“Die Reichen zahlen, die Armen bekommen” – Und wenn sich die gelebte Wirklichkeit als genau umgekehrt herausstellt?

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Die Reichen zahlen, die Armen bekommen” – Dieses beinahe unumstößliche Mantra wird bei der Notwendigkeit von Steuern und Sozialbeiträgen häufig herangezogen. Immerhin lässt es sich direkt aus dem Grundgesetz herleiten. Nur bildet diese weit verbreitete Annahme wirklich die gelebte Realität ab? Immerhin muss der durchschnittliche Steuerzahler rund die Hälfte seines Einkommens an Staat abführen. Also ist die Frage durchaus berechtigt.

“Die Reichen zahlen, die Armen bekommen” – Stimmt es wirklich?

>>Institut der deutschen Wirtschaft Köln<<

“Die Reichen zahlen, die Armen bekommen – Ob im Steuersystem, bei der Kranken- und Rentenversicherung oder durch Sozialabgaben sowie -transfers: In Deutschland wird massiv umverteilt.”

“In Deutschland wird massiv umverteilt”

Obgleich hat dieses Steuersystem – inklusive Sozialversicherungssystem – ein regelrechtes Eigenleben entwickelt. Möglichst viel Geld an Staat zu zahlen soll eine Art von Tugend sein. Einige wollen sogar ganz legale Steuerstricks als ein Mittel von “moralischen Betrug” ausgemacht haben.

“In vielen Gegenden Ostdeutschlands ist der Zigarettenschmuggel weit verbreitet”

>>Unsere Steuern Wer zahlt? Wie viel? Wofür? von Stefan Bach (Buch) <<

“Schmuggel und andere Umgehungsmöglichkeiten sind notorisch bei den Verbrauchsteuern. In vielen Gegenden Ostdeutschlands ist der Zigarettenschmuggel weit verbreitet, mafiose Händlerringe organisieren Handel und Verkauf, das Unrechtsbewusstsein der Käufer ist gering. Der Verband der Zigarettenindustrie lässt regelmäßig »repräsentative« Stichproben aus dem Haushaltsmüll ziehen, um leere Zigarettenschachteln herauszufischen und auszuzählen, wie viele davon in Deutschland versteuert wurden. Dabei ist herausgekommen, dass in den westlichen Bundesländern der Anteil unversteuerter Zigaretten unter 10 Prozent liegt, während in Bayern und vor allem in den neuen Bundesländern der Anteil auf bis zu 40 Prozent steigt. Dort wird offenbar fleißig in den Nachbarländern oder beim Schwarzhändler eingekauft.”

“Verband der Zigarettenindustrie lässt regelmäßig »repräsentative« Stichproben aus dem Haushaltsmüll ziehen”

Selbstverständlich findet illegaler Zigarettenschmuggel statt. Allerdings kann diese Auswertung eher das Gegenteil beweisen. Insbesondere die Regionen an der Grenzen laden offenbar eher zu Schnäppchen ein: Ansonsten müssten bei großangelegten Schmugglerorganisationen sich der Anteil unversteuerter Zigaretten überall gleichmäßig verteilen: Und nicht jede an Bundesministerium der Finanzen vorbeigeschleuste Zigarette muss zwangsläufig illegal sein: Der Zoll selbst hat die Reisefreimengen dazu veröffentlicht. Gleichzeitig haben viele Menschen mit existentiellen Problemen zu kämpfen.

“Jeder dritte Arbeitnehmer kommt mit seinem Gehalt nicht mehr über die Runden”

>>Merkur<<

“Inflation: Jeder dritte Arbeitnehmer kommt mit seinem Gehalt nicht mehr über die Runden – Die steigenden Lebenshaltungskosten bringen inzwischen laut Umfrage jeden dritten Arbeitnehmer in Deutschland in finanzielle Schwierigkeiten.”

“Steigenden Lebenshaltungskosten” – “Jeden dritten Arbeitnehmer in Deutschland in finanzielle Schwierigkeiten”

Die Reichen zahlen, die Armen bekommen” – Offenbar hat dieses fast unumstößliche Mantra die ersten Risse bekommen. Selbst innerhalb der Steuerfahndung kommt manchmal die Frage auf: Wozu das alles überhaupt betrieben wird?

