Inflation – Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet »Sich-Aufblasen« oder »Aufschwellen«. In der Volkswirtschaft bezeichnet er eine übermäßige Ausweitung der Geldmenge im Verhältnis zur tatsächlichen Produktion von Gütern und Dienstleistungen. Dies lässt sich vereinfacht so erklären, dass mehr Geld ausgegeben wird, als durch die realen wirtschaftlichen Leistungen gedeckt ist – man lebt also über seine finanziellen Verhältnisse.
Die Konsequenz daraus ist meist eine allgemeine und andauernde Steigerung der Preise für Waren und Dienstleistungen, was einer Verringerung der Kaufkraft des Geldes entspricht. Die Messung der Inflation erfolgt entweder anhand von Preisveränderungen ausgewählter Warenkörbe oder über den BIP-Deflator, der die Preisentwicklung aller Güter einer Volkswirtschaft abbildet. Externe Faktoren wie plötzliche Anstiege bei den Energiekosten können ebenfalls zu Inflation beitragen. Grundsätzlich führt Inflation immer zu einer Abwertung des Geldes. Besonders extreme Formen, bekannt als Hyperinflation, bewirken eine fast vollständige Entwertung der Währung, was in der Regel eine Währungsreform nach sich zieht. Einfach ausgedrückt bedeutet das, dass das Geld kaum noch Kaufkraft besitzt, selbst sehr hohe Beträge kaum noch für Güter erworben werden können.
Aus meiner Sicht wird Inflation zudem durch starke expansive demografische Entwicklungen begünstigt, etwa durch hohe Geburtenraten in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg bis etwa 1970 oder in Japan von 1938 bis 1952. Diese sogenannten Babyboomer-Generationen beeinflussen in ihrer produktivsten Lebensphase (zwischen 25 und 50 Jahren) das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage erheblich, insbesondere bei Gütern wie Immobilien, Energie und Lebensmitteln. Phasenweise übersteigt die Nachfrage das Angebot, was ebenfalls Preissteigerungen verursacht.
Dieses demografische Phänomen wird von vielen Volkswirtschaftlern als Ursache der Inflation oft nicht ausreichend berücksichtigt. Darüber hinaus bleiben wesentliche Wirtschaftsbereiche wie Finanz- und Immobilienmärkte bei der Inflationsberechnung meist unberücksichtigt. So konnte in den Jahren 2002 bis 2007 im Dollar- und Euroraum ein deutliches Wachstum der Geldmenge beobachtet werden, was gemäß der Quantitätsgleichung eigentlich zu steigenden Preisen führen müsste. Tatsächlich zeigten sich diese Preissteigerungen jedoch vor allem in Bereichen, die nicht im Verbraucherpreisindex enthalten sind – beispielsweise bei Immobilienpreisen. Steigen die Preise in solchen Sektoren, ohne dass dies im Index für Lebenshaltungskosten erfasst wird, bleibt die offizielle Inflationsrate oft niedriger als die tatsächliche Preisentwicklung vermuten lässt.
Selbst Wikipedia weist darauf hin, dass Inflationszahlen häufig stark beeinflusst werden: Seit Juli 2002 wird die Inflation in den USA und Großbritannien nach der sogenannten hedonischen Methode berechnet. Dieses qualitative Verfahren führt tendenziell zu geringeren Inflationswerten. Für hoch verschuldete Staaten und Gesellschaften bietet Inflation meist den Vorteil, Kredite aus der Vergangenheit mit weniger wertvollem Geld zurückzahlen zu können. Die US-Regierung bemüht sich seit Jahren darum, ein inflationäres Umfeld zu schaffen, um höhere Steuereinnahmen zu generieren. Gleichzeitig werden die Zinssätze künstlich niedrig gehalten, um die Zinskosten gering zu halten und die Wirtschaft anzukurbeln.
