Ich schreibe diesen Text von zu Hause. Auf meinem weißen Schreibtisch steht eine rosafarbene Orchidee. Durchs Fenster schimmern die ersten Sonnenstrahlen. Meine Chefs vertrauen mir, dass ich hier eben so effektiv arbeite wie im Büro. Und ich freue mich auf die Arbeit.

___________________

Von Florian Hagen

___________________

In meiner individuell gestalteten Wohlfühlatmosphäre. So ein Home-Office ist aber auch herausfordernd. Mir fehlen die kurzen Smalltalks. Und auch liebgewonnene Arbeits-Rituale finden nicht mehr statt. Gerade wenn die Arbeit oder das Lernen in den eigenen vier Wänden von heute auf morgen über einen längeren Zeitraum umgesetzt werden soll, kann die Umstellung zunächst schwer fallen. Ein Patentrezept gibt es nicht. Dazu sind „unsere“ Aufgaben, Vorlieben und Situationen zu verschieden. Meine eigenen – über Jahre gemachten – Erfahrungen möchte ich an dieser Stelle dennoch teilen:

1. Sich ordnen – blicke voraus

Ich richte mir meinen Arbeitsplatz abends schon so her, dass ich am nächsten Tag direkt loslegen kann. Alles andere kostete mich früher zu viel Zeit (auf- und umräumen beispielsweise). Zu viel Raum für Ablenkung von meinen eigentlichen Aufgaben. Auch eine Liste darf bei mir nicht fehlen: welche Aufgaben nehme ich mir vor, welche Aufgabe sollte auf jeden Fall angegangen werden (Aufgabenpriorisierung)?

2. Sich beobachten – weck dich auf, sammel Ideen

Ich weiß mittlerweile, dass eines meiner produktivsten Zeitfenster früh morgens ist. Normalerweise fahre ich mit dem Fahrrad zum Büro. Andere stürmen zu Bus und Bahn. Der Puls kommt schnell auf Hochtouren, die besten Ideen kommen mir in dieser Zeit. Fällt meine Fahrradtour weg, so gönne ich mir vor dem Arbeitsstart einen kleinen Spaziergang um den Block. Die Ideen lasse ich dann ganz entspannt fließen, denn meine Routineaufgaben habe ich ja bereits notiert. Die neuen Einfälle kommen in ein kleines Ideenbuch.

3. Sich Zeit geben – hab Geduld

Wenn man einen neuen Job antritt, so muss man sich erst akklimatisieren. Das geht nicht von heute auf morgen. Dies gilt auch für das Home-Office. Die Arbeitsbedingungen müssen sich einpendeln. Was lässt sich aus dem Büro oder meiner gewohnten Lernumgebung übertragen? Wo muss und sollte ich mich neu erfinden? Punkt 3 meiner Liste geht im Grunde direkt einher mit Punkt 2 (sich beobachten) und Punkt 1 (sich ordnen).

4. Sich vernetzen – gehe gegen das Gefühl von Einsamkeit und Verlorenheit an

Im Zusammenhang mit der Arbeit in den eigenen vier Wänden wird oft sofort auf die Gefahr hingewiesen, dass man sich isoliert. Hier gilt es neben der (sehr wichtigen!) Face2Face-Kommunikation auch die digitale Kommunikation noch stärker als bisher auszuprobieren und zuzulassen. In unseren Projekten Modernes Publizieren und tub.torials kommunizieren wir von Haus aus über Mattermost (browserbasiertes Chattool) und E-Mail. Mit anderen Kolleg_Innen auch über soziale Medien. Soweit so klar. Was wir diese Woche bisher aber ebenfalls verstärkt ausprobiert haben sind weitere Möglichkeiten der digitalen Kommunikation. Ob Jitsi, MIT Unhangout oder interne Lösungen – Möglichkeiten gibt es viele. Trotz viel technischen Schluckauf: Die digitale Entdeckungsreise macht enorm viel Spaß. Im Hinblick auf – in Zukunft von uns geplante Workshops, Seminare, Sitzungen und anderen Veranstaltungen – ist es zudem wichtig, Potentiale, Chancen und auch Risiken gezielt auszumachen.

5. Sich Chancen suchen – sei kreativ

Erinnerst du dich noch an das Ideenbuch (Punkt 2)? Diese Ideen sollen im Optimalfall natürlich nicht nur ewig in der Schubalde verstauben. Hier gilt es Chancen zu nutzen. Dafür richte ich mir eine regelmäßige „14-Uhr-Stunde“ ein. Die Aufgabenliste (siehe Punkt 1) ist bis dahin abzuarbeiten. Lässt die Konzentration nach der Mittagspause nach, so ist die Zeit für kreative Aufgaben gekommen. Welche Chancen und Potentiale gibt es? Welche neuen Entwicklungen und „Dinge“ sollte ich genauer betrachten oder neu erforschen? Bei mir kreisen die Ideen hier aktuell vor allem um Videoformate bei Lehre und Lernen. Wie schaut es bei euch aus?

Home-Office ist eine Herausforderung. Gerade zum Anfang ist Geduld erforderlich. Neue Rituale können den bisherigen Arbeitsalltag aber enorm bereichern.

 


CC BY 4.0
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: Schnell und einfach Videos teilen mit OBS und Nextcloud“ von Tobias Zeumer, Lizenz: CC BY 4.0. Der Beitrag und dazugehörige Materialien stehen auch im Markdownformat und als PDF zum Download zur Verfügung.