Astronomie in der Lausitz: Als die restliche Welt noch glaubte, die Erde sei eine Scheibe

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Die Arroganz der Gegenwart” – Jenen Titel hat eine Schlagzeile in der Zeit bekommen. Darin wird die heutige Verachtung gegenüber unserem Vorfahren aus früheren Jahrhunderten beklagt. Viele Menschen im Mittelalter haben die Erde für eine Scheibe beklagt. Aber sieht die Welt heutzutage wirklich viel anders aus?

“Mittelalter, in dem man die Erde angeblich für eine Scheibe hielt”

Auch heute geht die moderne Wissenschaft in viele Themengebiete nicht vorurteilsfrei hinein, sondern macht ein großen Bogen herum. Sogar historische Themen fallen darunter. Der als Lausitzer Stonehenge bekannte Kuckuckstein zählt hierzu. Wie ist es also wirklich um die berühmte Aufklärung in der Gegenwart bestellt?

“Aufklärung – Die Arroganz der Gegenwart”

>>Zeit<<

“Aufklärung – Die Arroganz der Gegenwart – Wir Aufgeklärten blicken oft herab auf frühere Zeiten wie das Mittelalter, in dem man die Erde angeblich für eine Scheibe hielt. Diese Verachtung verrät mehr über uns als über unsere Vorfahren.”

“Wir Aufgeklärten blicken oft herab auf frühere Zeiten wie das Mittelalter”

Fairerweise muss zugestanden werden: Im antiken Griechenland gingen viele Menschen von der Kugelform der Erde aus. Der Grieche Eratosthenes hat sogar – für damalige Verhältnisse – sehr genau jenen Erdumfang berechnet. Erst in späterer Zeit haben sich die Verhältnisse spürbar verschlechtert. Die Erden wurde im Mittelalter von oben herab zur Scheibe erklärt und jeder kritische Diskurs darüber untersagt. Ketzer dieser Glaubenslehre mussten um ihr Leben fürchten. Zwar haben sich die Rahmenbedingungen in der heutigen Zeit wesentlich verbessert: Aber so ganz wurden diese Zeiten nie überwunden.

“Die Wissenschaft muss Vertrauen der Gesellschaft zurückgewinnen”

>>Forschung & Lehre<<

“Die Wissenschaft muss Vertrauen der Gesellschaft zurückgewinnen. – In der …Ausgabe von Forschung & Lehre macht sich Professorin … Präsidentin der Universität Paderborn, dafür stark, dass sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aktiv für ihre Freiheiten einsetzen und dabei auch selbstkritisch eigene Fehler korrigieren. “Wissenschaftler haben an dieser Stelle eine wesentliche Bringschuld: Es reicht eben nicht, Erkenntnisse innerhalb der wissenschaftlichen Community zu teilen, um in diesen Kontexten die Diskussion und die Forschung voranzutreiben”, schreibt Riegraf. “Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen müssen deutlicher in die Gesellschaft hinein und mit ihr kommunizieren und sich begründet und öffentlich positionieren.”

“Wissenschaftler aktiv für ihre Freiheiten einsetzen und dabei auch selbstkritisch eigene Fehler korrigieren”

Die Wissenschaft von heute ist der Irrtum von morgen.” – Es ist ein Zitat von Jakob Johann Baron von Uexküll über Wissenschaft und dürfte als die einzige echte Konstante gelten. Fehler in der Wissenschaft werden nur sehr langsam korrigiert. Es hat viel mit der Blase innerhalb der Wissenschaft zu tun. Der Publikationsdruck ist hoch und viele Wissenschaftler fördern dabei keine eigenen Erkenntnisse zu Tage, sondern schreiben voneinander ab. Fehler setzen sich so unwillkürlich fort und sind kaum noch auszumerzen. Zeitgleich ist der Blick auf die Welt nur sehr eingeschränkt und das konnte man schon während der Antike beobachten. Als Beispiel dürften die berühmten antiken sieben – respektive acht – Weltwunder gelten.

“Eigentlich muss man von acht Weltwundern sprechen”

>>Weltwunder Online<<

“Eigentlich muss man von acht Weltwundern sprechen, wenn man sich auf die Liste von Antipatros von Sidon beruft. Die Liste der antiken Weltwunder wurde im 6. Jahrhundert von Gregor von Tours „angepasst“. Da die Befestigungsmauer der Stadt Babylon zerstört war, wurde sie von der Liste gestrichen und der Leuchtturm von Alexandria stattdessen aufgenommen. … Mit dem Wissen, dass es sich bei der Liste der Weltwunder eigentlich nur um einen Teil eines Reiseführers für den Mittelmeerraum handelte lässt sich auch erklären, warum sich auch nur besondere Bauwerke aus dieser Region zu Weltwundern erklärt wurden.”

“Liste der Weltwunder eigentlich nur um einen Teil eines Reiseführers für den Mittelmeerraum”

Die Sichtweise auf die Welt hat also nicht die Erde, sondern ein ganz bestimmtes Gebiet umfasst. Natürlich hätten – nach damaligen Gesichtspunkten – auch andere Bauwerke zu den sieben Weltwundern zählen können. Stonehenge in England hat schon zu dieser Zeit existiert. Aber England hat “außerhalb” der griechischen Welt gelegen, obwohl die antike Großmacht Karthago bereits mit England einen Handel betrieb. Schließlich wurde Mathematik und Astronomie nicht nur im Mittelmeerraum betrieben.

