Lausitzer Geschichte: Die Ermordung der Sorbischen Fürsten hatte tiefgreifende Folgen

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Markgraf Gero – der im 10. Jahrhundert lebte – gilt als eine kontroverse Persönlichkeit in der Geschichte des Heiligen Römischen Reiches sowie der slawischen Völker. In seiner Funktion als Markgraf der Ostmark, einem Gebiet, das heute Teile Deutschlands und Polens umfasst, nahm Gero eine zentrale Rolle in den militärischen und politischen Auseinandersetzungen zwischen den deutschen Herrschern und den slawischen Stämmen ein, insbesondere gegenüber den Sorben. Seine Handlungen, vor allem die Ermordung von etwa dreißig sorbischen Fürsten, werfen einen langen Schatten auf sein Vermächtnis und verdeutlichen die brutalen Methoden, die während der Ausdehnung des deutschen Einflusses in den östlichen Regionen angewandt wurden.

“Das eigentliche Ziel der Fürsten” – “Eroberung neuer Territorien und die Ausweitung ihrer Macht”

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“Doch die längeren Vegetationsperioden ließen auch diese Gegend als potentielles neues Ackerland verlockend erscheinen. Deutsche Fürsten hatten bereits begonnen, sich ihren Teil des Kuchens zu sichern. Im Jahr 1147 verkündeten der Papst und sein Vertrauter und Berater Bernhard von Clairvaux (der Heilige Bernhard) offiziell den Wendenkreuzzug.  … Doch der Plan ging nicht auf. Die Heiden wehrten sich so heftig, dass die deutschen Kreuzritter anfingen, die oberflächlichsten Zeichen der Bekehrung, etwa auf den Zinnen belagerter Burgen hastig aufgestellte Kreuze, anzuerkennen. Die Beobachter des Papstes schickten erzürnte Berichte nach Rom, wonach die deutschen Fürsten lediglich ihre eigene feudale Agenda von Eroberung und Tribut verfolgten  … . Weit entfernt von dem harten Streich, den Bernhard sich vorgestellt hatte, zerfaserte die Eroberung Ostelbiens in eine Abfolge von Ad-hoc-Abmachungen mit lokalen Anführern. Der unvollständige deutsche Sieg jenseits der Elbe sollte tiefgreifende Wirkungen auf die Zukunft der Region haben. Obwohl sich viele landhungrige Deutsche in Ostelbien ansiedelten, konnte die alte slawische Bevölkerung ihre Sprache und Kultur in Nischen erhalten. Ihre Anwesenheit erinnerte die Bevölkerung über Generationen daran, dass dies ein Kolonialgebiet war, das man mit Gewalt Menschen geraubt hatte, die weiterhin auf diesem Gebiet siedelten und eines Tages zurückschlagen könnten. Bis heute leben Nachfahren der Wenden, die Sorben, nordöstlich von Dresden.”

Ostelbien: “Die deutschen Fürsten lediglich ihre eigene feudale Agenda von Eroberung und Tribut verfolgten”

Gero wurde um das Jahr 900 geboren und entstammte dem sächsischen Adel. Er zählte zu den engsten Vertrauten König Ottos I., der später zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches erhoben wurde. Im Jahr 937 erhielt Gero die Ernennung zum Markgrafen der Ostmark, wodurch ihm die Verantwortung für die Verteidigung und Verwaltung der östlichen Reichsgrenzen übertragen wurde. Diese Region war zu jener Zeit von anhaltenden Konflikten geprägt, da die dort lebenden slawischen Stämme, darunter jene in den heutigen Gebieten Sachsens und Brandenburgs, den Vormarsch der deutschen Herrschaft ablehnten.

Sorbischen Völker verfügten über eigene politische Strukturen

Die sorbischen Völker verfügten über eigene politische Strukturen und wurden von Fürsten geführt, die ihre Gemeinschaften lenkten. Diese Fürsten waren teilweise in interne Machtkämpfe verwickelt, was Gero und den deutschen Herrschern die Gelegenheit bot, Einfluss zu gewinnen und die Region zu destabilisieren. Gero nutzte diese inneren Zwistigkeiten geschickt aus, um seine Machtbasis zu stärken und die sorbischen Führer zu schwächen. Die Tötung von rund dreißig sorbischen Fürsten stellt ein besonders düsteres Kapitel dar und offenbart die Brutalität sowie politischen Intrigen jener Epoche.

