menschenhändler bedeutet das Prostitutionsgesetz ein Dauerkonjunkturprogramm: Denn die strafbare Ausbeutung von Sexarbeitern muss ihnen erstmal juristisch wasserfest nachgewiesen werden. Außerdem helfen – im Verborgenen – schon längst Behörden bei der Beschaffung neuer Arbeitskräfte tatkräftig mit.

„Menschenhändler“ – „Eine strafbare Ausbeutung musste ihnen jetzt erst mal nachgewiesen werden“

>>Sklavenmarkt Europa – Das Milliardengeschäft mir der Ware Mensch von Michael Jürgs (Buch) <<

„Das neue Gesetz (Prostitutionsgesetz, Anmerkung der Redaktion) freute jedoch vor allem die Menschenhändler, denen eigentlich die Grundlage für ihre Geschäfte entzogen werden sollte. Denn eine strafbare Ausbeutung musste ihnen jetzt erst mal nachgewiesen werden. Ohne Aussagen der von ihnen so gnadenlos Benutzten ist das schier unmöglich. Vor Gericht zählen nur Zeugenaussagen. Die Frauen aber schweigen. Sie haben mehr Angst vor der Polizei als vor denen, die sie prügeln und missbrauchen. Mehr noch: Zuhälter und Frauen halten zusammen, so absurd das klingen mag. Die einen sind Täter und die anderen Opfer. Aber sie haben gemeinsame Interessen. Die Besitzer wollen ihre Ware nicht verlieren, weil sie sonst ihr Bordell schließen müssten.“

Prostituierte: „Sie haben mehr Angst vor der Polizei als vor denen – Die sie prügeln und missbrauchen“

Es ist daher kaum Verwunderlich: Warum nur wenige Prostituierte sich offiziell registrieren lassen. Von den geschätzt 400.000 Sexarbeitern ist – formal – nicht mal jede Zehnte erfasst.

„Eine Million Männer gehen in Deutschland zu Prostituierten – Tag für Tag!“

>>Zeit<<

„Kann das stimmen? Von Statistiken, Umfragen und Hochrechnungen lassen wir uns leicht beeindrucken – so erkennen Sie die Tricks der Täuscher. Eine Million Männer gehen in Deutschland zu Prostituierten – Tag für Tag! 400.000 Prostituierte bieten auf deutschen Straßen, in Privatwohnungen und Bordellen ihre Dienste an … „

„400.000 Prostituierte bieten auf deutschen Straßen“

Eigentlich sollen es sogar nur 32.800 Menschen sein, die in jenen „Gewerbe“ arbeiten: Zumindest nach amtlichen Zahlen. Schon alleine ein flüchtiger Blick auf das Zahlenwerk zeigt: Die amtlichen Angaben können nie und nimmer stimmen: Demnach müsste – statistisch gesehen – eine Prostituierte über 30 „Kunden“ am Tag bedienen. Alleine Aufgrund der körperlichen Anforderungen kann das wohl kaum ein Mensch leisten.

Nach amtlichen Zahlen müsste eine Prostituierte über 30 „Kunden“ am Tag bedienen

Zudem rühmen sich manche Bundesländer sogar damit, überhaupt keine Prostituierten zu habenDie Lösung des Rätsels: Die genaue Zahl der Sexarbeiter kann aus Datenschutzgründen nicht genannt werden, denn es sind viel zu wenige die sich offiziell Registrieren lassen, was wiederum Rückschlüsse auf deren Identität zulassen würde.

In einigen Bundesländern gibt es „formal“ keine Prostituierten

Ursprünglich wurde das Prostitutionsgesetzes zum Schutz von Prostituierten erlassen, doch offenkundig will nur eine Minderheit vom jenen „Schutz“ tatsächlich etwas wissen: Die Gründe hierfür liegen auf der Hand.

