Nigeria: „Chibok-Mädchen“ seit 10 Jahren entführt

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Elternsprecher Yakubu Nkeki: noch 82 Mädchen vermisst

Am vergangenen Sonntag, dem 14. April 2024, erinnerte die Stadt Chibok mit einem besonderen Gottesdienst an die Entführung von mehr als 270 Schülerinnen vor genau zehn Jahren. Auch lokale Partner von Open Doors nahmen daran teil.

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Von Open Doors

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Obwohl viele der größtenteils christlichen Mädchen in den letzten Jahren freigelassen wurden, ist der Verbleib anderer weiterhin unklar. Nachfolgend ein Überblick über den aktuellen Stand.

Was ist aus den Chibok-Mädchen geworden?

Die Schülerinnen lassen sich grob in vier Gruppen einteilen:

1: Diejenigen, die entkommen sind.
2: Diejenigen mit unbekanntem Status: Sie sind weiterhin in Gefangenschaft oder bereits tot.
3: Diejenigen, deren Tod von entflohenen Mädchen bereits bestätigt wurde.
4: Einige Mädchen wurden in den letzten Jahren freigelassen und leben jetzt in einem vom Militär geführten Rehabilitationslager für ehemalige Boko-Haram-Kämpfer als deren Ehefrauen. Drei überlebende Frauen berichteten der Nachrichtenagentur Reuters, dass in mindestens fünf Fällen Frauen, die unverheiratet in das Lager kamen, dort mit Ex-Kämpfern verheiratet wurden.
„Sie werden nicht in der Lage sein, zwischen der Zeit ihrer Gefangenschaft und der jetzigen Zeit im Militärlager zu unterscheiden“, befürchtet einer unserer lokalen Partner. Und Dauda Yama, dessen Tochter sich in einem solchen Lager befindet, erklärt: „Sie wurden einer Gehirnwäsche unterzogen, sodass sie jetzt eine positive Haltung gegenüber ihren Entführern einnehmen.“

Wie verkraften die Familien den Schmerz und die Ungewissheit?

Viele der immer noch wartenden Chibok-Eltern haben mit Gesundheitsproblemen wie Bluthochdruck oder Diabetes zu kämpfen. Sie leben in ständiger Spannung, jederzeit auf eine Nachricht von ihren Töchtern hoffend – und sei es die von ihrem Tod, damit sie sich von ihnen verabschieden können. Wie drastisch diese Auswirkungen sind, erklärt Yakubu Nkeki, Vorsitzender der Elternvereinigung der Chibok-Mädchen, gegenüber lokalen Partnern von Open Doors: „Die kleinste Krankheit kann sie wegen ihres hohen Blutdrucks das Leben kosten. In den ersten drei Jahren der Entführung haben wir 38 Eltern verloren.“ Nach seinen Aufzeichnungen werden 82 Mädchen bis heute vermisst.

Chibok war eine überwiegend christliche Schule. Welche Rolle spielen religiöse Motive bei solchen Entführungen?
Als 2014 die Chibok-Schülerinnen entführt wurden, geschah dies aus klar religiösen Motiven. Boko Haram wollte die Botschaft aussenden, dass sie westliche Bildung nicht tolerieren würde, weil sie gemäß der Scharia verboten (haram) sei. Zwischen 2010 und 2014 töteten Boko-Haram-Kämpfer Hunderte von Schülern bei Angriffen. Die Gruppe warnte, dass solche Angriffe fortgesetzt würden, solange die nigerianische Regierung weiterhin in die traditionelle islamische Bildung eingreife.

Was hat sich in den letzten zehn Jahren in Bezug auf Entführungen getan?
Die Entführung von Chibok im April 2014 fand zu einem Zeitpunkt statt, als Boko Haram fast auf dem Höhepunkt ihrer Macht angelangt war. Obwohl Massenentführungen damals nicht zur Strategie der Gruppe gehörten, ist es seitdem immer wieder zu vergleichbaren Übergriffen gekommen. Auch andere Gruppierungen setzen auf diese Weise christliche und gemäßigte muslimische Gemeinschaften unter Druck – oftmals um sie einzuschüchtern und Lösegeld zu erpressen.

Was kann man tun, um den Entführungen Einhalt zu gebieten?

Es ist zunächst einmal Aufgabe der nigerianischen Regierung,

– die Sicherheit der Zivilbevölkerung gemäß internationalen Verpflichtungen zu gewährleisten;
– entschieden gegen jegliche Gewalt vorzugehen, einschließlich der Gewalt der Fulani-Milizen, die Täter zu ermitteln und sie rechtlich zur Verantwortung zu ziehen;
– sich weiter um die Befreiung der von Boko Haram festgehaltenen Geiseln zu bemühen, darunter junge christliche Mädchen wie Leah Sharibu und die Chibok-Mädchen.

Doch nach 10 Jahren und manchen frustrierenden Erfahrungen erklärt Yakubu Nkeki: „Selbst wenn die Regierung oder die ganze Welt unsere Kinder im Stich lässt – wenn Gott sie herausholen will, wird ihn niemand aufhalten. Deshalb bitten wir um euer Gebet!“