„Überkommene Strukturen“ – Die Aufgabe ganzer Landstriche im Osten

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Es hilft nicht nur herumzujammern, dass die Ostdeutschen zu kurz gekommen sind.“ „Migranten und Ostdeutsche haben nach einer neuen Studie häufiger schlechter bezahlte Jobs als Westdeutsche.“ Die Reihe an Zitaten und Aussagen die eine ähnliche Richtung gehen, ließe sich nach Belieben verlängern. Aber bei genauer Betrachtung: Sind die Kernaussagen falsch. Tatsächlich laufen abseits solcher Meldungen ganz andere Planungen: Wegzugsprämien und die Aufgabe ganzer Landstriche im Osten.

Wie mit Statisten manipuliert wird

>>Neue Zürcher Zeitung<<

„Wohin es sie auch verschlägt, Vietnamesen schaffen den Aufstieg in westliche Gesellschaften besser als andere Migranten.“

Vietnamesen: Besser integriert als die einheimische Bevölkerung

Etwas überspitz formuliert: Vietnamesen sind in der Regel besser integriert, als die dort lebende einheimische Bevölkerung. Die Aussage: „Migranten und Ostdeutsche haben nach einer neuen Studie häufiger schlechter bezahlte Jobs als Westdeutsche.“ – mag zwar stimmen, geht aber am Kern des Problems vorbei. Nur bestimmte Gruppen von Migranten haben: “ … schlechter bezahlte Jobs als Westdeutsche.“ In Ostdeutschland verhält sich die Lage etwas anders: Die schlechtere Bezahlung ist ein langfristiges Ergebnis der Wiedervereinigung und der Nachwendejahre.

DDR-Wirtschaft – Als die Treuhand kam: „Ausverkauf“ und „Abwicklung“

>>Zeit<<

„Die Treuhandanstalt war zwischen 1990 und 1994 dafür zuständig, die Planwirtschaft der ehemaligen DDR in eine Marktwirtschaft zu überführen. Eine Ende 2017 veröffentlichte Studie der Ruhr-Universität Bochum ergab, dass viele Ostdeutsche ihre negativen Umbruchserfahrungen in der Wendezeit mit der Treuhandanstalt verbinden. Sie werten demnach die Arbeit der umstrittenen Organisation bei der Privatisierung der volkseigenen Betriebe der ehemaligen DDR überwiegend als „Ausverkauf“ und „Abwicklung“. Die Treuhand gilt vor allem für ältere Ostdeutsche als eine Art „Bad Bank der Wiedervereinigung“, so die Studie.“

“Die Treuhand gilt vor allem für ältere Ostdeutsche als eine Art „Bad Bank der Wiedervereinigung“, so die Studie”

Viele sogenannte „volkseigenen Betriebe“ kurz VEB, waren viel älter als die DDR: Es waren häufig normale Privatunternehmen, die sukzessive im Laufe der DDR-Geschichte verstaatlicht wurden. Jedoch viele Kleinunternehmen, wurden während der gesamten DDR-Zeit weiterhin privatwirtschaftlich geführt. Auf der anderen Seite der Mauer, gab es zu jener Zeit ebenfalls viele Staatsunternehmen.

Auch in der DDR gab es Privatunternehmen

Der Unterschied: Die Verstaatlichungswelle war im Westen nicht so weitreichend. Nach der Wiedervereinigung wurden die meisten Betriebe abgewickelt, obwohl sicherlich viele davon: Hätten sehr wohl hätten gerettet werden können. Die Folgen von der Abwicklungswelle jener Jahre reichen bis in die Gegenwart, daher rührt auch das Lohngefälle von West-Ost.

„Die Angleichung der Lebensverhältnisse ist seit der Wiedervereinigung ein unerreichtes Ziel jeder Regierung”

>>Welt<<

„Die Angleichung der Lebensverhältnisse ist seit der Wiedervereinigung ein unerreichtes Ziel jeder Regierung. Jetzt hat die Prognos AG ermittelt, dass Ostdeutschland zwar aufgeholt hat, aber bald wieder zurückfallen wird. Die Wirtschaft wächst im Osten langsamer als im Westen, also wird es eine Angleichung nie geben, so Prognos.“

Aufbau Ost gescheitert: „Also wird es eine Angleichung nie geben“

>>Spiegel<<

„Subventionen nicht mehr zu verwenden, um überkommene Strukturen zu erhalten, vielmehr solle man sie stattdessen in aussichtsreiche Zukunftsregionen investieren.“

Aufgabe ganzer Landstriche: „Überkommene Strukturen“ und „Wegzugsprämien“

überkommene Strukturen“ und „aussichtsreiche Zukunftsregionen“ – was hinter der etwas verklausulierten Sprache steckt: Ganze Landstriche sollen aufgegeben werden. “ … Wegzugsprämien, die Einwohnern bestimmter Landstriche im ländlichen Brandenburg einen Anreiz bieten sollten, in dichter besiedelte Gegenden zu ziehen.“ Zynismus in Reinstform: Während nicht mal die ominöse Rolle der Treuhand aufgearbeitet ist, laufen bereits Planungen – im Zuge des Braunkohleausstiegs – mit der nächsten großen Entlassungswelle. Zu allen Überfluss ist die hohe Politik bereits weiter: Ganze Landstriche sollen aufgegeben werden.