“Wie ich lernte, die Bombe zu lieben” – Wasserstoffbomben als “Schwerter zu Pflugscharen” für zivile Bauvorhaben?

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Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben” – Dieser fiktive Filmtitel spielt ein bisschen auf die reale Person Edward Teller an. Dieser wird teilweise auch als “Vater der Wasserstoffbombebezeichnet. Zeit seines Lebens hat sich Edward Teller auch für die zivile Nutzung dieser Technologie ausgesprochen. Anders als viele Menschen jetzt denken mögen: Mal keine Energiegewinnung, sondern H-Bomben. Klingt vielleicht etwas paradox, aber durch die fortschreitende technologische Entwicklung ist das Thema erneut aufgekommen. Sogar bei der European Space Agency wird über die Nutzung diskutiert.

Abwehr von Asteroiden: “Wasserstoffbomben das anfliegende Objekt in kleinere Bruchstücke zerteilen” 

>>European Space Agency<<

“Was aber tun, wenn doch einmal ein großer Brocken mit zerstörerischem Potential auf die Erde zurast. Die logische Schlussfolgerung lautet dann: ihn von seiner Flugbahn ablenken oder zerstören. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Kollisionsbahn rechtzeitig und mit großer Sicherheit bestimmt wurde, denn nur dann ist die Einleitung von Gegenmaßnahmen möglich. Das Problem beschäftigt Forscher und Techniker seit Jahren und es wurden teils exotische Vorschläge andiskutiert. Eine Idee ist, dass Wasserstoffbomben das anfliegende Objekt in kleinere Bruchstücke zerteilen sollen oder der NEO mit einem koordinierten Angriff von Impactoren zerstört wird. Impactoren sind Einschlagkörper, die mit hoher Geschwindigkeit ein Ziel rammen und es so zerstören sollen.”

Abwehr von Asteroiden: “Das Problem beschäftigt Forscher und Techniker seit Jahren” 

Natürlich wäre auch eine Explosion in der Nähe des Asteroiden denkbar: Dadurch bliebe er intakt, doch die Flugbahn würde sich ändern, womit die Erde außer Gefahr wäre. Da im All ohnehin eine große kosmische Hintergrundstrahlung herrscht, wäre die freigesetzte Radioaktivität vernachlässigbar. Nichtsdestoweniger gäbe es auch sehr irdische Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoffbomben. Die Friedensparole “Schwerter zu Pflugscharen” lässt sich genauso auf Wasserstoffbomben anwenden.

Schwerter zu Pflugschare – Der Bau des “Panatomic Canal”

>>Die Ära der Ökologie von Joachim Radkau (Buch) <<

“Diese Differenz erklärt sich teilweise daraus, dass zwischen den Atomkonflikten in den USA und in der Bundesrepublik eine auffällige Ungleichzeitigkeit besteht. In den USA kulminierte der Konflikt bereits in den 1960er Jahren. Da gab es einen direkten Übergang von der Protestbewegung gegen Atomwaffentests in der Atmosphäre zu den Protesten gegen zivile Kernkraftwerke. Ein Bindeglied war der Protest gegen das Plowshare-Programm, dessen Titel auf die Devise der Friedensbewegung «Schwerter zu Pflugscharen» anspielte: das Programm eines zivilen Einsatzes von Atombomben, um einen neuen Panamakanal («Panatomic Canal») auf Meeresniveau ohne Schleusen durch den Isthmus von Panama zu sprengen.”

“Plowshare-Programm, dessen Titel auf die Devise der Friedensbewegung «Schwerter zu Pflugscharen» anspielte”

Dieser “neue Panamakanal” käme nicht nur ohne Schleusen und Begrenzungen der Schiffsgrößen aus, sondern würde eine deutliche Erhöhung der Frachtraten bringen. Zwar wäre dieser Kanalbau auch ohne Einsatz von Wasserstoffbomben möglich, aber kaum finanziell darstellbar. Zudem wird gerne eine entscheidende Tatsache ausgeblendet: Bei solchen großen Vorhaben kommen fast immer viele Menschen ums Leben. Alleine beim ersten – unvollendet – Vorhaben den Panamakanal zu bauen, mussten schätzungsweise 22.000 Arbeiter ihr Leben lassen. Über diese Toten wird nur ungern ein Wort verloren. Und auch andere Bauprojekte könnten mit Einsatz von Wasserstoffbomben viel leichter verwirklichen.

