Zivilcourage & Waffen: Besser wegschauen und weggehen

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Die Polizei rät: „Hinsehen statt wegschauen, Engagement statt Gleichgültigkeit: Mit ihrer Informationsoffensive „Aktion-tu-was“ will die Polizei innerhalb der Bevölkerung das Bewusstsein für mehr Solidarität und größere Hilfsbereitschaft stärken.“  Bedauerlicherweise vergaßen die Beamten zu erwähnen: Selbst sogenanntes „gaffen“ wird mittlerweile mit bis zu einen Jahr Gefängnis bestraft, deswegen wäre es ratsam: Besser nicht zu lange „hinzuschauen“ . Auch das mit der eingeforderten Hilfsbereitschaft, sollte man hierbei keineswegs allzu wörtlich nehmen.

Warum Zivilcourage häufig keine gute Idee ist

>>Focus<<

„Glücklicherweise wurde eine Gruppe auf ihn aufmerksam, die nicht lange zögerte: Zwei Männer liefen runter zum Wasser, um zu helfen. Dazu besorgte ein 57-Jähriger einen Reifen und stieg dann ebenfalls ins Wasser. „Ich hatte aber selbst nicht das Gefühl, im Wasser in Gefahr gewesen zu sein“, sagte er der „tz“. Schlussendlich konnten sie den 61-Jährigen retten und alle vier Männer hielten sich am Reifen fest, bis die Feuerwehr kam und sie aus dem Wasser zog. An Land wurden sie durch das Bayerische Rote Kreuz betreut. Dessen Abrechnungsstelle schickte dem 57-Jährigen aus Troisdorf Wochen später einen Brief. Für seine Rettung solle er 1100 Euro bezahlen. „Es kann doch nicht sein, dass ich versuche, ein Menschenleben zu retten, und dafür bezahlen soll?“, soll er in einem Antwortschreiben geäußert haben, wie die „tz“ berichtet. Er verweigerte die Zahlung. Das BRK antwortete, dass es eigentlich egal sei, wer an der Geschichte verantwortlich sei.“

Retter muss 1.100 Euro Strafe zahlen

>>tz<<

„Uwe W. ist auf dem Heimweg, als in der U-Bahn ein stark alkoholisierter Mann eine Frau mit einer Bierflasche niederschlägt. Als er einschreitet, kommt es zu einem Gerangel, bei dem der Rowdy ins Gleisbett stürzt und sich dabei die Hand bricht. Das Gericht brummt Uwe W. 600 Euro auf – wegen vorsätzlicher Körperverletzung. Der Münchner versteht die Welt nicht mehr. Er half – und wurde dafür bestraft. Ob er das nächste Mal hinschaut, weiß er nicht: „Zivilcourage lohnt sich nicht!“ Dominik Brunner hat nicht weggesehen, als Menschen in Gefahr waren. Sein Verhalten ist Vorbild für eine menschliche Gesellschaft. Sein Tod ist Mahnung gegen Gleichgültigkeit, Brutalität und Gewalt.“ Als Ministerpräsident Horst Seehofer am 16. September 2009 diese Sätze sprach, stand ganz Deutschland unter Schock. Erst vier Tage zuvor hatten zwei Jugendliche den Manager in Solln zu Tode geprügelt. Der 50-Jährige hatte sich vor Kinder gestellt, die von den Schlägern erpresst und geschlagen worden waren. Politiker sprachen ihm ihre Hochachtung aus. „Dominik Brunner hat Maßstäbe für Zivilcourage gesetzt. Wir dürfen Menschen, die Zivilcourage zeigen, nicht allein lassen“, betont Bundeskanzlerin Angela Merkel.“

„Zivilcourage lohnt sich nicht!“

In eine ganz ähnliche Richtung gehen auch Aussagen der Exekutive, sprich Polizei.

