Malaysia: Weiterhin Unklarheit um entführte Pastoren

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Seit dem 30. November 2016 werden Pastor Joshua Hilmy und seine Frau Ruth vermisst. Die Umstände ihres Verschwindens werfen ähnlich viele Fragen auf wie die Entführung von Pastor Raymond Koh nur wenige Monate später. Beide Vorfälle wurden durch die malaysische Menschenrechtskommission „SUHAKAM“ untersucht. Am 15. April legte die Kommission ihren Abschlussbericht zum Verschwinden von Hilmy und seiner Frau vor.

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Von Open Doors

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Ergebnis: Ehepaar gewaltsam entführt, Täter unbekannt

Joshua Hilmy ist Malaie (die größte und einflussreichste Bevölkerungsgruppe in Malaysia), während seine Frau Ruth die indonesische Staatsangehörigkeit besitzt. In Malaysia gibt es so gut wie keine malaiischen Pastoren, da die malaysische Verfassung es Malaien untersagt, vom Islam zu anderen Religionen zu konvertieren.

Bei der Veröffentlichung des Abschlussberichts erläuterte der ehemalige Richter Mohd Hishamudin Yunus als Vorsitzender der SUHAKAM-Kommission die Ergebnisse. Er sagte, das Verschwinden von Joshua und Ruth Hilmy sei „von einer oder mehreren unbekannten Personen mit Duldung der Behörden“ durchgeführt worden. „Ihr unfreiwilliges Verschwinden hat gegen die Gesetze Malaysias verstoßen.“ Man habe zwar keine Anhaltspunkte für eine Entführung durch Agenten des Staates gefunden, die Behörden hätten jedoch versäumt, den Fall „sorgfältig und ernsthaft“ zu untersuchen. Darüber hinaus hätten sie auch „den Fortschritt (der Untersuchung) behindert“, so Yunus weiter.

Der gesonderte Hinweis darauf, dass mutmaßlich keine Agenten des Staates beteiligt waren, steht im Gegensatz zu den Untersuchungsergebnissen im Fall der Entführung von Raymond Koh. Hier sah es die Kommission als erwiesen an, dass eine in Kuala Lumpur stationierte Spezialeinheit der königlichen Polizei den Pastor entführt hat. Der Bericht führte bislang zu keinen bekannten Konsequenzen auf Seiten der Behörden, bis heute gibt es zudem kein Lebenszeichen von Raymond Koh. Ähnliche Aussagen machte das Gremium über das Verschwinden des Aktivisten Amri Che Mat, eines schiitischen Muslims. Der schiitische Islam ist in Malaysia verboten.

Behörden ignorierten Drohungen islamischer Extremisten

Im Fall von Pastor Hilmy und seiner Frau monierte SUHAKAM, dass es seit Beginn der Untersuchungen im Jahr 2016 keine erkennbaren Bemühungen durch die Behörden gegeben habe, die beiden ausfindig zu machen. Zudem habe die Polizei die Ermittlungen immer wieder verschleppt. So seien zwar Drohungen islamistischer Gruppierungen gegen ihn bekannt gewesen, doch hätten die Beamten die entsprechenden Facebook-Posts nie untersucht. Die Vermisstenanzeige von einem Freund des Ehepaares wurde dem Bericht zufolge erst mit einem Monat Verspätung aufgenommen, statt dem Fall umgehend nachzugehen. Außerdem hätten die Beamten versucht, Ruths Verschwinden vor der indonesischen Botschaft zu verheimlichen.

Bis vor einigen Jahren war Malaysia als liberales und tolerantes islamisches Land bekannt. Mittlerweile hat dieser Ruf sich jedoch gewandelt. Immer mehr Elemente der Scharia finden Eingang in die Gesetzgebung, während der Einfluss extremistischer Muslime in Politik und Gesellschaft zunimmt. Dies zeigte sich auch daran, dass eine der beiden Regierungsparteien (die PAS) den Taliban vergangenes Jahr zur „Befreiung“ Afghanistans und zur Machtübernahme gratulierte.

Auf dem Weltverfolgungsindex 2022 belegt Malaysia den 50. Platz unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.