“Megalithstruktur Stonehenge” – “Man kann die Anlage als steinzeitliches Observatorium einstufen”

>>Geschichte der Mathematik in ihren Kontexten von Gert Schubring (Buch) <<

“Ursprünge in der Astronomie – Wesentlich relevanter für Mathematik als „erwachende Wissenschaft“ (ein Ausdruck von van der Waerden) als die zumeist individuellen Zähltätigkeiten sind die in vielen frühen Kulturen feststellbaren Praktiken astronomischer Beobachtungen. Besonders eindrucksvoll dafür ist die aus konzentrischen Steinkreisen gebildete Megalithstruktur Stonehenge, in der Nähe von Salisbury in England. Sie wurde bislang als ab etwa −3.100 errichtet geschätzt, aber nach neueren Forschungen kann sie noch wesentlich älter sein. Man kann die Anlage als steinzeitliches Observatorium einstufen; die Anlage diente, wie viele andere mit der gleichen Funktion in anderen Kulturen, zur Bestimmung der Sonnenwenden und damit zur Bestimmung der Jahreszeiten, der Organisation der Ernten. Sie waren das Ergebnis gemeinschaftlicher astronomischer Beobachtungen und Auswertungen und waren wesentlich für die soziale Organisation des Lebens in den frühen Kulturen.”

“Megalithstruktur Stonehenge” – “Bestimmung der Sonnenwenden und damit zur Bestimmung der Jahreszeiten”

Die Kenntnisse von Mathematik und Astronomie waren also nicht nur auf die “griechische Sichtweise” auf die Welt beschränkt, obwohl antike griechische Autoren sicherlich einem anderen Eindruck zu vermitteln versuchen. Aus ihrer damaligen griechischen Perspektive haben die allermeisten anderen Völker nur als primitive Barbaren gegolten, womit jeglicher Austausch auf Augenhöhe ausgeschlossen war. Nur die eigentliche Frage lautet: Sieht die heutige moderne wissenschaftliche Welt soviel anders aus? Diese Frage kann man an konkreten Beispielen festmachen. Der Lausitzer Felsen am Teufelsstein ist etwas anders aufgebaut, aber seine Funktionsweise und Alter ist durchaus mit der Megalithstruktur Stonehenge vergleichbar.

“Felsen am Teufelsstein sind genau so aufgetürmt” – “Sonne in den Tagen um die Tagundnachtgleiche”

>>Sächsische.de<<

“Die Felsen am Teufelsstein sind genau so aufgetürmt, dass die Sonne in den Tagen um die Tagundnachtgleiche, also jeweils zum Herbst- und zum Frühlingsanfang, beim Auf- und Untergang genau durch das Felsentor scheint. … „Das kann nur das Werk von Menschenhand sein“, … Der Teufelsstein hier bei Pließkowitz ist dabei nur eins von reichliche 30 derartigen Objekten, die die Archäoastronomie-Enthusiasten inzwischen in der ganzen Oberlausitz entdeckt haben – Felsengebilde, die seit Tausenden von Jahren die Tagundnachtgleichen oder die Sommer- und Wintersonnenwenden anzeigen und unsere Ur-Ur-Ahnen auf diese Weise durch die Jahreszeiten wiesen. Wissenschaftlich belegt werden kann Herolds Annahme nicht. „Wir haben keine Funde und Nachweise darüber, dass diese Steine tatsächlich von Menschen in dieser Absicht aufgetürmt wurden“, sagt … Sächsischen Landesamt für Archäologie.”

“Teufelsstein hier bei Pließkowitz ist dabei nur eins von reichliche 30 derartigen Objekten”

Würde die moderne Archäologie mal in regionalen Archive schauen, dann sähe die Sache mit Funden und Nachweisen vermutlich ganz anders aus.

„Noch 1614 haben hier die Sorben an diesem wirkmächtigen Kult- und Oferplatz heimlich zu ihren alten Göttern gebetet“

>>Historiker Ralf Herold<<

„Doch noch 1614 haben hier die Sorben an diesem wirkmächtigen Kult- und Oferplatz heimlich zu ihren alten Göttern gebetet“

Astronomie in der Lausitz: Als die restliche Welt noch glaubte, die Erde sei eine Scheibe

Fraglos fällt die Lausitzer Megalithstruktur viel kleiner als das englische Pendant aus. Aber die Steinformation kann genauso die Tagundnachtgleiche bestimmen. Doch es gibt noch mehr Unterschiede: Während beim englischen Stonehenge sich die Wissenschaftler beim Erforschen gefühlt gegenseitig auf die Füße treten, wird beim Lausitzer Gegenstück ein weiter Bogen herum gemacht. Auch die Präsenz in vielen Medien ist kaum vorhanden, wohingegen das englische Stonehenge beinahe jedes Kind kennt.