>>Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes<<

„Es gibt Situationen, in denen die Täter offensichtlich stärker und zu jeder Art von Gewalt bereit sind. Wegsehen oder weglaufen aber ist keine Lösung: Suchen Sie Mitstreiter und verständigen Sie umgehend die Polizei. Achten Sie auf räumliche Distanz zum Täter und sprechen Sie das Opfer an: „Kommen Sie her zu uns, wir helfen Ihnen!“ Greifen Sie ein und machen Sie klar, dass Gewalt keine Privatangelegenheit ist. Wichtig: “Duzen” Sie den Täter nicht, denn sonst könnten umstehende Passanten einen rein persönlichen Konflikt vermuten. Vermeiden Sie es auch, den Täter zu provozieren oder sich provozieren zu lassen! Behalten Sie einen kühlen Kopf, denn schließlich geht es um unser aller Sicherheit.“

Weltfremde Ratschläge der Polizei

>>Spiegel<<

„Mehr als eine Woche nach den Anschlägen in Katalonien ist eine Deutsche ihren schweren Verletzungen erlegen. Die 51-Jährige starb am Sonntagmorgen in einem Krankenhaus in Barcelona, wie die katalanische Zivilschutzbehörde mitteilte. Damit stieg die Zahl der Todesopfer bei den Anschlägen in Barcelona und dem Badeort Cambrils auf 16. Bei den Anschlägen war am 17. August ein 22-jähriger gebürtiger Marokkaner mit einem Lieferwagen in die Menschenmenge auf Barcelonas Flaniermeile Las Ramblas gerast. Dabei wurde Berichten zufolge auch die mittlerweile verstorbene 51-jährige Frau aus Deutschland verletzt. In Cambrils lenkten Angreifer ein Auto in eine Gruppe von Passanten.“

Bürger sind Anschlägen schutzlos ausgeliefert

Anschläge dieser Art waren früher ausschließlich auf den Nahen Osten beschränkt. Mittlerweile breiten sich Terrorakte mit Fahrzeugen – respektive Lastwaagen – ebenfalls in heimischen Gefilden zum Massenphänomen aus. Niemand kann seriös beurteilen, wieviele Dschihadisten gegenwärtig Vorort sind und neue Anschläge planen. Anders als bei der Amokfahrt auf den Berliner Weihnachtsmarkt am 19. Dezember 2016 wurde in Barcelona keine Großveranstaltung, sondern gezielt eine belebte Menschenansammlung ausgewählt.

Belebte Menschenmengen sind beliebte Ziele für Terroristen

Demnach müssten nicht nur die zahlreich vorhandenen Festivitäten wie Dorf-, Stadt-, Weinfeinfeste etc. abgesichert – sondern jede etwaige Ansammlung von Menschen sicherheitstechnisch geschützt werden. In der Praxis dürfte das ein aussichtsloses Unterfangen sein. Hinzu kommt: Logischerweise finden diese Taten nur in einen schmalen Zeitfenster statt. Das bedeutet: Bis Irgendjemand die Polizei gerufen hat, diese am Ort des Geschehens eingetroffen ist, haben die Täter in der Regel ihr grausiges Werk bereits vollendet.

Bis die Polizei eintrifft ist der Anschlag bereits gelaufen

>>20 Minuten<<

„Auch die Bevölkerung reagiert auf die Messerattacken der letzten Wochen: Tausende von Israelis wollen sich nun bewaffnen. Der israelische Armeesender berichtete am Montag von einem deutlichen Anstieg der Anträge für einen Waffenschein. Polizeiminister Gilad Erdan hatte wegen der vielen Anschläge angekündigt, er wolle den Prozess zum Erwerb eines Waffenscheins erleichtern und beschleunigen. … Seit Monatsbeginn sind bei palästinensischen Schuss- und Messerattacken acht Israelis getötet worden.“

Schutz von Sicherheits- und Rettungskräften – Die durchschnittliche Bevölkerung bleibt außen vor

Abhilfe ließe sich auf politischen Wege schnell und einfach umsetzen. Denn in gewohnter Regelmäßigkeit beweist die jeweils amtierenden Regierungen, das in windeseile Gesetze – sowohl durch den Bundestag als auch Bundesrat – gebracht werden: Wie beispielsweise besserer Schutz von Sicherheits- und Rettungskräftenallerdings ausschließlich beschränkt auf Staatsbedienstete. Das normale Volk lassen die abgeordneten „Volksvertreter“ gewöhnlich außen vor.