Lausitzer Geschichte – Als auf Demonstranten geschossen wurde: Der Kapp-Putsch in der Lausitz

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Im Jahre 1920 ernannte sich Wolfgang Kapp – mehr oder weniger – selbst zum Reichskanzler: Ziel war es eine gewählte Regierung zu stürzen. Unterstützung erhielten sie vom Militär. Auch zahlreiche Beamte und Adelige standen auf der Seite der Putschisten. Erst ein Generalstreik verhinderte die Machtübernahme: Doch zahlreiche Teilnehmer des Generalstreiks ließen dabei ihr Leben, darunter waren auch Lausitzer.

Der Kapp-Putsch in der Lausitz

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„In der Nacht vom 12. auf den 13. März 1920 marschierte die Marinebrigade Ehrhardt in das Berliner Stadtzentrum, um die Regierung zu stürzen. Der Staatsstreich wurde als »Kapp-Putsch« bekannt, benannt nach einem seiner Anführer, Wolfgang Kapp. Die Reichsregierung und der Reichstag reagierten auf den Putsch, indem sie zunächst nach Dresden und dann weiter nach Stuttgart flohen. Um zu zeigen, dass sie noch immer die Unterstützung des Volks hatten, riefen die Politiker den Generalstreik aus und hatten Erfolg: Am 14. und 15. März gingen mehr als zwölf Millionen Menschen nicht zur Arbeit. Die Auswirkungen waren sofort spürbar: Das Verkehrs- und Transportwesen kam zum Erliegen und die öffentlichen Versorgungsbetriebe, wie Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke, mussten ihren Dienst einstellen. Nach wenigen Tagen brach der Putsch zusammen und die Regierung kehrte nach Berlin zurück.“

Warum der „Kapp-Putsch“ ein Militärputsch war?

Der sogenannte „Kapp-Putsch“ war im Grunde genommen ein Militärputsch, auch wenn heutige Historiker es anders sehen sollten: Nichtzuletzt wurde er hauptsächlich vom Militär getragen. Denn besonders die Offiziere waren mit dem Ergebnissen des Versailler Vertrages unzufrieden: Der Stein des Anstoßes war dabei in erster Linie die Bestimmung das Heer auf 100.000 Mann zu reduzieren, womit viele Soldaten arbeitslos wurden. – Darunter befand sich auch eine Garnison in Cottbus.

„Kapp-Putsch“ – Zu unzufriedenen Offizieren gesellten sich Adelige und Beamte

Zu den unzufriedenen Offizieren gesellten sich vorwiegend Adelige und Beamte: Genauso ließt sich auch die illustre Namensliste der Putschisten.

„Kapp-Putsch“ – Wolfgang Kapp: Der Putsch eines Verwaltungsbeamten

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„Das Unternehmen, das maßgeblich von Wolfgang Kapp, dem Generaldirektor der ostpreußischen Landschaft – einer öffentlich-rechtlichen Kreditanstalt zur Förderung des grundbesitzenden Adels – und dem soeben abgelösten Kommandierenden General des Reichswehrgruppenkommandos in Berlin, Walther Freiherr von Lüttwitz, vorbereitet worden war und die Unterstützung des ehemaligen Generalquartiermeisters des kaiserlichen Heeres, Erich von Ludendorff, fand, scheiterte bereits nach wenigen Tagen … „

„Kapp-Putsch“ – Als Militär und Adel putschten

Dem Namen erhielt der „Kapp-Putsch“ vom Verwaltungsbeamten Wolfgang Kapp. Doch ganz Allgemein war es eine sehr unruhige Zeit: Die Monarchie war gestürzt, der Erste Weltkrieg verloren und viele Adelige entmachtet oder auf der Flucht ins Exil. Zu allen Überfluss trieben zahlreiche Freikorps ihr Unwesen, die nur sehr bedingt sich an einer staatlichen Stelle gebunden fühlten. Ergo: Die noch junge Weimarer Republik stand auf sehr wackligen Beinen.

Zahlreiche Freikorps trieben ihr Unwesen

Diese Situation versuchten vor allem Monarchisten – also Anhänger der Mornachie – auszunutzen. Die Ziele der Putschisten sind zwar nur schwer zu rekonstruieren, aber im weitestem Sinne versuchten sie wohl das Rad der Zeit zurückzudrehen. Für die Republik und Demokratie hatten sie – vorsichtig ausgedrückt – nicht viel übrig.

Frontlinie verlief zwischen Anhängern der Monarchie und Anhängern der Republik

Daher verlief die Frontlinie auch zwischen Anhängern der Monarchie und Anhängern der Republik. Die Arbeiter standen fast ausschließlich hinter der Weimarer Regierung, auch wenn die sich zeitweise auf der Flucht befand.

Putschisten gewannen recht schnell die Oberhand

Anders als heute vielfach dargestellt, gewannen die Putschisten recht schnell die Oberhand und nahmen nahezu alle wichtigen staatlichen Schlüsselpositionen ein. Häufig traten sie dabei auch offene Türen ein. Nicht selten ließen sich Polizisten – ohne Gegenwehrentwaffnen und stellten sich auf die Seite der Putschisten.

Der Generalstreik verhinderte die Machtübernahme der Putschisten

Letztlich funktionierte die Machtübernahme doch nicht so reibungslos wie geplant: Es kam zum Generalstreik. Das gesamte gesellschaftliche Leben kam zum Erliegen. Allerdings gaben die Putschisten widerum auch nicht so schnell auf.

„Eröffnen die Soldaten das Feuer“ – Als auf Streikende geschossen wurde

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„Bereits am 13. März findet in Cottbus eine Protestkundgebung statt, zu der tausende Arbeiter erscheinen. Am Folgetag wird die Durchführung des Generalstreiks in Cottbus beschlossen. … Der Garnisonsälteste des Reichswehrstandortes Cottbus, Major Buchrucker, stellt sich hinter die Forderungen der Putschisten. Bereits am 15. März übernimmt er die vollziehende Gewalt in der Stadt und verbietet unter anderem Versammlungen und Demonstrationen. Als Soldaten in der Spremberger Straße die Plakate zur Übernahme Buchruckers anschlagen wollen, werden sie von einer Menschenmenge gestellt und es kommt zu Auseinandersetzungen. Infolgedessen schickt Buchrucker weitere Soldaten in die Spremberger Straße. Nachdem die demonstrierende Menge nicht weichen will, eröffnen die Soldaten das Feuer.“

Als in der Lausitz 16 Menschen ihr Leben verloren

Alleine in Cottbus forderte der „Kapp-Putsch“ mindestens 16 Menschenleben. Die Hemmschwelle auf Demonstranten zu schießen lag in jener Zeit sehr niedrig. Das Generalstreiks noch heute verboten sind, hat in jenen Kontext einen gewissen faden Beigeschmack: Immerhin hat der Generalstreik einem Putsch erfolgreich verhindert.