Wegzugsprämien für die Lausitz: Warum eine Abwanderungswelle wohl unausweichlich sein dürfte

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Strukturwandel in der Lausitz mal anders: Ohne Braunkohlebagger sollen ganze Dörfer verschwinden. Es sind keine weltfremden Phantastereien, sondern solche Vorschläger werden ernsthaft diskutiert: „Forscher schlagen vor, dass Lausitzer Beschäftigte nach dem Kohleausstieg Wegzugsprämien erhalten.“ – Am Ende dieses Prozesses sollen: „Abgelegene Dörfer aufgeben!

„Lausitzer Beschäftigte nach dem Kohleausstieg Wegzugsprämien erhalten“

>>Bundesministerium für Wirtschaft und Energie<<

„Gleichwertige Lebensverhältnisse in Ost und West schaffen“

Grundgesetz: „Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse“

Die gesetzliche Pflicht aus dem GrundgesetzHerstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse“ wurde augenscheinlich zur groben Richtlinie degradiert. Ob nun wirklich in der Lausitz ganze Dörfer verschwinden scheint ohnehin eher Nebensächlich zu sein. Denn die nackten wirtschaftlichen Kennzahlen geben die Richtung vor: Das Lausitzer Revier hat eine jährliche Wertschöpfung von 1,4 Milliarden Euro und die kann kein Förderprogramm ersetzen.

Lausitzer Revier: „Es geht um eine jährliche Wertschöpfung von 1,4 Milliarden Euro“

>>Deutsche Handwerks Zeitung<<

„Knapp 40 Prozent der Betriebe bezeichnen sich laut Umfrage als mäßig bis stark abhängig von der Braunkohlewirtschaft. Jedes fünfte Unternehmen bewertet seine künftige wirtschaftliche Entwicklung mit unbefriedigend. … Es geht um eine jährliche Wertschöpfung von 1,4 Milliarden Euro, die ersetzt werden muss. Neben den Standortfaktoren sind für die Unternehmen zwei Punkte besonders wichtig: Eine stabile Energieversorgung und bezahlbare Strompreise. … Präsident der Handwerkskammer Cottbus. „Wir haben viele energieintensive Betriebe wie Metallbauer, Tischler, Fleischer oder Bäcker, die zum Teil Tag und Nacht produzieren und schon heute enorme Kosten schultern müssen. Da kommen schnell sechs- bis siebenstellige Beträge zusammen. Das geht an die Grenzen der Wettbewerbsfähigkeit.“

„Wir haben viele energieintensive Betriebe wie Metallbauer, Tischler, Fleischer oder Bäcker“

Zusammen mit dem Unternehmen und Arbeitsplätzen ziehen – mit etwas Zeitverzögerung – auch die ehemals Beschäftigten weg. Zudem dürfte es vollkommen utopisch sein, dass die jährliche Wertschöpfung von 1,4 Milliarden Euro sich durch irgendwelche Förderprogramme ersetzen ließe. Vereinfacht: Erst verschwindet die Arbeitsplätze im Lausitzer Revier und im Anschluss müssen auch viele direkt oder indirekt betroffene Betriebe schließen. Eine weitere Abwanderungswelle dürfte wohl unausweichlich sein.

„Zahlreiche Einwohner seien weggezogen und hätten ihre Häuser und Grundstücke aufgegeben“

>>Radio Lausitz<<

„Zahlreiche Einwohner seien weggezogen und hätten ihre Häuser und Grundstücke aufgegeben. Zuchold beklagte eine Stagnation, die Stadt sei wegen mangelnder Einnahmen geschwächt. … Im Rahmen der Strukturentwicklung müssen ihr zufolge jetzt neue Perspektiven geschaffen werden. «Die Landesregierung muss der Stadt Welzow weiterhin ihre volle Unterstützung angedeihen lassen, das ist meine klare Erwartungshaltung.»

Wegbrechende Steuereinahnen: „Stadt sei wegen mangelnder Einnahmen geschwächt“

Eine Stadt wie Welzow hat direkt oder indirekt von der Braunkohle quasi gelebt, auch wenn so mancher Amtsträger es nicht wahr haben will: Nun brechen nicht nur die Steuereinnahmen weg, sondern auch die Einwohner wandern ab. Die Kaufkraft schwindet zusehends und die unbefriedigenden wirtschaftlichen Aussichten vieler Lausitzer Unternehmen wurden letztlich indirekt bestätigt. Statt ein Geldsegen irgendeiner Landesregierung dürfte vermutlich eher die kommen.

„Sollen Menschen aus sterbenden Dörfern in Städte umgesiedelt werden?“

>>Ostsee Zeitung<<

„Forscher: Geldprämien für Umzug aus Dörfern in die Stadt – Sollen Menschen aus sterbenden Dörfern in Städte umgesiedelt werden? Ein Volkswirt plädiert für finanzielle Anreizsysteme, um Dörflern den Umzug zu finanzieren.“

„Geldprämien für Umzug aus Dörfern in die Stadt“

Einige Wissenschaftler gehen sogar soweit und fordern: „Abgelegene Dörfer aufgeben!“ – Damit ganze Dörfer von der Landkarte verschwinden, dazu muss also kein Kohlebagger mehr kommen.