Geschichte – Seidenproduktion in der Lausitz: Ein recht erfolgloses Experiment

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Die Seidenproduktion in der Lausitz blickt auf sehr lange Geschichte zurück. Bereits im 17. Jahrhundert reiften erste Überlegungen heran: Statt Seide zu hohen Kosten zu importieren, Diese lieber selbst herzustellen. – Doch das war leichter gesagt als getan. Denn die Herstellung von Seide war nur in China bekannt und es sollten noch weitere Hindernisse auftreten.

Seide: „Ursprünglich kommt die Faser aus China“ 

>>Tuchfabrik Mehler<<

„Seide ist eine sehr feine, tierische Faser, die aus den Kokons der Seidenraupe, der Larve des Seidenspinners gewonnen wird. Ursprünglich kommt die Faser aus China, hier wurde sie bereits ca. 3000 v. Chr. zur Herstellung von Gewändern genutzt. Im 3. Jahrhundert gelangte die Seide dann von China nach Europa. Der sich daraus entwickelnde Handel zwischen Europa und Asien war namensgebend für die wohl bekannteste Handelsroute der Welt – die Seidenstraße. Für sehr lange war Seide ein absolutes Luxusgut, das für Wohlstand und Luxus stand und welches sich nur die Reichsten leisten konnten. Aus diesem Grund wurde das Monopol der Seidenherstellung in China für lange Zeit aufrechterhalten.“

„Für sehr lange war Seide ein absolutes Luxusgut“ 

Die Herstellung von Seide wurde in China – vermutlich bereits vor 5.000 Jahren – entwickelt. Lange Zeit war das Wissen in der alten Welt hierüber völlig unbekannt: Spekulationen und Vermutung herrschten in der Szenerie jener geschichtlichen Epoche vor. Nicht wenige Menschen waren zur Überzeugung gelangt: Das Seide – ähnlich wie Baumwolle – ein rein pflanzliches Erzeugnis sei. Erst nach und nach hat sich das Wissen über die Ursprünge und die Produktion von Seide erschlossen.

Beginn der Lausitzer Seide: „Daß alles im Lande hergestellt werden soll“ 

>>Bohemia<<

„Wallenstein, der große Heerführer des Dreißigjährigen Krieges, der ein nicht minder großer und fortschrittlicher Wirtschaftler war, stellte das Prinzip heraus, „daß alles im Lande hergestellt werden soll, was dort hergestellt werden kann; daß nicht Waren eingeführt werden, sondern die Handwerke selber, in denen man im Land noch unerfahren ist“ . Und so formuliert er seine Anweisung: „ . . . es ist billiger, in Gitschin einen französischen Schneider zu haben, als Hofkostüme in Paris zu bestellen.“ Der französische Schneider wurde engagiert. Aber die feinen Stoffe, Seide und Samt, die der Fürst für seine prächtigen Roben benötigte, mußten dennoch im Ausland bezogen werden. Nun zeigte sich Wallensteins konsequentes Verhalten. Um Seide im eigenen Herzogtum erzeugen zu können, begann er selbst mit der Seidenraupenzucht und ließ auf seinen in Nordostböhmen liegenden Gütern, aber im besonderen in der Gegend um Jitschin, in Italien erworbene Maulbeerbaumsetzlinge pflanzen.“

„Seide im eigenen Herzogtum erzeugen zu können“ 

Der Seidenspinner – neben der Honigbiene – stellt die Einzige von Menschen in der Antike domestizierte Insektenart dar. Ausgerechnet Insekten produzieren jene teuren und edlen Gewänder, die noch heute einen fast mythischen Ruf genießen. Allerdings der Seidenproduktion in der Lausitz war nur eine kurze Geschichte beschieden: Der Preisverfall von Seide und ungünstige klimatische Bedingungen ließen die Produktion von Seide recht schnell erlahmen und irgendwann endgültig zum Erliegen bringen.

„Zum Schutz der preußischen Wirtschaft Schutzzölle gegenüber den benachbarten Nationen verhängte“

>>Cottbus-Wiki<<

„Im Sinne des selbstgekrönten preußischen Monarchen Friedrich Wilhelm (1701-1740) der nach Ende des Dreißigjährigen Krieges zum gedeihlichen Wachstum und zum Schutz der preußischen Wirtschaft Schutzzölle gegenüber den benachbarten Nationen verhängte, aber zugleich zum Förderer französischer und böhmischer Seidenwirker wurde, setzte sein Sohn Friedrich II. das begonnene Werk fort. Unter beständiger Aufsicht wurden ausgedehnte Maulbeerplantagen und erste Zuchtstationen für die Seidenwürmer in dafür bestimmten Städten und Landgemeinden angelegt. Zur Produktion der Seidenraupen, die Erzeuger des Kokons und das von ihnen bis zu 3000 Meter langen Fadens, verpflichtete Friedrich II. Seidenbauspezialisten aus Frankreich und Italien.“

Warum die Seidenproduktion nur mit starken Widerwillen der Bevölkerung aufgenommen wurde

Nach Überlieferungen wurde die Seidenproduktion nur mit starken Widerwillen der Bevölkerung aufgenommen. Die Probleme stellten sich als sehr vielfältig heraus: Das Klima war für die Raupen sehr ungünstig und nur selten wurden Gewinne erzielt.