Blackout-Szenario: Wie sicher ist die Stromversorgung wirklich? (2)

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Durch das massenhafte Abschalten von konventionellen Kohle- und Atomkraftwerken ist Deutschland von ausländischen Stromimporten abhängig geworden. Wie im 1. Teil beschrieben stellen Blackouts also eine sehr realistische Gefahr dar. Tatsächlich reden ausländische Politiker zu der deutschen „Energiewende“ schon mal Klartext: „Es sei nämlich „völlig unrealistisch“, Kohle durch erneuerbare Energie und Gas zu ersetzen.

„Es sei nämlich „völlig unrealistisch“, Kohle durch erneuerbare Energie und Gas zu ersetzen“

Die deutsche Stromversorgung ist also weder vom Wind oder Sonne, sondern vom ausländischen Stromimporten abhängig. Einige deutsche Flächenbundesländer müssen etwa 50 Prozent ihres Strom vom Ausland importieren. Da die Gefahren von Blackouts mit jeder Kraftwerksabschaltung steigen, mussten die Nachbarländer hierfür bereits Vorkehrungen treffen.

„Blockadevorrichtungen“ – Warum beim Blackout alle Stromgrenzen geschlossen werden

>>Welt<<

„Und Tschechien, Polen, die Niederlande, Belgien und Frankreich haben darunter zu leiden. … nehmen die Länder das Problem nun selbst in die Hand. Aus Sorge um die Stabilität seiner eigenen Stromnetze und um Strom exportieren zu können, installiert beispielsweise Tschechien derzeit Blockadevorrichtungen … Auch Polen arbeitet an sogenannten Phasenschiebern mit dem Ziel, sie noch in diesem Jahr nutzen zu können. Im Westen haben die Niederlande, Belgien und Frankreich unabhängig voneinander ebenfalls solche Leistungstransformatoren installiert.“

Blackout-Szenario: Die Stromgrenzen bleiben beim deutschen Blackout geschlossen

Mit solchen „Blockadevorrichtungen“ können die Länder ihr Stromnetz bei Blackout-Gefahr auf Inselbetrieb umschalten. Ohnehin scheint das Vertrauen auf die sogenannte „deutsche Energiewende“ im unmittelbaren Ausland nur mäßig ausgeprägt zu sein. Besonders das Land Tschechien hat zu erneuerbaren Energie und Gas deutliche Worte gefunden.

„Prag will den Ausbau von Atomkraft“

>>Die Presse<<

„Prag will den Ausbau von Atomkraft notfalls gegen EU-Recht durchsetzen. … Es sei nämlich „völlig unrealistisch“, Kohle durch erneuerbare Energie und Gas zu ersetzen. … Die Ausbaupläne für Temelín seien der nächste Schritt einer „fehlgeleiteten Energiepolitik“ in Tschechien. … Die Sicherheit der Energieversorgung habe für Tschechien Priorität.“

Blackout-Szenario: „Die Sicherheit der Energieversorgung habe für Tschechien Priorität“ 

Es sei nämlich „völlig unrealistisch“, Kohle durch erneuerbare Energie und Gas zu ersetzen.“ – Der Beinahe-Blackout hat diesem Standpunkt recht deutlich vor Augen geführt. Das Bundesland Bayern ist beispielsweise vom Stromimport praktisch komplett abhängig: Etwa 50 Prozent des verbrauchten Stroms kommen aus dem Ausland her.

Ausländische Kohle- und Kernkraftwerke stellen in Deutschland die Stromversorgung sicher

Oder vereinfacht: Die Kohle- und Atomkraftwerke der Nachbarländer stellen die deutsche Stromversorgung sicher. Zwar lässt sich mit Wind und Sonne kein Stromnetz betreiben, aber der Glaube daran scheint bei vielen Politikern unerschütterlich zu sein. Neben der Blackout-Gefahr haben diese Staaten dem Stromverkauf als einträgliches Geschäftsmodell für sich entdeckt. Nicht nur Tschechien will seinen konventionellen Kraftwerkspark ausbauen, sondern auch Polen und sogar Ungarn haben derartige Pläne entwickelt.

Kernkraftwerk Paks: „50 Prozent des ungarischen Strombedarfs“

>>Süddeutsche Zeitung<<

„Das AKW, das etwa 100 Kilometer südlich von Budapest entfernt steht, wurde zwischen 1969 und 1987 gebaut und deckt noch immer etwas mehr als 50 Prozent des ungarischen Strombedarfs. … In Paks sind WWER-Reaktoren verbaut. Von der Sowjetunion bereits in den 1960er Jahren entwickelt, waren und sind Meiler dieses Typs in vielen Teilen der Welt aktiv, auch in Deutschland: Die Blöcke des nach der Wiedervereinigung abgeschalteten Kernkraftwerks Greifswald waren WWER-Reaktoren mit je 440 Megawatt Leistung.“

Deutsche Energiewende treibt Bau von ausländischen Kernkraftwerken voran

Es handelt sich wohl um einem Treppenwitz der Geschichte: Kernkraftwerke – entwickelt noch in der Sowjetunion – stellen einen Eckpfeiler der Europäischen Stromversorgung dar, während das baugleiche Kernkraftwerk Greifswald zuvor einfach abgeschalten wurde. Zusätzlich soll das ungarische Kernkraftwerk Paks zwei weitere Reaktorblöcke mit einer Bruttogesamtleistung von 2.400 Megawatt erhalten. Der zusätzliche Strombedarf könnte Aufgrund der deutschen Energiewende geschuldet sein.

Ungarische Kernenergie: Damit bei der deutschen Energiewende nicht die Lichter ausgehen?

Auch das Land Polen hat kontinuierlich in seinem konventionellen Kraftwerkspark investiert. Statt vorwiegend Kernkraft – wie Ungarn und Tschechien – setzt das Nachbarland einfach weiter Kohlekraftwerke ein.

Belchatów in Polen: „Größtes Braunkohlekraftwerk der Welt“ 

>>Spiegel<<

„Größtes Braunkohlekraftwerk der Welt – Gut zehn Kilometer vor der Stadt steht das größte Braunkohlekraftwerk der Welt. … Pro Jahr rollen 45 Millionen Tonnen Braunkohle von den umliegenden Tagebauen auf den Förderbändern in die Brennkammern. … „Bevor es gebaut wurde, hatten wir hier knapp 20.000 Einwohner, heute haben wir das Dreifache“, erklärt Jakub Berowski, Stadtplaner der Gemeinde Belchatów.“

Belchatów in Polen: „Bevor es gebaut wurde, hatten wir hier knapp 20.000 Einwohner, heute haben wir das Dreifache“

Nicht Wind- oder Sonnenstrom stellen die Energieversorgung in Deutschland sicher, sondern in Wirklichkeit gerät das Land immer weiter in der Abhängigkeit von Stromimporten hinein. Bei einem Blackout-Szenario würden also erst mal alle „Stromgrenzen“ geschlossen, damit der Blackout nur auf Deutschland beschränkt bliebe. Am Ende würden genau diese ausländischen Kohle- und Kernkraftwerke zum Einsatz kommen, um das deutsche Stromnetz wieder langsam hochzufahren.