“Idee eines künstlichen Seehafens an Alaskas Westküste” – “Regierung in Washington zunächst befürwortete Project Chariot”

>>Gebrauchsanweisung für Alaska von Dirk Rohrbach (Buch) <<

“Auf noch lautere Kritik stieß das von der Regierung in Washington zunächst befürwortete Project Chariot, das ab 1958 in Alaska für Unruhe sorgte. Damals war die amerikanische Atomenergiebehörde auf der Suche nach zivilen Einsatzmöglichkeiten nuklearer Sprengköpfe. In Edward Teller, dem Vater der Wasserstoffbombe, fand sie einen zwar umstrittenen, aber auch kühnen Wissenschaftler, der schließlich die Idee eines künstlichen Seehafens an Alaskas Westküste ins Gespräch brachte. Den könnte man einfach mit ein paar thermonuklearen Sprengkörpern ins Beringmeer ballern und später bestimmt auch noch eine tolle Verwendung dafür finden.”

“Idee eines künstlichen Seehafens an Alaskas Westküste” –  “Einfach mit ein paar thermonuklearen Sprengkörpern ins Beringmeer ballern”

Einige dieser Vorhaben wurden damals ernsthaft diskutiert und sie sind heute fast in Vergessenheit geraten. Denn die Wasserstoffbomben wird fast ausschließlich aus militärischen Blickwinkel gesehen. Sicherlich keineswegs zu Unrecht: Die größte künstliche Explosion hat – nach bisherigen Stand – eine Wasserstoffbombe verursacht.

AN602-Wasserstoffbombe: “Ihre Sprengkraft übertraf alles, was die Menschheit bisher erlebt hatte”

>>Leben mit der Bombe von Werner Sonne (Buch) <<

“Es wurde zu einem Paukenschlag, der in der ganzen Welt zu hören war . Innerhalb von drei Monaten unternahmen die Sowjets eine lange Serie von Atombombentests in der Atmosphäre – darunter den stärksten in der noch kurzen Geschichte der Atomwaffen: Ein TU-95-Bomber warf am 30 . Oktober die AN602-Wasserstoffbombe, die die Bezeichnung „Zar“ bekam, über der Insel Nowaja Semlja im Norden Sibiriens ab . Ihre Sprengkraft übertraf alles, was die Menschheit bisher erlebt hatte: Zwischen 50 und 57 Megatonnen – 4000 Mal stärker als die Hiroshima-Bombe.”

AN602-Wasserstoffbombe: “Zwischen 50 und 57 Megatonnen – 4000 Mal stärker als die Hiroshima-Bombe”

Vereinfacht: Aus technischen Gründen können Wasserstoffbomben viel größere Explosionen erzeugen: Anders als bei anderen Kernwaffen wird von der “reinen Fusionsbombe” nur geringe Mengen an Radioaktivität freigesetzt: Allerdings wird für “Zündung der Fusion” eine gewöhnliche Kernwaffe benötigt, welche sehr wohl bedenkliche negative Folgeerscheinung hat. Doch genau dies könnte in Zukunft ganz anders aussehen.

“Fusionsexperiment für US-Kernwaffenprogramm erfolgreich”

>>Golem<<

“Fusionsexperiment für US-Kernwaffenprogramm erfolgreich – Bisher gelang das nur mit Hilfe von Explosionen in Nuklearwaffen. … Die Präsentation geschah durch das US Department of Energy, dem auch Bau, Wartung und Entwicklung des Kernwaffenarsenals der USA untersteht.”

Wasserstoffbomben: “Bisher gelang das nur mit Hilfe von Explosionen in Nuklearwaffen”

Die Forschungen an Fusionskraftwerken könnten also direkt in die Kernwaffenprogramme einfließen und zu einer ganz andere Generation von Wasserstoffbomben führen. Diese neuen Bomben würden also nur noch Wasserstoff zu Helium “verschmelzen” , womit nur sehr geringe Mengen an Radioaktivität freigesetzt würden. – Praktisch genauso wie auf der Sonne. Damit würden auch die Debatte über Bauprojekte – wie der “Panatomic Canal” – erneut aufflammen.