“Immer mehr Menschen stehen vor der Frage: Kann ich mir mein Auto überhaupt noch leisten?”

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Welches Auto kann ich mir leisten? Oder: “Kann ich mir mein Auto überhaupt noch leisten?” Auch solche Fragen tauchen immer öfter auf. Sicherlich nicht ganz zu Unrecht kommen bei manchen Menschen gewisse Erinnerungen an die ehemalige DDR wieder hoch.

“Immer mehr Menschen stehen vor der Frage: Kann ich mir mein Auto überhaupt noch leisten?”

>>Rheinische Post<<

“Immer mehr Menschen stehen vor der Frage: Kann ich mir mein Auto überhaupt noch leisten? Experten raten, nicht mehr als 25 Prozent vom verfügbaren Gehalt für das Auto auszugeben.”

“Experten raten, nicht mehr als 25 Prozent vom verfügbaren Gehalt für das Auto auszugeben”

Mittlerweile gibt es sogar im Internet dafür Rechner: Damit lässt sich die Finanzierung eines Fahrzeugs berechnen.

“Gebrauchtwagen oder Neuwagen” – “Wie viel Geld er investieren kann”

>>Verivox<<

“Wer sich ein neues Auto anschaffen möchte, steht vor der Frage, wie viel Geld er investieren kann. Gebrauchtwagen oder Neuwagen, alte Möhre oder schicker Flitzer: Unser Rechner ermittelt schnell und unkompliziert, welches Auto Sie sich mit einem Kredit über 7 Jahre leisten können.”

“Welches Auto Sie sich mit einem Kredit über 7 Jahre leisten können”

Zweifellos ist Kauf und Unterhalt eines Fahrzeugs ein teures “Vergnügen” geworden. Doch die allermeisten Kosten fließen entweder direkt oder indirekt zum Finanzamt hin. Alleine beim Autokauf schlägt das Finanzamt mit der Umsatz- oder Mehrwertsteuer zu. Ob Treibstoff, Versicherung oder KFZ-Steuer: Überall fließt das Geld ab. Nichtsdestotrotz sind viele Menschen auf ihr Fahrzeug – aus beruflichen oder gesundheitlichen Gründen – angewiesen. Also kommt dieser Abschöpfung der Kaufkraft eine ganz besondere Note zu. Unterm Strich wird aber auch deutlich: Das individuelle Autofahren soll unattraktiv werden. Vielleicht sollte an genau dieser Stelle ein Blick in die Vergangenheit geworfen werden: Denn in der ehemaligen DDR gab es nicht nur Trabant, Wartburg und Robur, sondern auch Westautos – wie der VW Golf – zu kaufen.

Jahr 1978 – “Die neuen Gölfe sollten für DDR-Bürger das erste Westauto werden”

>>Auto Bild<<

“Die neuen Gölfe sollten für DDR-Bürger das erste Westauto werden. Aber nur für einige, denn ein Exemplar der Import-Gölfe war sündhaft teuer – je nach Motor und Ausstattung 27.000 bis 31.500 Ostmark. Das war gängige Praxis im Osten: Die politische Führung schöpfte bei begehrten Konsumgütern durch überhöhte Preise Kaufkraft ab.”

DDR im Jahr 1978 – “Ein Exemplar der Import-Gölfe war sündhaft teuer”

Tatsächlich konnte bereits im Jahr 1978 ein DDR-Bürger ein VW-Golf käuflich erwerben. – Allerdings hat es für nur politisch “ausgesuchte DDR-Bürgergegolten. Allgemein war die Massenmobilität per Automobil in der ehemaligen DDR wenig gewollt. Über verhältnismäßig teuren Autokauf und Benzinpreis wurde nicht nur die Kaufkraft abgeschöpft, sondern die Neuentwicklung von Fahrzeugen aktiv be- und teilweise verhindert.

