Zitat: “Wir Sorben werden vorgezeigt, wenn’s ums Bemalen von Ostereiern geht” – Der Vorwurf mag bei einigen Menschen einiges an Empörung hervorrufen. Dennoch dürften selbst standfeste Kritiker zähneknirschend den Wahrheitsgehalt dieser Aussage einräumen. Schließlich lassen sich viele Berühmtheiten des öffentlichen Lebens in Kontext von Sorbischer Folklore bereitwillig ablichten.

“Wir Sorben werden vorgezeigt, wenn’s ums Bemalen von Ostereiern geht”

Prinzipiell ist nicht das Geringste gegen Folklore und diese Art der Eigenwerbung zu sagen: Allerdings weite Teile der Sorbischen Kultur haben sich fast ausschließlich auf Sorbische Folklore fokussiert.

Lausitzer Sorben – “Ein Kulturvolk sind mit einer Hochsprache”

>>Benedikt Dyrlich<<

“Wir Sorben wurden und werden vorgezeigt, wenn’s ums Bemalen von Ostereiern oder das Osterreiten geht. Immer wenn Ostern ist, werden wir als Folklorevolk präsentiert. Dass wir ein Kulturvolk sind mit einer Hochsprache seit der Reformation, das spielt kaum eine Rolle in der Öffentlichkeit.”

Lausitzer Sorben – “Werden wir als Folklorevolk präsentiert”

Das nach außen sichtbare “Sorbische Folklorebild” ist ursprünglich zu DDR-Zeiten entstanden. Und noch heute ist es in vielen Publikationen allgegenwärtig. Viele damalige DDR-Funktionäre haben sich gerne mit ein bisschen Sorbischer Folklore geschmückt, weswegen dieser Bereich stark gefördert wurde. Das nahm teilweise bizarre Züge an: Manche DDR-Bürger – aus anderen Teilen des Landes – haben die Sorben sogar für eine Erfindung der SED gehalten.

Warum die literarischen Hochkultur der Sorben vom Aussterben bedroht ist?

>>Leipziger Volkszeitung<<

„Wir Sorben werden vorgezeigt, wenn’s ums Bemalen von Ostereiern geht“ – Der gebürtige Sorbe Benedikt Dyrlich gibt in seinem Buch „Leben im Zwiespalt 1“ tiefe Einblicke in die Bevormundung der sorbischen Intellektuellen zu DDR-Zeiten. Und er kritisiert im LVZ-Interview, dass die Sorben auch heute noch als Folklorevolk wahrgenommen werden.”

“Sorben auch heute noch als Folklorevolk wahrgenommen werden”

Leider ist die Reduzierung der Sorbischen Kultur auf Folklore als allgegenwärtiges Phänomen anzutreffen. Eine der Ursachen dürften sicherlich in der einseitigen Bewilligung von Fördergeldern tun haben.

Literatur: “Manches Manuskript liegt beim Verlag und kann nicht veröffentlicht werden”

>>Technische Universität Dresden<<

“Die finanzielle Förderung wird für kleine Kulturen vor allem beim geschriebenen Wort enorm wichtig. … Manches Manuskript liegt beim Verlag und kann nicht veröffentlicht werden. Dass die Stiftungsverwaltung nur etwas weniger Geld verschlingt als der gesamte Domowina-Verlag, hält Prunitsch für einen Kardinalfehler der Kulturförderung. Wenn die Sorben ihre Verlagsproduktion an Belletristik und Periodika nicht mehr aufrechterhalten können, prophezeit er, dann hilft auch kein traditionelles Tanzensemble mehr – dann droht die sorbische Kultur unterzugehen.”

” … dann droht die sorbische Kultur unterzugehen”

Die heutige Sorbische Literatur ist eher in sehr seichten Wasser anzutreffen. Aber es liegt weniger am Können der Autoren, sondern es werden halt sehr einseitig Gelder bewilligt. Daher wird man nach Autoren wie Jurij Brezan heutzutage lange suchen. Zu allen Unglück: In vielen Schulen werden nicht mal mehr die nötigen Fähigkeiten vermittelt, um seine Bücher im Original lesen zu können.

“Ansprüche an die sorbische Ausbildung in Lausitzer Schulen” – “Wenn die Kinder Bücher von Jurij Brezan im Original lesen könnten”

>>Lausitzer Rundschau<<

“Annett Sarodnik hat durchaus Ansprüche an die sorbische Ausbildung in Lausitzer Schulen: „Es wäre schön, wenn die Kinder Bücher von Jurij Brezan im Original lesen könnten.“ Brezan (1916-2006) gilt als einer der bedeutendsten sorbischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Doch um seine Texte lesen und verstehen zu können, seien tiefgreifende Kenntnisse des Sorbischen unabdingbar. Genau da liege der Hase im Pfeffer. Sagt zumindest Annett Sardonik. Die Zeißigerin, Mutter von drei Kindern und Abgeordnete im Serbski Sejm, bemängelt die sorbische Schulausbildung in Hoyerswerda.”

Warum Kinder die Bücher von berühmten Sorbischen Autoren nicht mehr lesen können

Die Mängel der Sorbischen Schulausbildung geht auf eindeutige Gründe zurück. Neben den ständig drohenden Schulschließungen müssen viele Kinder weite Wege zurücklegen. Damit geht viel Regionalität verloren. Außerdem können manche Lehrer offenbar die Sorbische Sprache nur rudimentär sprechen. Zu allen Überfluss sollen nun tschechische Pädagogen das Sorbische Schulwesen voranbringen.

“Lehrermangel trifft die sorbischen Schulen besonders hart”

>>News4teachers<<

“Der Lehrermangel trifft die sorbischen Schulen besonders hart – tschechische Kollegen sollen jetzt helfen – Die ausgebildete Pädagogin ist damit einem Ruf aus der Lausitz gefolgt, die Lücke in den sorbischsprachigen Lehrerzimmern zu schließen.”

“Die ausgebildete Pädagogin ist damit einem Ruf aus der Lausitz gefolgt”

Aus reinen Zynismus drängt sich die Frage auf: Ob nun niederländische Lehrer vielleicht Deutsch unterrichten sollen? – Immerhin sind die beiden Sprachen ebenso sehr ähnlich. Vermutlich würden da die kulturellen Wogen hoch schlagen, nur beim Sorbischunterricht bleibt die Empörung aus.