Die verschwiegenen Kosten für die Schnellfahrstrecke in der Lausitz

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Die neuen Hochgeschwindigkeitszüge sollen in der Lausitz dem Weg in die Zukunft weisen. Mit Tempo 200 über das Land reisen. Schon seit längerer Zeit wird das Schienennetz für diese Geschwindigkeiten ertüchtigt. Allerdings wurde diese Reisegeschwindigkeit sehr teuer erkauft. Trotz atemberaubender Investitionen fährt die Deutsche Bahn im Fernverkehr große Verluste ein. Bei Licht betrachtet: Es handelt sich mehr um ein psychologisches Prestigeprojekt, was sich kaum wirtschaftlich rechtfertigen lässt. Zudem wird durch Bau und Unterhalt der Hochgeschwindigkeitsstrecken viel Geld gebunden – Geld, welche an anderer Stelle – besonders im Nah- und Güterverkehr – fehlt.

Bahn: “Wenig in seine Schienenwege investiert” – “Die Instandhaltung schleifen lassen”

>>Welt<<

“Jahrzehnte hat Deutschland zu wenig in seine Schienenwege investiert, die Instandhaltung schleifen lassen. … Denn je schlechter die Schienenwege sind, desto öfter gibt es die gefürchteten Störungen im Betriebsablauf. Sind Umleitungen nötig. Kann nur langsamer gefahren werden. Vor allem aber stauen sich die Züge in den Stoßzeiten vor den großen Bahnknoten, den Gleiskreuzungen und Zuführungen in und rund um die großen Städte. Das Ergebnis sind Verspätungen und Ausfälle.”

Verspätungen: “Denn je schlechter die Schienenwege sind, desto öfter gibt es die gefürchteten Störungen im Betriebsablauf”

Die unübersehbaren Verspätungen der Deutschen Bahn zeichnen sich hieran ab. Trotzdem findet kein Umdenken statt. Ganz im Gegenteil neue Schnellfahrstrecken sind bereits in Planung gegeben worden.

“Lausitz soll als Ausgleich für den Kohleausstieg bessere Bahnverbindungen bekommen”

>>Der Tagesspiegel<<

“Die Lausitz soll als Ausgleich für den Kohleausstieg bessere Bahnverbindungen bekommen. … So soll weiterhin die Strecke Berlin-Cottbus-Görlitz durchgehend zweigleisig und elektrifiziert für Tempo 200 ausgebaut werden. … Diese geplante ICE-Trasse werde aber die Hälfte der Finanzmittel binden, die für die Bahnprojekte zur Verfügung steht, kritisiert der Verband. Die Folge: Das Geld fehlt an anderer Stelle für den Ausbau in der Fläche.”

Schnellfahrstrecke in der Lausitz: “Hälfte der Finanzmittel binden” – “Geld fehlt an anderer Stelle für den Ausbau in der Fläche”

Über die Sinnhaftigkeit solcher Projekt sind sicherlich einige Fragezeichen angebracht. Doch – selbst bei Fertigstellung der Strecke – wird ein Hochgeschwindigkeitszug tatsächlich regelmäßig die Lausitz bedienen? – Daran darf getrost gezweifelt werden. Vielmehr stellt sich die Strecke Berlin-Cottbus-Görlitz eher als Teilstück eines ganz anderen Schnellfahrstrecke heraus.

“IC-Zuges von Berlin nach Breslau beträgt heute 5 ¾ Stunden” – “Zug im Jahr 1939 gerade mal 2 ½ Stunden benötigte”

>>Stadt Berlin<<

“Die Fahrzeit des einzigen IC-Zuges von Berlin nach Breslau beträgt heute 5 ¾ Stunden, während der schnellste Zug im Jahr 1939 gerade mal 2 ½ Stunden benötigte. … Konkrete Ziele der Oder-Partnerschaft sind: …. Gemeinsames Lobbying gegenüber den nationalen Regierungen und der EU für den beschleunigten Ausbau der grenzüberschreitenden Bahnstrecken auf einen Mindeststandard von 160 km/h (langfristig) … “

“Ausbau der grenzüberschreitenden Bahnstrecken auf einen Mindeststandard von 160 km/h”

Vereinfacht: Ähnlich wie bei anderen Hochgeschwindigkeitsstrecken werden nur die großen Metropolen bedient und das flache Land bleibt außen vor. Beispielsweise bei der Schnellfahrstrecke Strecke Berlin-München hält verhältnismäßig selten ein Zug in der Landeshauptstadt Erfurt an. Über das “restliche Thüringen” brauch kein Wort verloren werden. Zusammengefasst: Es werden riesige Summen an öffentlichen Geldmitteln in neue Hochgeschwindigkeitsstrecken investiert, wovon aber nur die Einwohner von großen Städten etwas haben. Zu allen Überfluss bringt die große Sucht nach mehr Geschwindigkeit noch ganz andere Probleme mit.

