Strukturwandel: “Ein falsches Bild der tatsächlichen Kosten” – Was die Energiewende tatsächlich kostet

Screenshot youtube.com Screenshot youtube.com

Eine sichere und erschwingliche Stromversorgung für alle Verbraucher ist für jedes Land von grundlegender Bedeutung. Sie ist eine wichtige Voraussetzung für eine starke Wirtschaft und den Wohlstand der Bevölkerung. Dies wurde auch vom Bundesrechnungshof (BRH) in seinem Bericht zur Umsetzung der Energiewende bestätigt.

In Bezug auf die Erschwinglichkeit der Stromversorgung wird betont: Hohe Strompreise stellen ein erhebliches Risiko für den Wirtschaftsstandort Deutschland und die Akzeptanz der Energiewende in der Bevölkerung dar. Mit diesem Sonderbericht hat der BRH den aktuellen politischen Kurs der deutschen Energiewende stark kritisiert. Neben Kritikpunkten zur Versorgungssicherheit und Umweltverträglichkeit hat der BRH auch die Kostenfrage dieser grundlegenden Transformation unserer Stromversorgung beleuchtet. Subventionen für die Energiewende haben laut BRH bereits heute Auswirkungen auf die Erschwinglichkeit der Stromversorgung.

Obwohl die akute Energiekrise laut Bundeswirtschaftsminister mittlerweile als beendet gelten soll, bleiben die Kosten hoch. Bestandskunden zahlen derzeit im Durchschnitt rund 45 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Die Bundesregierung hat aufgrund der hohen Strompreise bereits mehrfach die Kosten des Energiesystems mit Steuergeldern subventioniert, zum Beispiel zur Stabilisierung der Netzentgelte, wie im Sonderbericht erwähnt wird.

Dadurch erkennt die Bundesregierung an, dass der Strompreis ohne diese zusätzlichen Eingriffe zu hoch wäre. Dies ist nur ein Aspekt. Es sind weitere Kostensteigerungen im Energiesystem absehbar. Bis 2045 werden massive Investitionskosten für den Ausbau der Stromnetze anfallen. Ebenso werden die Kosten für Systemdienstleistungen voraussichtlich erheblich steigen. Der BRH kritisiert das Argument des Wirtschaftsministeriums, dass nur ein erheblicher Ausbau der erneuerbaren Energien eine kostengünstige Stromversorgung gewährleistet.

Tatsächlich berücksichtigt das Ministerium “erhebliche weitere Kosten für die Energiewende” nicht, wie der BRH feststellt. Dazu gehören zum Beispiel die Kosten für die Stromverteilung, den Netzausbau und die Systemdienstleistungen sowie den Zubau neuer wasserstofffähiger Gaskraftwerke.

Dadurch entsteht bei der Mehrheit der Bevölkerung ein falsches Bild der tatsächlichen Kosten der Transformation. Die meisten Menschen spüren bereits indirekt die Auswirkungen. Der Anteil der von Energiearmut bedrohten Haushalte in Deutschland ist von 14,5 Prozent im Jahr 2021 auf 25,2 Prozent im Folgejahr gestiegen. E

ine weitere Belastung ist die Erhöhung der Netznutzungsentgelte, die die Kosten für den Ausbau und Betrieb der deutschen Stromnetze decken. Der BRH hat die Preissteigerungen der Netzentgelte für den Zeitraum von 2013 bis 2023 ermittelt. Für Haushaltskunden stiegen die Preise um 43 Prozent von 6,52 auf 9,35 Cent pro kWh. Bei ihnen machen die Netzentgelte im letzten Jahr gut ein Fünftel des Strompreises aus. Gewerbekunden kamen mit einem Plus von 32,3 Prozent noch am besten davon. Hier stieg der Preis von 5,61 auf 7,42 Cent pro kWh. Industriekunden wurden am härtesten getroffen. Mit einem Anstieg von 84,4 Prozent von 1,79 auf 3,30 Cent pro kWh mussten sie deutlich mehr bezahlen. In den letzten zehn Jahren sind die geplanten Investitionen in das Übertragungsnetz an Land bereits um 90 Prozent gestiegen.

Ursprünglich wurde für das Jahr 2023 mit Kosten in Höhe von rund 4,5 Milliarden Euro gerechnet. Laut dem Netzentwicklungsplan der Bundesnetzagentur haben sich diese Prognosen jedoch auf 156,2 Milliarden Euro bis zum Jahr 2045 erhöht. Hinzu kommen noch die Kosten für den Netzausbau auf See für Offshore-Windkraftanlagen. Hier wird nun von Kosten in Höhe von 157,5 Milliarden Euro bis 2045 gesprochen. Insgesamt belaufen sich die Kosten somit auf 313,7 Milliarden Euro. Auch die Verteilernetze müssen stark ausgebaut werden, vom Hochspannungsnetz bis zum Niederspannungsnetz zu den Verbrauchern. Der BRH spricht hier von einer Länge von 93.136 Kilometern.

Die geschätzten Kosten liegen derzeit bei 42,27 Milliarden Euro. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien gemäß dem EEG 2023 werden diese Kosten weiter steigen. Die Bundesnetzagentur hat im Januar 2024 einen Investitionsbedarf von über 150 Milliarden Euro bis 2045 genannt. Insgesamt belaufen sich die Kosten laut dem BRH auf über 463 Milliarden Euro. Bisherige offizielle Schätzungen gingen von rund 107 Milliarden Euro aus. Laut Presseberichten könnte der Investitionsbedarf für die Verteilernetze sogar 250 Milliarden Euro betragen, wie im Sonderbericht erwähnt wird. Wenn diese Schätzung zutrifft, belaufen sich die Gesamtkosten inzwischen auf 563 Milliarden Euro. Das wären für jeden Einwohner Deutschlands, vom Baby bis zum Rentner, eine Mehrbelastung von rund 786 Euro pro Jahr. Hinzu kommen noch Kosten für Redispatch-Maßnahmen, um die Netzstabilität zu gewährleisten. In den letzten zehn Jahren haben sich diese Kosten zusammen mit anderen Systemdienstleistungen auf 5,8 Milliarden Euro vervielfacht.

Der BRH erwartet, dass diese Kosten weiter steigen werden, was zu steigenden Kosten für Verbraucher führen wird. Letztendlich sieht der BRH das Ziel einer preisgünstigen Stromversorgung des Landes als nicht gesichert an. Der BRH bemängelt, dass die Bundesregierung bisher versäumt hat, konkret zu definieren, was sie unter einer erschwinglichen Energieversorgung versteht. Bis heute fehlen die erforderlichen Ziel- und Schwellenwerte. Der Sonderbericht widerspricht der Aussage des BMWK (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz), dass niedrige Stromgestehungskosten für erneuerbare Energien eine preisgünstige Stromversorgung gewährleisten.