Prostituierte: „Beiträge zur Industrie- und Handelskammer zahlen“

>>Rechtsanwalt Thorsten Blaufelder<<

„Prostituierte müssen für ihr ausgeübtes käufliches Gewerbe Beiträge zur Industrie- und Handelskammer zahlen.“

Steuern und Abgaben: Wenn Behörden die Hand aufhalten

Die Industrie- und Handelskammer soll nun auch die Interessen von Sexarbeitern vertreten? Formal mag es zwar so sein, aber in der gelebten Praxis dürfte hiervon kaum etwas übrig bleiben. Schon kurz nach der formalen Legalisierung der Prostitution sind staatliche Behörden und staatsnahe Institutionen auf den rollenden Zug aufgesprungen und haben – salopp ausgedrückt – die Hand aufgehalten.

Gefürchtet: Ausführlicher körperlicher Begutachtung beim Amtsarzt

Selbstverständlich geht es dabei immer nur um dem Schutz von Sexarbeitern: Aber die meisten „Angebote“ sind weder Freiwillig, noch Kostenfrei. Besonders gefürchtet soll die obligatorische Untersuchung des Amtsarztes sein: Eine quasi medizinische Zwangsmaßnahme mit ausführlicher körperlicher Begutachtung – inklusive oberschlauer Kommentare und Ratschläge. Mehr Erniedrigung ist kaum Vorstellbar. Als wenn die Betroffenen nicht selbstständig dem Weg zum Arzt ihrer Wahl finden würden.

Hartz IV: Wie die finanzielle Not viele in die Prostitution treibt

Ohnehin dürfte viel wohl kaum jemand in dieser Branche seinem „Traumberuf“ ausüben, sondern vielmehr die finanzielle Not dürfte die Allermeisten zur Prostitution treiben. Und sollte das alleine nicht reichen: Dann hilft die staatliche Behörde gerne auch etwas nach.

Hartz IV – „Zur weiteren Ausübung der Prostitution aufgefordert“

>>BG45 Hartz4-Netzwerk-Essen<<

„Ein JobCenter hat diverse Bescheide erlassen, mit denen eine Leistungsberechtigte allem Anschein nach unterschwellig zur weiteren Ausübung der Prostitution aufgefordert wurde.“

Der unterschwellige Zwang zur Sexarbeit

Im Normalfall vermitteln die Jobcenter und Arbeitsagenturen kaum jemanden direkt in die Prostitution, sondern dies geschieht meist über Umwege. Manche Laufhäuser oder selbständige Unternehmer – manchmal auch als Zuhälter bezeichnet – betreiben im näheren Umfeld ein artverwandtes – legales – Gewerbe. Fiktives Beispiel: Eine Frau fängt als Bedienung oder Empfangsdame – vom Jobcenter zwangsverpflichtetan und macht binnen kurzer Zeit eine halbfreiwillige Karriere, wo sie kurzerhand in der Prostitution landet.

Halbfreiwillige Karriere: Über Empfangsdame und Bedienung zur Prostitution

Die Möglichkeiten sich dagegen zu wehren sind in der Praxis kaum vorhanden. Zumeist wird mit verschiedenen Firmen operiert und außerdem findet sich die Betroffenen definitiv in der schlechteren Verhandlungsposition wieder. Außerdem sind die Ämter sehr schnell in Verhängen von Sanktionen und Sperrzeiten dabei, was als Drohkulisse in der Regel auch völlig ausreicht.

Druckmittel: Ämter sind schnell in Verhängen von Sanktionen und Sperrzeiten

Trotz aller offiziellen Bekundungen: Hinter der Fassade wird viel unternommen, damit sich die Prostituierten zu ganz normalen Arbeitsverhältnisse wandelt – inklusive aller Sozialabgaben und Steuern.

„Aufgrund des Prostitutionsgesetzes in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis beschäftigt sein“

>>Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (PDF-Datei) <<

„Es bleibt weiterhin abzuwarten, in welchem Umfang Prostituierte in Zukunft aufgrund des Prostitutionsgesetzes in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis beschäftigt sein werden.“

Prostitution als gewöhnlicher Beruf: Potentielle Milliardeneinahnen für die Sozialkassen

So manch eine Behörde dürfte – angesichts potentieller Milliardeneinahnen – schon ganz Aufgeregt mit dem Hufen scharren. Alleine die zahlreichen Steuern, Abgaben, Gebühren, Zwangsmitgliedschaften und Zwangsuntersuchungen zeigen doch überdeutlich: Wohin die Reise langfristig gehen soll. Überspitzt: Der Staat als neuer Zuhälter.