“Reisezüge wie der ICE drängen die Güterzüge jedoch immer wieder aufs Abstellgleis”

>>LOK Report<<

“Die Schiene wird mit steigender Entfernung für den Güterverkehr immer attraktiver (nur ein Lokführer statt 50 LKW-Fahrer). Die schnellen Reisezüge wie der ICE drängen die Güterzüge jedoch immer wieder aufs Abstellgleis. Damit Speditionen die Bahn nutzen, müssen die Güterzüge zuverlässiger und ohne lange Wartezeiten ans Ziel kommen. Nur so können die Waren in attraktiven Zeiten befördert werden. … Schon in den nächsten Jahren kann das Verkehrsangebot der Bahn mit einer Harmonisierung der Durchschnittsgeschwindigkeiten im mittleren Tempo (ca. 120 km/h) für den Personen- und insbesondere im Güterverkehr schnell um ein Mehrfaches gesteigert werden. Mit einem mindestens 10-Minuten-Takt gerade auf überlasteten Verbindungen wie Hamburg – Hannover können dann die Personenzüge zuverlässig und energieeffizient verkehren. Das dichtere Taktangebot wird für die meisten Fahrgäste auch bei teilweise langsamer fahrenden Fernzügen zu kürzeren Reisezeiten führen. Die Güterzüge können eingereiht in den Rhythmus der Reisezüge mitfahren.”

Steigerung: “Verkehrsangebot der Bahn mit einer Harmonisierung der Durchschnittsgeschwindigkeiten”

Die Hochgeschwindigkeitszüge wirken sich wie ein Fremdkörper auf das übrige Schienennetz aus. Überspitzt: Der gesamt restliche Bahnverkehr wird zum Stillstand gebracht, nur damit ein Schnellzug mit Hochgeschwindigkeit passieren kann. Damit geht logischerweise die Auslastung des Schienennetzes zurück, wodurch ein wirtschaftlicher Schaden entsteht. Zumal die Schnellzüge keine wirkliche Marktlücke schließen können. Zwischen den einzelnen Metropolen pendeln in regelmäßigen Abständen viele Fluggesellschaften hin und her. Vereinfacht: Ein Flugzeug braucht keine rund 1.000 Kilometer lange Landebahn zwischen Berlin und München und es ist trotzdem schneller. Dagegen sieht es in vielen ländlichen Regionen eher traurig aus. Die Herrnhuter Bahn lässt sich hier als Paradebeispiel anführen.

“Hinter dem Namen „Herrnhuter Bahn“ verbirgt sich die Eisenbahnstrecke von Löbau nach Zittau über Herrnhut”

>>Pro Herrnhuter Bahn<<

“Hinter dem Namen „Herrnhuter Bahn“ verbirgt sich die Eisenbahnstrecke von Löbau nach Zittau über Herrnhut. Von ihr zweigen in Niedercunnersdorf die Strecke nach Ebersbach und in Oberoderwitz die Strecke nach Wilthen/Bischofswerda ab. Zwischen Löbau und Niedercunnersdorf sowie zwischen Oberoderwitz und Zittau ist die alte „Löbau-Zittauer Eisenbahn“ noch in Betrieb.”

“Zwischen Löbau und Niedercunnersdorf sowie zwischen Oberoderwitz und Zittau ist die alte „Löbau-Zittauer Eisenbahn“ noch in Betrieb”

Die Strecke ist nach der weltberühmten kleinen Stadt Herrnhut inoffiziell benannt worden und sie bindet überwiegend viele kleine Dörfer im Lausitzer Bergland an. Die Wiederinbetriebnahme der Strecke ließe sich in verhältnismäßig kurzer Zeit und mit geringen finanziellen Aufwand bewerkstelligen. Stattdessen wird eine vielfach teurere Schnellfahrstrecke an anderer Stelle mit fragwürdigen Nutzen vorangetrieben.