Lausitzer Revier: “Energiebedarf im größtmöglichen Umfang mit Hilfe der in unserem Land vorhandenen Ressourcen zu decken”

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Die Energiewende geht fließend in eine Energiekrise über. Doch vermutlich dürfte es sich – mehr oder weniger – um das selbe Ereignis handeln. Wie auch immer. Das Schreckgespenst der hohen Energiepreise und Blackoutgefahr greift um sich. Selbst Städte sind mit Verteilen von Flugblättern beschäftigt. – Der Titel ist hierbei vielsagend: “Blackout – und dann? Ratgeber für die Eigenvorsorge

Energiewende – Energiekrise – Blackout – und dann?

Vielleicht könnte man jenen Titel etwas durch die Kunstfreiheit gedeckt verändern: “Energiewende – Energiekrise – Blackout – und dann? Ratgeber für die Rückkehr zur Energieversorgung” – Vielleicht zu viel Zynismus? Vielleicht könnte man auf einem historischen Vergleich antworten. Ein verheerendes Erdbeben mir anschließenden Tsunami und Feuer hat im Jahre 1755 die Stadt Lissabon heimgesucht. Auch taucht die Frage auf: Was ist jetzt zu tun? – Darauf hat der Marquês de Pombal eine einfache Antwort gewusst.

“Begraben wir die Toten und ernähren die Lebenden”

>>Lisboa Live Reiseführer<<

“Er begann mit dem Satz: „Begraben wir die Toten und ernähren die Lebenden“ und krempelte seine Ärmel hoch und fing mit der Arbeit an. Aufgrund seiner Zielstrebigkeit und seiner praktischen Einstellung war Lissabon bald wieder aufgebaut und das schöner als je zuvor.”

“Krempelte seine Ärmel hoch und fing mit der Arbeit an”

Selbstverständlich lässt sich die Vergangenheit nicht ändern und was geschehen ist, ist nun mal geschehen. Trotzdem ist ein Blick zurück – zur Fehleranalyse der Energiepolitik – unerlässlich. Ursprünglich sollten nicht nur das Lausitzer Revier abgewickelt, sondern gleichwertige Arbeitsplätze geschaffen werden.

“Schaffung von gleichwertigen Arbeitsplätzen im Vergleich zu den Jobs in der Kohleindustrie”

>>Lausitzer Rundschau<<

“In erster Linie gehe es um die Schaffung von gleichwertigen Arbeitsplätzen im Vergleich zu den Jobs in der Kohleindustrie, die durch den Ausstieg aus der Braunkohle wegfallen sollen. Durch die Schließung von zwei der sechs Blöcke im Kraftwerk Jänschwalde sind bereits 600 dieser Arbeitsplätze wegfallen. „Und wie viele neue sind seitdem hinzugekommen? Ja, genau, null“, … . Auch für den Boxberger Kraftwerksleiter … habe die Region lediglich mit Industriearbeitsplätzen eine Chance. „Nur die sind selbsttragend. … Denn für den Ersatz der Jobs aus der Kohle einschließlich ihrer zahlreichen Zulieferer gebe es bislang schlicht null Lösungen.”

“Ersatz der Jobs aus der Kohle einschließlich ihrer zahlreichen Zulieferer gebe es bislang schlicht null Lösungen”

Diese Sachlage ist bis heute unverändert geblieben. Das Wort Ersatzarbeitsplätze ist zwischenzeitlich aus der Mode gekommen. Das versprochene Fördergeld ist sicherlich in alle möglichen Projekte, aber wohl kaum in neue gleichwertige Arbeitsplätze geflossen.

“Freizeitbad, Schmalspurbahn und Kitas” – “Aus Sicht der Opposition bringt das kaum neue Arbeitsplätze”

>>Tag24<<

“Freizeitbad, Schmalspurbahn und Kitas: Werden die Struktur-Milliarden für Sachsen sinnlos verpulvert? – … Kohle-Regionen soll viel Fördergeld fließen, doch aus Sicht der Opposition bringt das kaum neue Arbeitsplätze. Stattdessen würde der Freistaat in Schwimmbäder, Kitas und Sanierungen investieren. Die Regierung hält dagegen: Sie wolle nicht nur neue Arbeitsplätze, sondern auch ein gutes Umfeld schaffen.”