Trabantnachfolger: “Während der 1960er Jahre entwickelten wir mehrere neue Modelle, etwa den P603”

>>Jetzt reden wir Weiter: Was heute aus der DDR-Wirtschaft zu lernen ist von Kombinatsdirektoren  (Buch) <<

“Während der 1960er Jahre entwickelten wir mehrere neue Modelle, etwa den P603. Er war etwas größer als der Trabant. Wir hatten neun Funktionsmuster hergestellt. 1969 wollten wir das Modell anlässlich der Bezirksdelegiertenkonferenz der SED im Fritz-Heckert-Werk Karl-Marx-Stadt Erich Honecker vorstellen. Am Tag der Präsentation erhielt ich den Befehl: »Bring den Wagen unverzüglich zurück nach Zwickau. Honecker darf das Auto nicht zu Gesicht bekommen.« Eine Woche später wies mich Günter Mittag an, die Entwicklungsarbeit einzustellen und die Funktionsmuster zu vernichten. Nur ein Modell konnten wir retten.”

Trabantnachfolger im Jahr 1969: “Entwicklungsarbeit einzustellen und die Funktionsmuster zu vernichten”

Bereits Ende der 1960er Jahre stand also ein Trabbi-Nachfolger bereit. Es hat hierzu mehrere gescheiterte Anläufe gegeben. Aber vielleicht sollte man an dieser Stelle zwei Schritte zurückgehen. Als der Trabant auf dem Markt kam: Es war für seine Zeit ein durchaus fortschrittliches Fahrzeug für die Massenmobilität gewesen. Im späteren Verlauf hat sich der politische Wind in der DDR – insbesondere durch die Ölkrise – gedreht und die automobile Massenmobilität war nicht mehr so gewünscht. Zugleich wollte die Staatsführung die internationale Anerkennung der DDR erreichen, weshalb auch Partner der Industrie gesucht wurden. Die westdeutsche Volkswagen AG bot sich hierfür an. Oder konkreter: Der Trabant sollte einem neuen Motor bekommen.

Als der Serien-Trabant einen VW-Motor bekam

>>Endspiel: Die Revolution von 1989 in der DDR von Ilko-Sascha Kowalczuk (Buch) <<

“Die Volkswagen AG lieferte die Fertigungsanlagen für einen Viertaktmotor. Es war ein Kompensationsgeschäft, denn VW sollte später einen nicht unbeträchtlichen Anteil der Produktion erhalten. Der DDR-Automarkt hätte also keine Entspannung erfahren. Die SED-Spitze zeigte sich ungehalten, dass die ursprünglich veranschlagten Kosten explodierten und nahezu sämtliche Investitionen aus dem Maschinen- und Fahrzeugbau abzogen. Die Folgen waren dramatisch, weil ein Loch notdürftig gestopft wurde, das gleich an mehreren anderen Stellen neue aufriss. … Seit Frühjahr 1988 verdichteten sich Gerüchte, der Wagen würde statt bislang 20.000 bis 22.000 Mark bis zu 32.000 Mark kosten. Die Empörung allein über die Gerüchte war bereits erheblich und reichte bis weit in systemnahe Kreise hinein. In der DDR wurde ein Auto bar bezahlt. Viele befürchteten, sich zukünftig kein Auto mehr leisten zu können. Der Verkaufspreis für den neuen Trabant würde sich gar verdoppeln auf 18.000 bis 20.000 Mark. Tatsächlich kam der neue Wartburg in der Grundausstattung zum Preis von 30.200 Mark heraus.”

Preissteigerung bei DDR-Autos: “Viele befürchteten, sich zukünftig kein Auto mehr leisten zu könne”

Letztendlich ist die Geschichte etwas anders verlaufen. Doch es lässt sich feststellen: Mit den durchschnittlichen DDR-Gehältern und drastisch gestiegenen Autopreisen wäre die Massenmobilität für viele Menschen unbezahlbar geworden.