IT-Technologie & Bürgerwissenschaft: “Noch heute arbeiten die Computer im Wesentlichen nach Zuses Konstruktionsprinzip”

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IT-Technologie und Bürgerwissenschaft – respektive Citizen Science – hören sich oberflächlich wie zwei Gegensätze an. Schließlich ist die Entwicklung von Computern und deren Komponenten ausschließlich großen Unternehmen vorbehalten. Das ist aber so nicht ganz richtig. Schon die Erfindung des ersten digitalen Computers rührt aus einer ganz anderen Ecke her.

“Konrad Zuse ist der Erfinder des ersten programmierbaren Computers” – “Ohne ihn könnten Sie das hier nicht lesen”

>> ZCOM Zuse-Computer-Museum<<

“Konrad Zuse ist der Erfinder des ersten programmierbaren Computers. Ohne ihn könnten Sie das hier nicht lesen. … Konrad Zuse (1910 – 1995) war einer der einflussreichsten deutschen Erfinder. Er entwickelte 1941 die erste funktionsfähige, programmgesteuerte, frei programmierbare Rechenmaschine in binärer Gleitpunktrechnung der Welt: den Computer. Und noch heute arbeiten die Computer im Wesentlichen nach Zuses Konstruktionsprinzip.”

“Noch heute arbeiten die Computer im Wesentlichen nach Zuses Konstruktionsprinzip”

Eigentlich ist Konrad Zuse aus einer fachfremden Richtung gekommen: Er war Bauingenieur gewesen und er wollte mit seiner Erfindung – ursprünglich – ein eher “berufsinternes Problem” lösen. Die aufwendige Rechenarbeit sollte mit seiner Rechenmaschine vereinfacht werden. Sein Lebensweg ist hierbei keine Ausnahme, sondern spiegelt vielmehr die Erfahrungen von vielen herausragende Figuren der Wissenschaftsgeschichte wider.

“Auf ihren Gebieten Amateure” – “Charles Darwin und Gregor Mendel gelten zu Recht als herausragende Figuren”

>>Citizen Science Das unterschätzte Wissen der Laien von Peter Finke (Buch) <<

“Charles Darwin und Gregor Mendel gelten zu Recht als herausragende Figuren der Wissenschaftsgeschichte. Sie waren freilich auf ihren Gebieten Amateure, keine Berufsforscher im heutigen Sinne. Was sie antrieb, war eine unstillbare Neugier, die auch heute noch vielen Laien zu Eigen ist und in leidenschaftlich gepflegten Hobbys und ehrenamtlicher Forschung in vielen Problemfeldern der Zivilgesellschaft ihren Ausdruck findet. Doch Wissenschaft und Forschung gelten mittlerweile als Privileg der Profis, das oftmals lebensnähere Wirken der Laien als zweitklassig. Dabei sind ihre Leistungen bedeutsamer denn je: das Jahrhundertprojekt Wikipedia wäre ohne Citizen Science undenkbar und auch erfolgreiches bürgerschaftliches Engagement kommt ohne fundierte Sachkenntnisse nicht aus.”

“Wikipedia wäre ohne Citizen Science undenkbar”

Natürlich ist es interessant zu sehen: Auf welche Weise die etablierte Wissenschaft darauf reagiert und welchen genauen Worte sie wählt.

Bürgerwissenschaft: “Im Kern ein bewährtes Konzept”

>>Leibniz-Gemeinschaft<<

“Citizen Science (“Bürgerwissenschaft”) klingt nach einer neuen Erfindung, ist aber im Kern ein bewährtes Konzept: Bürgerinnen und Bürger beteiligen sich in unterschiedlicher Art und Weise an der Wissensbeschaffung und am Erkenntnisgewinn.”

Bürgerwissenschaft – Eine Beteiligung am Erkenntnisgewinn?

Eine Beteiligung am Erkenntnisgewinn? In vielen Fällen war es wohl eher genau andersherum gewesen. Als der erste digitale Computer durch Konrad Zuse das rechnen lernte, da konnten die Universitäten schon auf viele Jahrhunderte eigener Geschichte zurückblicken. Kurzum: Eine Universität oder andere staatliche Forschungseinrichtung hätte genauso diese Erfindung machen können. Zugleich steht das Prinzip “wissenschaftliches Arbeiten” grundsätzlich jeden Menschen offen. Insbesondere der Computer stellt auch heute noch eine schon Beispiel von Bürgerwissenschaft dar.

“Im Jahr 2001 wurde ein freiwilliges Rücknahme- und Recyclingprogramm für gebrauchte Bürocomputer eingeführt”

>>Herrschaft der Dinge von Frank Trentmann (Buch) <<

“Im Jahr 2001 wurde ein freiwilliges Rücknahme- und Recyclingprogramm für gebrauchte Bürocomputer eingeführt. Zwei Jahre später wurde es auf Heimcomputer ausgeweitet. Bis 2004 waren die Japaner so weit, dass zwei Drittel der gebrauchten Geräte nicht mehr im Abfall landeten, sondern eingesammelt und für den heimischen Markt oder den Export instand gesetzt wurden. Von den 7 Millionen gebrauchten Computern, die jedes Jahr in Japan aussortiert werden, finden mittlerweile nach Angabe der Refurbished Information Technology Equipment Association (RITEA), des Verbands der mit der Wiederverwendung von Computern befassten Unternehmen, mehr als 1 Million den Weg zurück auf den Gebrauchtwarenmarkt. RITEA führte Kennzeichnungs- und Einstufungssysteme sowie Leitlinien zum Löschen von Daten ein.”

Japan: “Freiwilliges Rücknahme- und Recyclingprogramm” – “Zwei Drittel der gebrauchten Geräte nicht mehr im Abfall landeten”

Lange Zeit sind gebrauchte Computer einfach nur im Müll gelandet. Nur wenige Menschen haben sich ernsthaft mit der Wiederverwendung von IT-Technik und damit verbundenen Problemen beschäftigt. An ein Kennzeichnungs- und Einstufungssystem für gebrauchte Technik wäre nicht im Entferntesten zu denken gewesen. Nichtsdestoweniger ist die Bürgerwissenschaft auch in anderen Bereichen aktiv.

“Citizen Science ist auf allen Forschungsgebieten zu einem Kapazitätsmultiplikator geworden”

>>Die zweite Renaissance: Warum die Menschheit vor dem Wendepunkt steht von Ian Goldin & Chris Kutarna (Buch) <<

“Citizen Science ist auf allen Forschungsgebieten zu einem Kapazitätsmultiplikator geworden. Ergebnisse, die einst ein produktives Labor ein ganzes Leben lang beschäftigt hätten, lassen sich heute von einer Handvoll Kuratoren in wenigen Jahren koordinieren.”

Aus welcher Richtung werden die großen wegweisenden Erfindungen in Zukunft kommen?

Natürlich ist die Frage interessant: Aus welcher Richtung werden die großen wegweisenden Erfindungen in Zukunft kommen? Seinen Fokus sollte hierbei nicht nur auf die etablierte Wissenschaft gerichtet sein.