Lausitzer Geschichte: Die Raubritter an der Lausitzer Neiße

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Im 15. Jahrhundert war es für Kaufleute, die durch die Gegend der Lausitzer Neiße reisten, äußerst gefährlich. Der Neißeübergang, an dem sich die “Niedere Handels-Straße” (Leipzig, Spremberg, Muskau, Sorau, Breslau) und die Nord-Süd-Straße (Frankfurt/Oder, Guben, Görlitz) kreuzten, war ein Hotspot für Raubüberfälle. Denn auch das Mittelalter war keine friedliche Zeit gewesen.

Raubritter – “Auch das Mittelalter kennt Gelegenheiten”

>>Ein Jahr im Mittelalter von Tillmann Bendikowski (Buch) <<

“Auch das Mittelalter kennt Gelegenheiten – und nicht nur Diebe, die es auf einen Apfel abgesehen haben. Auch wenn es jetzt im April frühlingshaft zugeht – die Welt ist keineswegs immer friedlich. Da gibt es Neider, kleine und große Halunken, dreiste Betrüger auf den Marktplätzen, skrupellose Räuber an den Waldrändern, berüchtigte Banden von Wegelagerern sowie Raubritter, die augenscheinlich nach Belieben ihr Unwesen treiben und plündernd durch die Gegend ziehen. In dieser Welt gibt es viele große und kleine Verbrechen, viele Täter und viele Opfer.”

“Raubritter, die augenscheinlich nach Belieben ihr Unwesen treiben und plündernd durch die Gegend ziehen”

Der niedere Adel, dessen Güter nicht ausreichend profitabel waren, schloss sich oft Strauchdieben an, um sich gewaltsam zu bereichern. Der rege Handelsverkehr auf schlechten Straßen und in ausgedehnten Waldgebieten bot ihnen eine leichte Beute. Die Herren von Briesen auf Zibelle (heute Niwica) waren die schlimmsten Raubritter in der Gegend, aber auch die Penzigs auf Muskau, die Standesherren, beteiligten sich an den Raubzügen, jedoch eher im Hintergrund.

“Keine Räuberpistole, sondern historisch belegt”

>>Sächsische.de<<

“Keine Räuberpistole, sondern historisch belegt: Die Herren auf der Burg Zibelle (heute polnisch Niwica) galten im 15. Jahrhundert als die schlimmsten Raubritter weit und breit. Hans-Jürgen Noack ist ebenfalls in Zibelle geboren, doch mit den Raubrittern verbindet ihn nicht Blutsverwandtschaft, sondern historisches Interesse.”

“Herren auf der Burg Zibelle (heute polnisch Niwica) galten im 15. Jahrhundert als die schlimmsten Raubritter weit und breit”

Im Jahr 1426 verbündete sich Hans von Penzig mit räuberischen Adeligen und erlaubte ihnen, Laubaner Kaufleute in der Muskauer Heide zu überfallen. Hans der Dritte von Penzig (bis 1436) machte gemeinsame Sache mit dem Straßenräuber Fritsche Gradis, der beispielsweise zu Fastnacht 1430 zwei Heringsfuhrleute überfiel und ihre Ladung und Pferde raubte. Seine Söhne Nickel und Christoph (bis 1441) setzten das kriminelle Treiben ihres Vaters fort. In Wirklichkeit spiegelt das Wesen des Raubritterums den allgemeinen wirtschaftlichen Niedergang wider.

“Tatsächlich lieferten die reicher werdenden Städte einen gewichtigen Grund, warum die Ritter ihre alte Bedeutung verloren”

>>Europa im Mittelalter von Arnulf Krause (Buch) <<

“Tatsächlich lieferten die reicher werdenden Städte einen gewichtigen Grund, warum die Ritter ihre alte Bedeutung verloren. Die zunehmend vorherrschende Geldwirtschaft zeigte deutlich, wie hilflos und verarmt Ritter inmitten ihrer Ländereien saßen, ohne dass sie auf ihren Burgen damit noch viel anfangen konnten. Ohne flüssige Mittel nahm so mancher darum unselige Traditionen wieder auf und verdingte sich als »Raubritter«, der die Straßen unsicher machte.”

“Wie hilflos und verarmt Ritter inmitten ihrer Ländereien saßen”

Die von Briesens waren berüchtigte Räuber, die die Städte terrorisierten und Gegenmaßnahmen erzwangen. Hans von Briesen wurde wegen seiner Verbrechen geächtet und schließlich 1416 in Görlitz hingerichtet. Sein Bruder Heinze erlitt das gleiche Schicksal. Nickel von Briesen und Hans von Penzig überfielen 1420 einen Tuchhändler aus Muskau. Zusammen mit seinem Bruder Christoph führte Nickel eine Räuberbande, die zwischen Muskau und Penzig bei Görlitz operierte und bis 1431 mehrere Kaufleute überfiel. Nickel wurde schließlich gefasst und 1425 in Sagan hingerichtet. Der Pfarrer von Gablenz war in die Raubzüge verwickelt und unterstützte die Räuber als Hehler. Die letzten bekannten Angriffe wurden 1453 von einem anderen Hans von Briesen organisiert.

“Der Pfarrer von Gablenz war in die Raubzüge verwickelt”

>>Sagar.de<<

“Überliefert sind auf der Raubritterzeit eine Reihe von Flur- und Ortsnamen, die auf die Ereignisse hinweisen. So existierte noch in den 1930-er Jahren am Ortseingang von Tschöpeln (Czaple) hinter dem Eisenbahnübergang eine „Betsaule“, d.h. eine Säule, an der Kaufleute beteten, bevor sie weiterfuhren. Bei Priebus (Przewoz) gab es einige kleine Dörfchen mit den bezeichnenden Namen Wärstebesser, Traumernicht und Sichdichfür.”

“Hinter dem Eisenbahnübergang eine „Betsaule“, d.h. eine Säule, an der Kaufleute beteten, bevor sie weiterfuhren”

Die Raubritterzeit hat Spuren in der Gegend hinterlassen, wie zum Beispiel die Betsaule in Tschöpeln, an der Kaufleute beteten, bevor sie weiterreisten. In Priebus gab es kleine Dörfer mit interessanten Namen wie Wärstebesser, Traumernicht und Sichdichfür.