Als gut sichtbares Aushängeschild der Lausitz steht die Slawenburg Raddusch, direkt an der Autobahn 15. Weniger gut Sichtbar, verstaubt ein Goldschatz aus der Lausitz in einen Museum. Der Goldschatz von Vettersfelde: 1882 durch Zufall gefunden, stellt dieser Schatz einen der wenigen Überbleibsel aus einer längst vergangenen Epoche da. Teile des Goldschatzes wurden zwischenzeitlich sogar eingeschmolzen. Allgemein sind belegbare Fakten aus jener Zeit eher Mangelware. Angenommen wird – je nach Literaturquelle – ein Alter von 2.500 Jahre – plus oder minus mehrere hundert Jahre – und stammen soll er nicht aus der Lausitz, sondern angeblich von den Skythen. Inwieweit das alles der Richtigkeit entsprechen mag, muss hier unbeantwortet bleiben.

Der geheimnisvolle Goldschatz einer untergegangen Kultur

Die direkte Altersbestimmung von Gold ist technisch unmöglich und welche Belege ausgerechnet auf die Skythen deuten, die eigentlich ganz woanders ihr Territorium hatten, muss ebenfalls offen bleiben. Festzuhalten bleibt nur, dass der heutige geschichtliche Zeitgeist, recht schnell mit der Erklärung der Skythen zur Hand ist. Die verschlungenen Tiermuster, wie beim Goldschatz von Vettersfelde, sind so jedenfalls nicht unbedingt typisch für die Skythen. Die stellten zwar auch Gegenstände aus Gold her, aber die waren in der Regel viel kleiner und meistens waren Menschen oder menschenähnliche Götter, teilweise auch Symbole abgebildet. Außerdem sind Fische, sonst eigentlich nirgendwo belegt. Woran sich die derzeitige Geschichtsschreibung klammert, ist ein bärtiger – kaum zu erkennender – kleiner Menschenkopf, dieser soll angeblich der griechische Gott „Triton“ sein. Aber nicht jede Abbildung eines bärtigen Menschen muss zwangsläufig auf eine griechische Gottheit schließen. Hier führt wohl eher Wunschdenken die Regie bei der Geschichtsschreibung. Überzeugende Erklärungen für den übergroßen Fisch, die vielen kleinen Fische und die zahlreichen Jagddarstellungen fehlen hingegen völlig. Außerdem fehlen Referenzobjekte: Der Goldfund ist in dieser Art einzigartig. Alleine dass der Schatz kurze Zeit später nach Berlin gebracht wurde, zeigt die Geringschätzung der Lausitz und ihrer Geschichte. Ähnliches gilt auch für den Goldschatz von Eberswalde.

Warum ein Goldschatz aus der Lausitz nach Berlin gebracht wurde

>>Lausitzer Rundschau<<

„Ob die Skythen bis in die Lausitz vorgedrungen sind, ist bis heute umstritten. Fest steht, dass es eine Reihe von Burganlagen in Polen und an der Neiße gibt, die im späten 6. Jahrhundert v. Chr. zerstört wurden. Entsprechende Brandfunde belegen das.“

Das mit den Skythen ist natürlich eine schöne Geschichte, aber hier beginnen bereits die Spekulationen. Belegt ist hingegen nur die Tatsache, dass die Burganlagen der Lausitzer Kultur geschleift wurden.

Warum wurden die Burganlagen der Lausitzer Kultur zerstört?

Die zeitliche Abfolge mit der Zerstörung der Burganlagen, passt ziemlich gut mit der Expansion des Fränkischen Reiches zusammen. Auch hier fällt Quellenlage sehr dürftig aus, aber als sicher gilt: Die Fränkischen Herrscher gingen weder mit ihren eignen Untertanen, noch mit ihren Feinden zimperlich um. Die Deutsche Ostexpansion ist ohnehin ein geschichtliches Kapitel, welches sich über mehrere Jahrhunderte – sofern man mag über Jahrtausende – hinzog. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Lausitzer Kultur über ein sehr großes Gebiet erstreckte mit zahlreichen Burganlagen, die mitnichten alle von den Skythen zerstört worden sein können.

