Öffentlicher Rundfunk – Lausitzer Sorben in der Außendarstellung: “Kulturelle Hegemonie” – “Eine Dekolonisation der Köpfe gefordert”

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Das koloniale Selbstverständnis hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Menschen ihre eigene Kultur betrachten. Es wird oft als ein Instrument verwendet, um andere Kulturen zu unterdrücken und den Status quo aufrechtzuerhalten. Klingt vielleicht etwas abwegig in der heutigen Zeit? Doch, wie ist solch ein Vorfall erklärbar?

“Verwechslung mit russischer Flagge: Sorben werden Opfer von Anfeindungen”

>>Redaktionsnetzwerk Deutschland<<

“Verwechslung mit russischer Flagge: Sorben werden Opfer von Anfeindungen – Blau, Rot, Weiß statt Weiß, Blau, Rot: In Südbrandenburg seien Sorben mehrfach angefeindet worden, weil man ihre Flagge für die russische gehalten hätte. Ein Verband der sorbischen Minderheit zeigt sich nun besorgt. … „Wir haben keinen Millionen-PR-Etat für die Aufklärung, dass die russische Flagge weiß-blau-rot ist.“  …  Sprecher des Domowina-Dachverbandes der Sorben …”

“Wir haben keinen Millionen-PR-Etat für die Aufklärung”

Ob diese Angaben überhaupt der Richtigkeit entsprechen? Immerhin ist die Domowina im Rundfunkrat vertreten und waltet dort über kein Millionen-, sondern ein Milliardenbudget.

Domowina: “Stimme im MDR-Rundfunkrat”

>>Süddeutsche Zeitung<<

“Sorben künftig mit eigener Stimme im MDR-Rundfunkrat – Eigenen Angaben zufolge wurde der Dachverband Domowina (Bund Lausitzer Sorben) aufgefordert, bis Ende September einen Vertreter für das Gremium zu benennen.”

Domowina & MDR-Rundfunkrat: “Vertreter für das Gremium zu benennen”

Über die tatsächliche oder vermeintlichen großen Taten des Vereins Domowina wird darin lang und breit applaudiert. Trotzdem bleibt die Frage offen: Was und wie viel wird über die Lausitzer Sorben berichtet? Um die Problematik etwas anschaulicher zu darzustellen, hier zwei kleine Beispiele.

Staatliche Förderung der Sorbischen Kultur: Einseitige Ausrichtung auf Folklore & Übersetzungen

>>Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus<<

“Sorbisch lernen mit dem Sandmännchen – Im Jahr 1996 flimmerte mit dem Sandmännchen die erste MDR-Fernsehsendung in Obersorbisch über die Bildschirme. Hierfür wurde Zwei-Kanal-Tontechnik eingesetzt.”

“Sorbisch lernen mit dem Sandmännchen”

>>Presseportal.de<<

“Zwei neue “KiKANiNCHEN”-Sprachfassungen – sorbisch und friesisch – stehen im Vorschulangebot ‘KiKANiNCHEN für alle’ auf kikaninchen.de und in der KiKANiNCHEN-App zum Abruf bereit.”

“Zwei neue “KiKANiNCHEN”-Sprachfassungen – sorbisch und friesisch”

Es handelt sich um keine Sorbischen Märchen, sondern nur um Übersetzungen. Gibt die Sorbische Kultur keine eigenen Fabeln, Geschichten und Mythen? Oder sind diese vielleicht aus dem Bewusstsein verschwunden? Das Gegenteil ist richtig.

Lutki-Apotheke: “Der Lutki – Das Volk, welches in alten Zeiten den Spreewald bewohnte”

>>Lutki-Apotheke<<

“Der Lutki – Das Volk, welches in alten Zeiten den Spreewald bewohnte, war das Volk der Lutken. Lutken sind kleine Kerlchen, Freunde und Helfer. Sie konnten zaubern und helfen. Zaubern können wir Mitarbeiter der Lutki-Apotheke leider nicht, aber gern wollen wir unseren Kunden und Patienten in allen Fragen rund um die Gesundheit beraten!”

“Lutken sind kleine Kerlchen, Freunde und Helfer” – “Zaubern können wir Mitarbeiter der Lutki-Apotheke leider nicht”

>>Bludnik Ferienzimmer / Hofcafé<<

“Lassen Sie sich verzaubern vom Charme dieses über 100 Jahre alten Spreewaldhofes in Lehde im Spreewald, den wir liebevoll restauriert und neu gestaltet haben. Bludnik Eine beliebte Fabelfigur aus dem Spreewald ist das Irrlicht, „Bludnik“ genannt. Wenn es im nächtlichen Spreewald leuchtet und glimmt, so zeigen sich die Irrlichter. Sie sind wohlwollend und führen einen Fehlgegangenen heim, doch darf man in ihrer Gegenwart nicht fluchen. Für ihren Dienst erwarten sie einen kleinen finanziellen Obolus oder eine Quarkstulle.”