“Kaum neue Arbeitsplätze” – “Stattdessen würde der Freistaat in Schwimmbäder, Kitas und Sanierungen investieren”

Allerdings dürfte unter der rein subjektiven Begrifflichkeit ein “gutes Umfeld” jeder Mensch etwas anderes verstehen. Tatsächlich können neue Arbeitsplätze durch staatliche Subventionen nicht einfach herbeigezaubert werden. Dieses Unterfangen ist bereits in der Vergangenheit kläglich gescheitert.

„Staat selten gelingt” – “Die Entstehung neuer Arbeitsplätze effizient zu fördern“ 

>>Oliver Holtemöller<<

„Die Vergangenheit zeigt, dass es dem Staat selten gelingt, die Entstehung neuer Arbeitsplätze effizient zu fördern. Schauen Sie sich zum Beispiel die Solarindustrie in Sachsen-Anhalt an: Hier sind viele Subventionen verpufft. Wenn der Staat subventioniert, sind die Unternehmen oft nur so lange vor Ort, wie das staatliche Geld fließt.“

„Unternehmen oft nur so lange vor Ort” – “Wie das staatliche Geld fließt“

Meist schaffen staatliche Subventionen – sinnbildlich – nur ein kurzes Strohfeuer zu entfachen. Zur faktisch gescheiterten Solarindustrie in Sachsen-Anhalt ließe sich beispielsweise noch das ehemalige Nokia-Werk in Bochum oder der Windanlagenbauer Vestas zählen. Letztendlich war die fixe Idee mit sogenannten “Ersatzarbeitsplätzen” von Anfang an gescheitert. Mittlerweile sind durch die steigenden Energiepreise ganz andere Probleme hinzugekommen. Viele Unternehmen können keine Zukunft mehr erkennen, weshalb sogar die Stadt Guben einem offenen Brief verfasst hat.

“Betrifft insbesondere den Energiemarkt” – “Massive Beeinträchtigung der wirtschaftlichen Verhältnisse weiter Teile unserer Bevölkerung” 

>>Stadt Guben (PDF-Datei) <<

“Eine wesentliche Auswirkung der bisherigen Politik ist die massive Beeinträchtigung der wirtschaftlichen Verhältnisse weiter Teile unserer Bevölkerung und insbesondere kleiner und mittlerer Unternehmen sowie der Handwerksbetriebe, die insgesamt das Rückgrat unserer Volkswirtschaft bilden. Ihre Entscheidungen zur Entlastung der Bevölkerung nehmen wir zur Kenntnis. In verschiedenen Bereichen stellen wir jedoch noch Unausgewogenheiten und Unsicherheiten für die zukünftige Entwicklung fest. Dies betrifft insbesondere den Energiemarkt. Für uns als Stadtverordnetenversammlung der Stadt Guben glich der hier beigefügte offene Brief der Stadt Reichenbach im Vogtland einem Weckruf, den wir mit unserem Appell verstärken wollen. Deshalb fordern wir, dass es auch unter Beachtung der bestehenden energiepolitischen Ziele keine Tabus geben darf, wenn es darum geht, den Energiebedarf im größtmöglichen Umfang mit Hilfe der in unserem Land vorhandenen Ressourcen zu decken.”

“Energiebedarf im größtmöglichen Umfang mit Hilfe der in unserem Land vorhandenen Ressourcen zu decken”

Also, was ist nun zu tun? Vielleicht sollte man sich in dieser Situation an jenen Satz von Marquês de Pombal erinnern: “Begraben wir die Toten und ernähren die Lebenden” – oder anders: Es sind angesichts der wirtschaftlichen Lage, steigender Energiepreise und der Gefahr von Blackouts echte Lösungen gefragt. Die Punkte bezüglich Kernkraft oder andere Kraftwerke können mal hier außen vor bleiben. Nichtsdestotrotz könnte im Lausitzer Revier der Braunkohleabbau intensiviert werden. Es sind noch genügend Vorkommen vorhanden, sogar eine komplette intakte Förderbrücke wäre theoretisch wieder reaktivierbar. Auch die Kohlekraftwerke im Lausitzer Revier könnten einfach weiterlaufen, was sowohl den Import von Energieträgern oder Strom entgegenwirken würde.