“Aus welchen Gründen ein Bürger rund die Hälfte seines Arbeitslohnes an ein diffuses Konstrukt wie den Staat abführen muss”

>>Inside Steuerfahndung von Frank Wehrheim & Michael Gösele (Buch) <<

“Natürlich mag man sich fragen, aus welchen Gründen ein Bürger rund die Hälfte seines Arbeitslohnes an ein diffuses Konstrukt wie den Staat abführen muss. Was überhaupt ist dieser Staat? In den Augen vieler Deutschen ist er nicht viel mehr als eine perfide Geldverschwendungsmaschinerie. Hochbezahlte Politiker, mit denen man in aller Regel unzufrieden ist, weil sie nur auf den eigenen Vorteil bedacht sind – oder auf den ihrer Spendenklientel. Faule Beamte, die für ihren geruhsamen Job am Ende ihres Arbeitslebens eine dicke Pension kassieren, für die sie nie einen Cent einbezahlt haben. … Und dafür soll man nun sein hart erarbeitetes Geld verschenken?”

“Faule Beamte, die für ihren geruhsamen Job am Ende ihres Arbeitslebens eine dicke Pension kassieren”

Natürlich findet durch Steuern, Sozialabgaben, Gebühren – wie die Rundfunkgebühr – eine Umverteilung statt: Nur, wohin wird das viele Geld eigentlich verteilt? Eine Antwort kann die Einnahmen des Staates nach Steuerart liefern.

“Die 12 dicksten Steuerquellen des Staates”

>>smartsteuer Blog<<

“Die 12 dicksten Steuerquellen des Staates – Wir haben mal geschaut, wie der Staat – also Bund, Länder und Gemeinden – an sein Geld kommt. Lesen Sie hier, welche zwölf Top-Steuern das sind – und wie sie jeweils aufgeteilt werden.”

“Wie der Staat – also Bund, Länder und Gemeinden – an sein Geld kommt”

Es dürfte kaum eine Überraschung sein: Mit weiten Abstand sind Einkommens- und Lohnsteuer und Mehrwertsteuer – respektive Umsatzsteuerführend. – Also genau jene Steuerarten, die die Unter- und Mittelschicht am meisten finanziell belastet. Ein weiterer großer Posten stellen die Sozialbeiträge dar.

“Die hohen Sozialbeiträge werden häufig als Steuern betrachtet”

>>Unsere Steuern Wer zahlt? Wie viel? Wofür? von Stefan Bach (Buch) <<

“Steuermythos: Sozialbeiträge sind Steuern – Die hohen Sozialbeiträge werden häufig als Steuern betrachtet. Arbeitnehmer mit kleinen Einkommen sehen sie als Abzüge auf dem Lohnzettel, während bei ihnen die Einkommensteuer kaum eine Rolle spielt. Bei besserverdienenden Arbeitnehmern kumulieren sich die Grenzbelastungen von Sozialbeiträgen und Einkommensteuer schnell auf 50 Prozent und mehr. Die Arbeitgeber beklagen die hohen Lohnnebenkosten durch die Arbeitgeberbeiträge, obgleich sie die langfristig auf die Arbeitnehmer in Form von niedrigeren Bruttolöhnen überwälzen. Steuern sind öffentliche Abgaben ohne Gegenleistungen, bei der Sozialversicherung gibt es aber individuelle Versicherungsleistungen: Die bekommt nur, wer vorher Beiträge gezahlt hat.”

“Kumulieren sich die Grenzbelastungen von Sozialbeiträgen und Einkommensteuer schnell auf 50 Prozent und mehr”

Nach behördlicher Sichtweise mögen Sozialbeiträge keine Steuern sein: Aber in der praktischen Wirklichkeit füllen sie diese Rolle sehr wohl aus. Wären die Versicherungsleistungen des staatlichen Sozialsystem wirklich so herausragend, dann wäre eine Versicherungspflicht unnötig. Schließlich gibt es noch einem privaten Versicherungsmarkt, wo es völlig ohne Zwang funktioniert. Letztendlich findet hier unter fadenscheinigen Vorwänden ebenfalls eine große Umverteilung – zu Ungunsten der Armen – statt. Es ist also kaum verwunderlich: Weshalb große Teile der Bevölkerung mit ihren Nettogehalt nicht auskommen.