“Bludnik Eine beliebte Fabelfigur aus dem Spreewald ist das Irrlicht, „Bludnik“ genannt”

Die gefühlt unendliche Vielfalt der Sorbischen Mythenwelt würde sicherlich hier dem Rahmen sprengen. Am Ende bleibt die Frage übrig: Was kommt davon im gebührenfinanzierten Rundfunk an? Die Frage kann sich jeder selbstdenkende Bürger alleine beantworten. Offenkundig ist die Idee der kulturellen Hegemonie immer noch lebendig und nicht bei einigen Randgruppen oder Demagogen.

“Die »kulturelle Hegemonie« errungen werden” – “Egal, ob in Opposition oder in der Regierung”

>>Populismus für Anfänger von Walter Ötsch & Nina Horaczek (Buch) <<

“Demagogen wollen Macht erringen. Sie wähnen sich im Besitz »der Wahrheit des einen Volkes«. Sie wollen den Willen »des Volkes« in die Tat umsetzen. Dazu muss, wie der Theoretiker der »Neuen Rechten« Alain de Benoist schon Ende der 1960er-Jahre formulierte, die »kulturelle Hegemonie« errungen werden. Egal, ob in Opposition oder in der Regierung: Es geht darum, die Deutungshoheit über die vorherrschenden politisch-gesellschaftlichen und kulturellen Denkmuster zu erlangen.”

“Es geht darum, die Deutungshoheit über die vorherrschenden politisch-gesellschaftlichen und kulturellen Denkmuster zu erlangen”

Die Idee der kulturellen Hegemonie ist ein wichtiger Bestandteil dieses Selbstverständnisses. Dieses Konzept beinhaltet die Idee, dass eine Kultur oder Gruppe von Menschen über andere Kulturen und Gruppen herrscht und Einfluss auf deren Lebensweise, Ideologien und Werte hat.

“Kulturelle Hegemonie” – “Eingriffe der Kolonisatoren hätten ein Weltbild geschaffen, dem sich auch die kolonisierten Gesellschaften nicht entziehen konnten”

>>Deutsche Kolonialgeschichte von Sebastian Conrad (Buch) <<

“In den letzten Jahren ist vor allem von Autoren aus dem Bereich der postcolonial studies die These vertreten worden, daß der Kolonialismus gerade auf dem Feld der Kultur und des Wissens bleibende Nachwirkungen gehabt hat. Der Inbesitznahme fremder Territorien folgte in dieser Lesart die Internalisierung des imperialen Blicks und des mit ihm verbundenen Fortschrittsversprechens. Das koloniale Selbstverständnis sei auf beiden Seiten in Form einer «Kolonisierung der Imagination» gleichsam naturalisiert worden. Denn die Eingriffe der Kolonisatoren hätten ein Weltbild geschaffen, dem sich auch die kolonisierten Gesellschaften nicht entziehen konnten und dessen kulturelle Hegemonie (Gramsci) die formale Unabhängigkeit und Dekolonisation überlebt habe. So warnte Mahatma Gandhi in Indien davor, daß der unabhängige Staat Gefahr laufe, die modernisierenden Projekte der kolonialen Epoche lediglich fortzuführen: «English rule without the Englishmen». Vor diesem Hintergrund haben zahlreiche postkoloniale Intellektuelle – angefangen bei Frantz Fanon und Aimé Césaire in den 1950er Jahren – eine Dekolonisation der Köpfe gefordert.”

“Kulturelle Hegemonie” – “Eine Dekolonisation der Köpfe gefordert”

In der Vergangenheit haben Kolonialmächte diese Strategie genutzt, um ihre jeweilige Kultur in den eroberten Gebieten zu verbreiten. So wurde beispielsweise das Englische in vielen Teilen des britischen Empire als offizielle Sprache festgelegt. Auch das herrschende Glaubenssystem wurde in vielen lokalen Religionen durchgesetzt, um den Einfluss der Kolonialmacht zu stärken. Auch heute noch versuchen viele Regierungen und Organisationen, die kulturelle Hegemonie aufrechtzuerhalten, indem sie bestimmte Werte und Normen vermitteln.

“English rule without the Englishmen” – “Die modernisierenden Projekte der kolonialen Epoche lediglich fortzuführen”

Es wird aber vergessen, dass das Mittel der Deutungshoheit auch in anderen politischen Spektren anzutreffen ist. Zudem tragen mediale Darstellungsformate wie Filme oder Musik dazu bei, die Dominanz bestimmter Gesellschaftsschichten zu fördern und vorherrschende Ideologien zu verfestigen.

Mittel der Deutungshoheit auch in anderen politischen Spektren anzutreffen

Um sicherzustellen, dass alle Gruppen gleich behandelt werden und niemand diskriminiert wird, ist es wichtig, dass Menschen aufmerksam bleiben und mit Einsicht handeln. Wir müssen uns bemühen, unsere kulturell bedingten Vorurteile abzulegen und uns gegenseitig mit Respekt zu behandeln.