Finanzen – Was sollen Leerverkäufe sein?

Der Leerverkauf – im Englischen als „short sale“ bezeichnet – stellt grundsätzlich eine Methode dar, um von fallenden Kursen zu profitieren. Um die Funktionsweise besser nachvollziehen zu können, betrachten wir folgendes hypothetische Beispiel:
Nach einer intensiven Recherche gelangen Sie zu der Überzeugung, dass der Aktienkurs der SuperCredit AG (SC) aus verschiedenen Gründen nicht gerechtfertigt ist. Um von Ihrem umfassenden Wissen über das Unternehmen zu profitieren, entscheiden Sie sich, die Aktie leerzuverkaufen – auf Englisch „shorting“. Hierfür leihen Sie sich Aktien der SuperCredit AG von Ihrer Depotbank oder Ihrem Broker und veräußern diese unmittelbar.
Einige Wochen später gibt der CEO bekannt, dass die Gewinne deutlich eingebrochen sind und die Prognose für das kommende Jahr stark nach unten korrigiert wird. Dies führt bei einigen Aktionären zu Verunsicherung, sodass sie ihre Aktien schnell verkaufen. Ihre Einschätzung bestätigt sich: Der Kurs fällt um mehr als 20 Prozent. Daraufhin kaufen Sie die gleiche Anzahl an Aktien zurück, die Sie ursprünglich geliehen hatten, und geben diese an den Verleiher zurück. Lassen Sie uns das beschriebene Beispiel anhand konkreter Zahlen verdeutlichen:
Der Aktienkurs liegt bei 100 Euro pro Stück. Sie leihen sich 500 Aktien und verkaufen diese sofort. Dadurch erhalten Sie 50.000 Euro auf Ihr Konto. In vielen Fällen steht Ihnen dieses Geld nun zur Verfügung, wobei dies vom jeweiligen Leihvertrag mit Ihrer Depotbank oder Ihrem Broker abhängt. Unabhängig davon besteht jedoch die Verpflichtung, die geliehenen Aktien später zurückzugeben.
Der Kurs fällt um 20 Prozent auf 80 Euro. Nun hat die Aktie ein Niveau erreicht, bei dem Sie Ihren Gewinn realisieren möchten. Sie erwerben 500 Aktien zum Stückpreis von 80 Euro, was einem Gesamtbetrag von 40.000 Euro entspricht. Die Leihe ist damit beendet, und der ursprüngliche Eigentümer erhält seine Aktien zurück. Vergleicht man den Erlös aus dem Verkauf mit den Kosten des Rückkaufs, ergibt sich eine Differenz von (+) 10.000 Euro – Ihr persönlicher Gewinn.
Dies war ein erfolgreicher Leerverkauf. Selbstverständlich kann der Vorgang auch gegen Sie verlaufen, wie das folgende Beispiel zeigt: Wieder leihen Sie sich 500 Aktien und verkaufen sie zu je 100 Euro. Aufgrund positiver Nachrichten über Gewinn- und Umsatzsteigerungen steigt der Kurs auf 120 Euro an. Um Ihre Position zu schließen („glattstellen“), müssen Sie nun die Aktien zu diesem höheren Preis zurückkaufen. Ihr Verlust beläuft sich in diesem Fall auf 10.000 Euro.
Das Grundprinzip sollte somit verständlich sein: Der Leerverkäufer leiht sich Wertpapiere bei seiner Depotbank aus, um sie unmittelbar zu verkaufen. Später kauft er diese – idealerweise mit Gewinn – zurück und gibt sie dem ursprünglichen Verleiher wieder zurück.
Durch das Ausleihen von Wertpapieren eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten und Anlagestrategien. Während Leerverkäufe einerseits rein auf Profitmaximierung abzielen können, dienen sie häufig auch dazu, die Volatilität zu reduzieren und das Portfolio vor Kursrückgängen abzusichern (Hedging). Das nächste Kapitel wird ausführlicher erläutern, weshalb Leerverkäufe ein wichtiger Bestandteil Ihres Investmentstils sein sollten. Die Relevanz des Datenschutzes und der düstere Schatten der Geschichte.