„Die jährlichen Eingliederungsbilanzen zeigen, wie die Träger die Mittel der aktiven Arbeitsförderung eingesetzt und welche Ergebnisse sie erzielt haben.“ – In solchen Datensätzen will die Bundesagentur für Arbeit ihre erfolgreiche Tätigkeit präsentieren. Die riesige Behörde – mit eigener Hochschule – führt beinahe ihre gesamte Existenzberechtigung auf die Vermittlung von Arbeitslosen zurück.
Kann die Bundesagentur für Arbeit wirklich dauerhaft Menschen in Arbeit vermitteln?
Jedoch die präsentieren Zahlen schweigen sich über eine wichtige Tatsache aus: Kann die Bundesagentur für Arbeit wirklich dauerhaft Menschen in Arbeit vermitteln? Immerhin sagen wissenschaftliche Untersuchungen und Aussagen von langjährigen Jobcenter-Mitarbeitern etwas ganz anderes aus.
„Wenn Arbeitslose einen Job finden ist die Bundesagentur für Arbeit nur selten beteiligt“
„Wenn Arbeitslose einen Job finden, ist die Bundesagentur für Arbeit nur selten beteiligt. … In 74 Prozent der Fälle gelingt die Arbeitssuche aus eigener Kraft. … Seit den Hartz-Gesetzen will die Bundesagentur für Arbeit (BA) „moderner Dienstleister am Arbeitsmarkt“ sein. Arbeitssuchende und offene Stellen will sie effektiv zueinander bringen, wenn nötig durch vorherige Förderung. Doch tatsächlich ist die Behörde nur selten beteiligt, wenn die Jobsuche gelingt.“
„Tatsächlich ist die Behörde nur selten beteiligt wenn die Jobsuche gelingt“
Solche Resultate hat – unabhängig – auch eine ganz andere Studie herausgefunden. Die >>Cambridge-Somerville Youth Study<< war als – mit fast 50 Jahren – als Langzeitstudie ausgelegt. Sogenannte Problemkinder wurden dabei in zwei Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe hat Betreuung erhalten und der anderen Referenzgruppe wurde diese Hilfestellung verwehrt. Das wenig überraschende Ergebnis: Die unbetreute Vergleichsgruppe meisterte ihr Leben wesentlich besser, als ihr betreutes Pendant.
Cambridge-Somerville Youth Study: Keine Hilfestellung ist die allerbeste Hilfestellung
Doch solche Studien sind im eher im hinteren Teil des hypothetischen „wissenschaftlichen Giftschrankes“ zu finden: Denn das ganze Hartz-IV-System geht von der genau umgekehrten Prämisse aus. Abseits der akademischen Welt haben sogar langejährige Jobcenter-Mitarbeiter genau die selben Erfahrungen gemacht, was sie im Interview auch so bestätigen.
„Leute nehmen irgendwelche Arbeitsstellen an“
„Welche Entwicklungen?
Die Leute nehmen irgendwelche Arbeitsstellen an, die sie gar nicht gut finden, nur um dem Sanktionsdruck zu entgehen. Das kann zum Beispiel irgendeine Hilfstätigkeit in der Leiharbeit sein. Das führt aber eben nicht zu nachhaltigen Integrationen.
Wieso nicht?
Die Menschen verlassen den Job nach relativ kurzer Zeit wieder. Die machen die Arbeit dann nur für drei Monate oder sogar für eine noch kürzere Zeit.“
„Menschen verlassen den Job nach relativ kurzer Zeit wieder“
Zur Erklärung: Vermittelte Langzeitarbeitslose können für die Integration in den regulären Arbeitsmarkt eine staatliche Förderung erhalten: Dieses Summe wird direkt an die Arbeitgeber ausgezahlt und nach etwa drei Monaten läuft das Optimum der Förderphase aus. Deshalb rutschen viele Arbeitslose nach genau jenen drei Monaten erneut wieder in die Arbeitslosigkeit hinein.
„Führt aber eben nicht zu nachhaltigen Integrationen“
Doch aus Sicht der zuständigen Behörde ist das alles als ganz großer Erfolg zu verbuchen: Schließlich sind die vermittelten Fälle entscheidend: Denn jedes überflüssiges Bewerbungstraining oder sinnlose Tätigkeit – die nach kurzer Zeit erneut zur Arbeitslosigkeit führt – geht als „Erfolg“ in die Statistik ein. Die zuständige Behörde kann sich rühmen: Viele Menschen vermittelt zu haben und jede kritische Nachfrage hierzu gilt als unerwünscht.
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