Gesundheitsempfehlungen und Allergien: Wie der staatliche Rundfunk Unsinn verbreitet

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Gesundheitsempfehlungen“ – vom staatlichen Rundfunk: „Keime aus dem Kuhstall“ sollen angeblich gut sein. Wie genau das alles funktionieren soll? Das wisse man auch nicht so genau. Mit solch seltsamen Behauptungen stellt der Staatsfunk ganz steile Thesen auf. Unhinterfragt werden irgendwelche Mitteilungen übernommen und keine kritischen Fragen gestellt. Dabei sind Allergien ein ernstes Thema und breiten sich immer weiter aus. Aber selbst die einfachsten Zusammenhänge verschweigt der staatliche Rundfunk.

„Keime aus dem Kuhstall schützen vor Allergien“ – Oder etwa doch nicht?

>>Staatsfunk „Deutschlandfunk“ <<

„Keime aus dem Kuhstall schützen vor Allergien – Wer schon als Baby oder sogar noch im Mutterleib viel im Kuhstall war, hat beste Chancen, ohne Allergien und Asthma groß zu werden. Das haben die sogenannten Bauernhofstudien gezeigt, die seit Ende der 1990er Jahre laufen. Seitdem dieser Zusammenhang klar ist, suchen Forscher nach Wegen, den Bauernhof-Effekt in die Stadt zu bringen.“

Umstrittene Bauernhofstudien: Eine fragwürdige Kausalität

SolcheGesundheitsempfehlungen“ laufen beim staatlichen Rundfunk keineswegs unter Satire, sondern sind total ernst gemeint. Angesichts dieser abenteuerlichen Schlussfolgerungen ist man geneigt zu Fragen: Haben etwa die Kühe im Kuhstall den Staatsfunk das mitgeteilt? Zwar ist die Erkenntnis: Das Bauernhof-Familien seltener unter Allergien leiden unstrittig – aber die gezogenen Schlüsse sind hanebüchen.

„Zahl der Menschen mit Allergien in den letzten Jahrzehnten teils um das Zwanzigfache angewachsen“

>>Helmholtz Zentrum München<<

„In westlichen Industriestaaten ist die Zahl der Menschen mit Allergien in den letzten Jahrzehnten teils um das Zwanzigfache angewachsen. In Deutschland hat das Robert Koch-Institut (RKI) zuletzt zwischen 2008 und 2011 in der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) die Zahl der Allergikerinnen und Allergiker erhoben.“

„Zu DDR-Zeiten war die Pickelplage ein Exotikum“

>>Spiegel<<

„Zu DDR-Zeiten war die Pickelplage ein Exotikum. Doch etwa seit 1990, berichtet der Erfurter Hautarzt, habe sich – „vorsichtig geschätzt“ – die Anzahl der Fälle „mindestens verdoppelt“. Gleiches beobachten Wissenschaftler bei Asthma und Heuschnupfen, auch diese Allergien breiten sich derzeit rapide im Osten aus.“

Fallzahl von Allergien: „Mindestens verdoppelt“

Alleine das Beispiel mit der untergegangen DDR: Widerlegt die Kuhstall-Keim-These. Kleine Bauernhöfe waren in der DDR noch seltener anzutreffen, als im damaligen Westdeutschland. Trotz Wiedervereinigung, lebten viele Menschen einfach in den selben Wohnungen und Häuser weiter – wie die Jahrzehnte zuvor. Die Wiedervereinigung brachte für viele Arbeitsplatzverlust und Armut mit sich: Das Allergien eine Wohlstandkrankheit seien, auch diese These scheint wenig stichhaltig zu sein.

Allergien sind keine Wohlstandskrankheiten

Die wesentlichste Änderung nach 1990 waren die Produkte des täglichen Bedarfs: Von Waschmittel über Duschgel, bis hin zu den Nahrungsmitteln und Getränken fand tatsächlich eine „Wiedervereinigung“ statt. Etwas vergleichbares ist auch in Entwicklungsländern zu beobachten. Aber zu solchen recht einfachen Schlüssen ist der staatliche Rundfunk nicht in der Lage: Denn dazu müsste man staatliche Forschungsvorhaben kritisieren und dort auch mal eine unerwünschte Frage stellen.