OECD-Statistik: „In Deutschland mehr Bildungsabsteiger leben als anderswo“

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Von Friedrich den Große ist überliefert, dass er die schönen Künste und vorallen Bildung massiv förderte. Jedoch das 21. Jahrhundert hat andere Voraussetzungen: Heutzutage hängen Bildungserfolg und Herkunft unmittelbar miteinander zusammen. „Die OECD-Statistik über die Bildungsmobilität legt nahe, dass in Deutschland mehr Bildungsabsteiger leben als anderswo.“ so die nüchterne Erkenntnis. Die Ursachen sind seit Jahren bekannt.

“Von 100 Kindern, deren Eltern studiert haben, nehmen 71 ein Studium auf”

>>Süddeutsche Zeitung<<

„Von 100 Kindern, deren Eltern studiert haben, nehmen 71 ein Studium auf. Von 100 Kindern, deren Eltern nicht studiert haben, sind es lediglich 24, obwohl auch von ihnen fast doppelt so viele Abitur oder einen vergleichbaren Schulabschluss machen. Doch wo liegen die Ursachen dafür? Katja Urbatsch hat selbst als Erste in ihrer Familie studiert.“

“Von 100 Kindern, deren Eltern nicht studiert haben, sind es lediglich 24

Also von rund 100 Kindern, deren Eltern eine Hochschulausbildung absolviert haben, entscheiden sich 71 für ein Studium. Im Gegensatz dazu sind es bei den Kindern von Nichtakademikern nur 24, obwohl fast doppelt so viele von ihnen das Abitur oder einen ähnlichen Schulabschluss erwerben.

“Während Kinder aus akademischen Haushalten meist ganz selbstverständlich ein Studium ergreifen”

>>Spiegel<<

„Doch das ist nicht die Realität, denn während Kinder aus akademischen Haushalten meist ganz selbstverständlich ein Studium ergreifen, so sieht das bei Kindern aus nicht akademischen Haushalten ganz anders aus: Von 100 Nichtakademikerkindern studieren gerade einmal 23, von 100 Akademikerkindern sind es 77.“

“Von 100 Nichtakademikerkindern studieren gerade einmal 23, von 100 Akademikerkindern sind es 77”

Doch was sind die Gründe dafür? Während Kinder aus akademischen Familien oft selbstverständlich ein Studium aufnehmen, sieht es bei Kindern aus nicht-akademischen Haushalten anders aus: Von 100 Nicht-Akademikerkindern studieren gerade einmal 23, hingegen sind es bei Akademikerkindern gleich ganze 77. Oftmals fehlt nicht nur ideelle Unterstützung, sondern auch finanzielle Mittel.

„Nicht nur die ideelle Unterstützung, sondern auch die finanzielle fehlt oft”

>>Katja Urbatsch<<

„Nicht nur die ideelle Unterstützung, sondern auch die finanzielle fehlt oft. Was ist, wenn eine Schülerin studieren möchte – und überhaupt kein Geld zur Verfügung steht? Weil ein Studium auch aus finanzieller Sicht ein Risiko bedeutet, wird der Druck auf den Studenten enorm erhöht. Wenn er es nicht schafft, steht man vor dem Nichts – und hat sich oft noch verschuldet.“

“Was ist, wenn eine Schülerin studieren möchte – und überhaupt kein Geld zur Verfügung steht?”

Was passiert also mit Schülern, welche gerne studieren möchten und keinerlei Geld zur Verfügung haben? Da ein Studium auch finanziell riskant ist, steigt der Druck enorm an. Wenn man scheitert, dann steht derjenige vor dem Nichts. Häufig kommt sogar noch eine enorme Verschuldung obendrauf. Arbeiterkinder erhalten trotz guter Leistungen seltener eine Empfehlung für das Gymnasium, was entgegen des Sozialstaatsprinzip steht.

„Arbeiterkinder bekommen trotz guter Leistungen seltener eine Gymnasialempfehlung als Kinder studierter Eltern”

>>Frankfurter Allgemeine Zeitung<<

„Arbeiterkinder bekommen trotz guter Leistungen seltener eine Gymnasialempfehlung als Kinder studierter Eltern, die in ihrem bildungsbürgerlichen Habitus dem der Lehrer ähneln. In einer vom Bildungsministerium im Jahr 2010 herausgegebenen Studie heißt es dazu: „Noch immer haben Jugendliche aus der Oberschicht ungefähr dreimal so hohe Chancen, ein Gymnasium anstelle einer Realschule zu besuchen, wie Jugendliche aus Arbeiterfamilien – und zwar auch dann, wenn man nur Schülerinnen und Schüler mit gleicher Begabung und gleichen Fachleistungen vergleicht.“ … Die Zahlen stammen von der OECD. Und die gibt Deutschland schlechte Noten, wenn es um Gerechtigkeit in der Bildung geht. „Gerade für Schüler aus sozial schwachen Familien bleibt das Versprechen ,Aufstieg durch Bildung‘ häufig in weiter Ferne“, sagte Heino von Meyer, Leiter des „OECD Berlin Centre“, bei der Vorstellung des OECD-Bildungsberichts 2014 in Berlin. Die Bildungsmobilität sei hier so gering wie in kaum einem anderen OECD-Land. … Bildung ist immer noch der beste Schutz vor Armut, und die Einkommensunterschiede zwischen hoch und niedrig Gebildeten wachsen immer weiter; auch das zeigt der OECD-Bericht.“

“Gerade für Schüler aus sozial schwachen Familien bleibt das Versprechen ,Aufstieg durch Bildung‘ häufig in weiter Ferne”

Die Aufstiegsmöglichkeiten im Bildungssystem sind hier so gering wie in kaum einem anderen Land der OECD. Eine gute Ausbildung ist nach wie vor die beste Absicherung gegen Armut, während die Einkommensunterschiede zwischen hoch- und niedrigqualifizierten Personen weiterhin zunehmen, was auch ein OECD-Bericht aufzeigt.

Wie sehen die Aufstiegsmöglichkeiten im Bildungssystem wirklich aus?

>>Spiegel<<

„Dabei hat die Bundesregierung den Bericht gegenüber einem ersten Entwurf deutlich entschärft. Ursprünglich waren die Autoren zu dem Schluss gekommen, „dass eine Anhebung der Bedarfssätze und Freibeträge sowie der Höchstbeträge bei den Sozialpauschalen notwendig wird“. In der am Mittwoch verabschiedeten Fassung heißt es nur noch, „dass eine mögliche Neufestlegung der Bedarfssätze und Freibeträge sowie der Höchstbeträge bei den Sozialpauschalen eine Aufgabe der künftigen Bundesregierung ist“. Die politische Schlussfolgerung wurde durch eine unverbindliche Aufgabenbeschreibung ersetzt.“

“Die politische Schlussfolgerung wurde durch eine unverbindliche Aufgabenbeschreibung ersetzt”

Die Bundesregierung hat den Bericht im Vergleich zum ersten Entwurf erheblich abgeschwächt. Ursprünglich sind die Autoren zu einem erheblich drastischen Schluss gekommen. In der verabschiedeten Fassung vom Mittwoch heißt es nun lediglich: “ … mögliche Neufestlegung der Bedarfssätze und Freibeträge sowie der Höchstbeträge bei den Sozialpauschalen eine Aufgabe der künftigen Bundesregierung ist“. Die Schlussfolgerung wurde also dahingehend geändert, dass diese durch eine unverbindliche Absichtserklärung ersetzt wurde.