“Markgrafen Gero im 10. Jahrhundert, der rund dreißig slawische Fürsten zu einem solchen Mahl einlädt und sie dann doch hinterhältig umbringen lässt”

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“Schon lange bekannt ist beispielsweise das friedenstiftende Mahl, mit dem die Kontrahenten feierlich einen oft langen und blutigen Konflikt beenden. Wenn alles gut geht. Leider sind aber immer auch Fälle bekannt, in denen genau dieses Instrument der Schlichtung schändlich missbraucht wird. Legendär ist das Vorgehen des Markgrafen Gero im 10. Jahrhundert, der rund dreißig slawische Fürsten zu einem solchen Mahl einlädt und sie dann doch hinterhältig umbringen lässt.”

Berichte legen nahe, dass Gero eine Versammlung der sorbischen Fürsten einberief

Die genauen Umstände dieser Morde sind historisch umstritten und werden in verschiedenen Quellen unterschiedlich geschildert. Einige Berichte legen nahe, dass Gero eine Versammlung der sorbischen Fürsten einberief, unter dem Vorwand, Frieden und Zusammenarbeit fördern zu wollen.

Gero: „Begründer der deutschen Herrschaft in den Slawenländern östlich der Elbe“

>>Stadtwiki Dresden<<

„König Otto I. betraute Gero 937 in der Nachfolge des verstorbenen Bruders mit der Grenzwacht gegen die Slawen. Das von ihm beherrschte Gebiet umfasste große Teile der heutigen Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg zzgl. Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. Gero verband ungewöhnliches kriegerisches Talent mit hoher Einsicht und Tatkraft und wurde der eigentliche Begründer der deutschen Herrschaft in den Slawenländern östlich der Elbe. Dabei ging er häufig brutal vor. 939 ließ er 30 sorbische Fürsten ermorden, um deren Aufstände zu beenden. 941 hatte Gero den größten Teil der Gebiete an der mittleren Elbe und unteren Saale unterworfen. Neben Waffengewalt setzte er erfolgreich auf Verrat durch einzelne sorbische Fürsten.“

„939 ließ er 30 sorbische Fürsten ermorden“

Tatsächlich jedoch plante er deren Eliminierung, um den Widerstand gegen die deutsche Herrschaft zu brechen. Diese Strategie, die auf Täuschung und Verrat beruhte, ist ein wiederkehrendes Element in der Geschichte politischer Machtspiele und verdeutlicht Geros Bereitschaft, weitreichende Mittel einzusetzen, um seine Ziele durchzusetzen.

Die Ermordung der Sorbischen Fürsten hatte tiefgreifende Folgen

Die Ermordung der sorbischen Fürsten hatte tiefgreifende Folgen. Sie führte nicht nur zur Schwächung der sorbischen Stämme, sondern auch zur Stärkung von Geros Einfluss in der Region. Seine Maßnahmen trugen wesentlich zur weiteren Unterwerfung der sorbischen Völker bei, wobei die deutschen Herrscher häufig die Christianisierung als Rechtfertigung für ihre Expansion und Herrschaftsausdehnung nutzten. Somit wurde Gero nicht nur als militärischer Anführer wahrgenommen, sondern auch als Symbol für die aggressive Politik der deutschen Ostexpansion.

Eine kritische Betrachtung von Geros Vorgehen wirft grundlegende Fragen zu Moral und Ethik auf

Eine kritische Betrachtung von Geros Vorgehen wirft grundlegende Fragen zu Moral und Ethik im politischen Handeln auf, was sich auch auf die heutige Zeit auswirkt. Die Ermordung von Fürsten im politischen Kontext steht exemplarisch für die Brutalität, die oft mit dem Streben nach Macht verbunden ist. Gero war sich bewusst darüber, dass das Ausschalten der sorbischen Führer eine entscheidende Rolle bei der Festigung deutscher Herrschaft spielen würde. Die Ermordung ihrer Anführer führte zu tiefem Misstrauen gegenüber den Deutschen und trug maßgeblich zur Entstehung von Konflikten und Spannungen in den folgenden Jahrhunderten bei, welche bis in die Gegenwart hineinwirkt.