Zu diesem Zweck werden auch zahlreiche wirtschaftliche Indikatoren verändert oder manipuliert. Aus Sicht der US-Regierung scheinen diese zweifelhaften manipulativen Strategien jedoch nur begrenzt erfolgreich zu sein. Faktisch sinken die Einkommen des Durchschnittsbürgers sowie dessen Steuerzahlungen, während gleichzeitig die Staatsschulden in enorme Höhen wachsen. Große US-Unternehmen zahlen aufgrund ihres starken Lobbyeinflusses praktisch keine Steuern und tragen nur etwa fünf Prozent zu den gesamten amerikanischen Steuereinnahmen bei. Trotz dessen steigt der Wert des US-Dollars derzeit noch an. Wohlhabende Personen und Großvermögen werden deutlich geringer besteuert als einfache Arbeitnehmer. Die Infrastruktur des Landes verfällt zunehmend, während die breite Bevölkerung belogen wird, an Bildung verliert und verarmt. Die staatlichen Ausgaben konzentrieren sich vor allem auf Polizei- und Militärstrukturen, welche aus wirtschaftlicher Sicht äußerst unproduktiv sind. Insgesamt funktioniert vieles nicht richtig.
Für Deutschland wäre dies vielleicht weniger dramatisch, denn hierzulande ist die Situation überschaubarer und noch nicht so eskaliert. Allerdings leben wir nicht isoliert auf einer Insel, sondern sind Teil einer globalen Gemeinschaft. Die Bankenkrise hatte ihren Ursprung nicht in Deutschland, sondern in den USA; bedeutende Krisenherde bestehen weiterhin sowohl in der Europäischen Union als auch in Asien. Das wird sich auch beim nächsten wirtschaftlichen Einbruch nicht ändern. Wenn wir nicht rasch entschlossene politische und wirtschaftliche Maßnahmen ergreifen, um unser Land zu stabilisieren, drohen wir denselben Abwärtsstrudel wie Amerika, die EU und Japan. Dann gilt tatsächlich: »Rien ne va plus«.
In naher Zukunft ist weder mit einer Inflation noch mit einer hyperinflationären Krise zu rechnen – eher mit einer Fortsetzung ineffizienter und wirkungsloser Maßnahmen. Es sieht ganz danach aus, als würde man dieselben Fehler begehen wie Japan zuvor: Die Verschuldung und Verbindlichkeiten steigen weiter an. Nach der Krise von 2008/2009 wurde versäumt, wirksame Regulierungen für Banken einzuführen – ebenso wenig wurden Lobbyismus sowie Einflussnahmen auf politische Entscheidungen wirksam eingeschränkt. Inzwischen gibt es in den USA kaum noch Obergrenzen für politische Spenden von Konzernen und Superreichen an Parteien oder Politiker. Der Durchschnittsbürger wird dadurch zum einfachen Bauernopfer für jene Machteliten gemacht. Megabanken und Großkonzerne haben ihren Einfluss seit der Krise sogar noch ausgebaut.
Das gesamte Wirtschafts- und Finanzsystem ist vernetzter und größer geworden – dadurch jedoch auch wesentlich anfälliger für Krisen. Risiken werden ohne Konsequenzen auf Steuerzahler abgewälzt; viele Bürger verstehen diese Zusammenhänge nicht mehr richtig und glauben inzwischen sogar der Regierungspropaganda, dass angeblich Hedgefonds Schuld an wirtschaftlichen Problemen seien – was absurd ist. Tatsächlich haben Politiker zusammen mit den wahren Herrschern – dem Geldadel und den Bankern – das Land in eine Sackgasse geführt, aus der kein einfacher Ausweg mehr besteht. Das finale Szenario lautet dann hohe Inflation, Geldentwertung und Währungsreform. Den Mächtigen geht es nur noch darum, so lange wie möglich an der Macht zu bleiben und ohne eigenes Risiko Profite einzustreichen – ungeachtet der Folgen für breite Bevölkerungsschichten oder kommende Generationen.
Der Geldadel hält selbst keine Staatsanleihen mehr; die klügsten Hedgefondsmanager – zugleich Teil dieses Geldadels – bereiten sich bereits auf einen Wertverlust amerikanischer, europäischer und japanischer Staatsanleihen vor. Wenn diese Werte dramatisch fallen sollten, werden sie hochwertige Vermögenswerte zu Schleuderpreisen erwerben – entweder bar oder mit werthaltigen Alternativen wie Gold bezahlen. Genau dies geschieht bereits in Griechenland: Das Land verkauft seine wichtigsten Vermögenswerte unter Wert ab – initiiert von Politikern und Notenbankern der EZB; ausgeführt durch Investmentbanken wie Goldman Sachs; gekauft vom globalen Geldadel vertreten durch Hedgefonds, Family Offices sowie Private Equity Fonds und andere Investitionsvehikel.
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