>>Die Kelten von Bernhard Maier (Buch) <<

„In der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts schuf dann der fränkische König Chlodwig durch die Beseitigung der Reste römischer Herrschaft in Nordgallien, militärische Siege über seine Mitkönige und die Eroberung alemannischer und westgotischer Gebiete jenes Fränkische Reich, das auf die weitere politische und kulturelle Entwicklung des Abendlands einen maßgeblichen Einfluss ausüben sollte. Weihinschriften und Zauberformeln: Das Fortleben der gallischen Sprache Als Chlodwig 486 den letzten römischen Machthaber Syagrius besiegte und damit ganz Nordfrankreich zwischen Somme und Loire unter seine Herrschaft brachte, konnte Gallien auf ein halbes Jahrtausend der Aneignung römischer Kultur zurückblicken. In dieser Zeit hatten veränderte Herrschafts- und Verwaltungsstrukturen, die Ausbildung städtischer Zentren, Neuerungen in Handwerk, Handel und Verkehr sowie die Übernahme südländischer Lebensart das Gesicht des Landes tiefgreifend verändert.“

Gewaltsame Eroberungen und Umstürze: Die gute alte Zeit lässt Grüßen

Streng genommen könnte man auch sagen, dass das Weströmische Reich niemals untergegangen ist, sondern im Fränkisches Reich lediglich aufgegangen ist. Gewaltsame Umstürze, die Ermordung von Imperatoren und Senatoren blickten in Rom selbst, auf eine sehr lange Tradition zurück. Julius Cäsar war ebenfalls ein erfolgreicher römischer Heerführer, bevor er im römischen Senat in Ungnade fiel und kurzerhand zum Staatsfeind erklärt wurde. Danach wandte er seine Truppen gegen Rom und eroberte so das Römsiche Reich. Andere Herrscher wie Konstatin taten es ihn mehr oder weniger gleich. Nur weniger Römische Herrscher starben eines natürlichen Todes. Das spätere Fränkische Reich, geht zurück auf eine Römische Provinz, die die Wirren der Zeit irgendwie überstanden hat. Ob das Römsiche Reich nun untergegangen sei, oder im Frankischen Reich lediglich seine Fortsetzung fand, ist bis zu einen gewissen Punkt wohl Ansichtssache. Auf alle Fälle trug das erste Deutsche Kaiserreich, den offiziellen Titel „Heiliges Römsiches Reich“ der Zusatz „Deutsche Nation“ kam erst viel später hinzu.

Heiliges Römsiches Reich: Ist Westrom nie untergegangen?

Nichtsdestotrotz, fanden die gewaltsamen Eroberungen besonders im Osten ihre blutige Fortsetzung, wie weit die Truppen vordrangen, welche Schlachten sie führten und welche Völker sie unterjochten ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Die Aufzeichnung aus der Spätantike und frühen Mittelalter sind leider nur lückenhaft erhalten. Zumindest passt die Schleifung der Burganlagen in der Lausitz recht gut in die zeitliche Abfolge. Aus jener Zeit ist nicht viel erhalten, aber die zahlreichen Feldzüge, auch nachdem die ersten Burgen und Wehranlagen errichtet wurden, zeugen nicht unbedingt von einen friedlichen Zusammenleben oder dass die neuen Herrscher sonderlich willkommen waren. Selbst die Burgen die in späterer Zeit errichtet wurden, wie die Ortenburg in Bautzen zeugen eindeutig von einen militärischen Charakter. Allein die Lage auf einen leicht zu verteidigen Felsvorsprung über ein weit einsehbaren Tal, belegen vielmehr die wehrhaft-militärische Ausrichtung.