Lausitzer Geschichte & Sorbische Auswanderung nach Hochkirch in Australien: “Ihr Streben war die eigene Scholle, der eigene Hof, die Freiheit”

Screenshot youtube.com Screenshot youtube.com

Lausitzer Geschichte – Im Jahr 1851 verließen viele Sorbische Familien aus den Dörfern ihre Heimat, um in Australien einen neuen Anfang zu machen. Die Gründe dafür waren religiöse Spannungen, politische Unsicherheiten und wirtschaftliche Schwierigkeiten aufgrund mehrerer Missernten sowie der latenten Gefahr eines Krieges.

“Ihr Streben war die eigene Scholle, der eigene Hof, die Freiheit”

>>Märkische Oderzeitung<<

“Hier leben sorbische Nachfahren nicht so konzentriert wie in den USA, sondern auf zwei Bundesstaaten verstreut – South Australia und Victoria. Viele haben sich gemeinsam mit Deutschen im Barossa-Tal nahe Adelaide angesiedelt. Letztlich habe alle sorbischen Auswanderer ein Ziel verbunden, sagt Malinkowa. „Ihr Streben war die eigene Scholle, der eigene Hof, die Freiheit.“ Fast alle seien Farmer geworden.”

“Fast alle seien Farmer geworden”

Am 5. September 1851 bestiegen sie das Auswandererschiff Helene der Reederei J.C. Godeffroy & Sohn in Hamburg, welches kurz zuvor von der Reiherstiegwerft vom Stapel gelaufen war. Es befanden sich etwa 46 Kinder unter ihnen laut den heute bekannten Passagierlisten. Nach einer entbehrungsreichen Reise erreichten sie schließlich am Heiligen Abend 1851 ihr Ziel. Die meisten Siedler ließen sich zunächst in der Nähe von Adelaide und im Barossa Valley nieder. Von den insgesamt 128 Auswanderern an Bord des Schiffes waren 98 Sorben.

“Die schwierige Reise nach Portland über rauhe Wege und über Flüsse dauerte mehr als sechs Wochen”

>>Kirche in Hochkirch<<

“Da nicht viel Land zum Kauf verfügbar war, entschlossen sich Peter und andere, nach dem Südwesten von Victoria zu ziehen; einige deutschen Einwanderer hatten positiv über diese Gegend berichtet. Peter verkaufte sein Land, kaufte einen Wagen, und die Gruppe von 11 Wagen reiste am 4. April 1852 ab. Die schwierige Reise nach Portland über rauhe Wege und über Flüsse dauerte mehr als sechs Wochen. Sie hielten gut zusammen und beteten täglich gemeinsam. … Zwei kleine Bauernhäuser, die die Familie Bürger 1853 baute, als sie sich in Gnadenthal niederließen, stehen noch heute. Es handelt sich um eine besondere Art von Fachwerkhäusern aus einem Holzrahmen und Lehmfüllungen. Diese zwei Gebäude sind historisch bedeutend, weil Teile von den Wänden und den Decken mit der seltenen, sogenannten Lehmwickel-Technik gebaut sind. Man hat diese Bautechnik in deutschen Ansiedlungen in Ungarn, Nordamerika und Australien gefunden.”

“Zwei kleine Bauernhäuser, die die Familie Bürger 1853 baute, als sie sich in Gnadenthal niederließen, stehen noch heute”

Daher wurde die heutige australische Stadt Tarrington als sorbische Gründung angesehen: Sie wurde im Jahr 1853 von sorbischen Einwanderern gegründet und trug damals den Namen Bukecy – ein sorbisches Wort für Hochkirch in Lausitz, da die meisten Familien aus Orten wie Meschwitz, Steindörfel, Zschorna und Kuppritz stammten, die zur Pfarrgemeinde gehörten und mit Buchen bewachsen waren.

“Selbstverständlich nahmen die Sorben für ihre neuen Siedlungen einige alte Namen mit”

>>Sächsische.de<<

“Selbstverständlich nahmen die Sorben für ihre neuen Siedlungen einige alte Namen mit. Mit dem Ersten Weltkrieg wurden diese deutschen Bezeichnungen von der Landkarte getilgt. Heute heißt der Ort Tarrington. In der Unterzeile des Ortseingangsschildes steht „Formerly Hochkirch“.

“Formerly Hochkirch” – “In der Unterzeile des Ortseingangsschildes”

Bald darauf etablierte sich jedoch die deutsche Bezeichnung “Hochkirch” für diesen Ort in Australien. Am15.Februar1861 eröffnete eine Poststelle mit demselben Namen. Die Siedlung wuchs schnell und hatte bereits 1869 etwa 850 Einwohner. Es gab auch eine Schule und eine Bibliothek. Aufgrund der anti-deutschen Stimmung im Land infolge des Ersten Weltkriegs wurde Hochkirch am 1.März1918 umbenannt und erhielt den heutigen Namen Tarrington, wie viele andere deutsche Siedlungen in Australien auch.