Ägypten: Weiterer Christ bei Messerangriff getötet

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Ärztliche Atteste und „Versöhnungstreffen“ untergraben Strafverfolgung

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Von Open Doors

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Am 8. Juni starb Kirolos Nagah Megali an den Folgen der Verletzungen, die er drei Tage zuvor bei einem Angriff mit einem Buschmesser erlitten hatte. Er ist bereits das dritte bekannte Opfer einer Serie von Anschlägen auf einzelne Christen, die in den vergangenen Monaten in Ägypten verübt wurden.

Angreifer macht psychische Störung geltend

Kirolos arbeitete bis vor Kurzem in Kuwait und war zu Besuch bei seiner Familie. Er war gerade mit einem Motorrad unterwegs, als ein Mann ihn gewaltsam herunterzog und mit einer Machete angriff. Kirolos wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht, während der Angreifer festgenommen und inhaftiert wurde. Nach offiziellen Angaben des Innenministeriums hat er zugegeben, den Kopten getötet zu haben; das berichtet das Nachrichtenportal Coptic Solidarity.

Laut Kirolos‘ Bruder Mehat hat der Angreifer mittlerweile behauptet, er leide unter einer psychischen Krankheit. Er vermutet, die Familie des Täters habe diesem ein entsprechendes ärztliches Attest „gekauft“. Mehat erklärte gegenüber Coptic Solidarity, es sei schwer zu verstehen, wie ein Mann, der imstande sei nach Libyen zu reisen und dort zu arbeiten, plötzlich eine psychische Störung geltend machen könne, nachdem er mutmaßlich seinen Bruder getötet habe. Hinzu kommt, dass der Angreifer bereits vor zwei Jahren nach einem Überfall auf einen Christen zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden war. Nach dem Urteilsspruch war jedoch ein sogenanntes „Versöhnungstreffen“ einberufen worden, wie dies in vergleichbaren Fällen häufig geschieht. Experten von Open Doors weisen darauf hin, dass bei diesen Zusammenkünften in der Regel Angehörige der christlichen Minderheit übervorteilt werden, während muslimische Täter unbehelligt davonkommen. Auch in diesem Fall war der Verurteilte freigekommen und anschließend nach Libyen gezogen. Dort knüpfte er Berichten zufolge Kontakte zu islamisch-extremistischen Gruppen. Er war erst zwei Tage vor dem Mordanschlag von dort zurückgekehrt.

„Kein Problem, mich der Polizei auszuliefern“

In einem anderen Mordfall hat ein Gericht in Alexandria am 9. Juni einen Mann zum Tode verurteilt. Die Richter befanden ihn für schuldig, am 7. April den koptischen Priester Arsanius Wadeed (56) erstochen zu haben, als dieser an einer Strandpromenade in Alexandria spazieren ging.

Bereits im Mai wurde Rani Ra’fat, ein koptischer Christ aus al-Daba im Nordwesten Ägyptens, bei einem Angriff außerhalb seiner Werkstatt getötet. Seine Leiche wurde mit 22 Kugeln gefunden. Die Angreifer konnten entkommen. Wenig später veröffentlichte jedoch ein Mann auf dem sozialen Netzwerk TikTok ein Video, in dem er behauptet, Ra’fat aus Loyalität zu Allah getötet zu haben. Darin beschuldigt er Ra’fat, ein „Polytheist“ zu sein und „unsere Frauen zu schänden“, wie Coptic Solidarity berichtet. Er habe „kein Problem damit, sich der Polizei auszuliefern“. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war jedoch noch keine Festnahme erfolgt.

Auf dem Weltverfolgungsindex 2022 belegt Ägypten den 20. Platz unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.