Christliche Familien erleiden wegen ihres Glaubens massive Repressalien

Seit Januar dieses Jahres werden drei christliche Familien in der Ortschaft Valle Esperanza (Bundesstaat Oaxaca) von ihrem Umfeld unter großen Druck gesetzt. Wegen ihres Glaubens verweigern sie die Teilnahme an bestimmten Traditionen und wurden unter anderem deshalb von der regulären Wasserversorgung abgeschnitten. Ihnen droht die Verstoßung aus der Gemeinschaft.

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Von Open Doors

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Behörden ignorieren Vereinbarung

Im Bundesstaat Oaxaca leben zahlreiche indigene Volksgruppen, zu denen auch die Einwohner von Valle Esperanza gehören. Sie praktizieren eine Form des Katholizismus, die mit einer Reihe eigener Traditionen vermischt ist. Einige der Einwohner haben jedoch einen neuen Zugang zum christlichen Glauben auf Basis der Bibel gefunden und lehnen deshalb manche dieser Traditionen ab. Einer von ihnen ist Carlos Velázquez*. Seit er im Jahr 2020 mit seiner öffentlichen Taufe seinen neu entdeckten Glauben bezeugt hatte, kommt es immer wieder zu Schikanen und Diskriminierung gegen ihn und seine Familie. Dies reicht bis zu Morddrohungen aus der Bevölkerung.

Am 5. Januar 2024 kamen Vertreter der örtlichen Behörden zum Haus seiner Familie, um ihr die Wasserversorgung zu entziehen. Die Begründung für diesen drastischen Schritt war, dass Carlos‘ Familie angeblich keinen finanziellen Beitrag zum Dreikönigsfest geleistet hatte. Dabei hatte er erst im vergangenen Jahr um des Friedens willen zugestimmt, monatlich regelmäßig umgerechnet 27 Euro an die Dorfgemeinschaft zu spenden. Im Gegenzug war ihm zugesagt worden, er müsse künftig an keinen Feierlichkeiten mehr teilnehmen. Doch ungeachtet dieser Vereinbarung riefen die Besucher nun: „Wir wollen euch hier nicht mehr haben! Sucht euch ein anderes Dorf, das euch aufnimmt; hier seid ihr nicht mehr willkommen!“ Als Carlos sich standhaft weigerte, weitere Zahlungen zu leisten, wurden die Besucher immer aggressiver und griffen ihn verbal und körperlich an. Schließlich verhafteten sie ihn mit der Begründung, er habe sich ihnen gegenüber aggressiv verhalten, und warfen ihn ins Gefängnis.

Nichtteilnahme an lokalen Feierlichkeiten als Stein des Anstoßes

Als Diabetiker ist Carlos auf Medikamente angewiesen. Seine ebenfalls an Jesus gläubige Nichte Martha* übernahm die Aufgabe, ihrem Onkel die Medikamente ins Gefängnis zu bringen. Dies nahmen die Behörden zum Anlass, auch ihr die Wasserversorgung zu entziehen. Carlos wurde jedoch schon bald wieder entlassen, nachdem Beamte von der Bezirksverwaltung eingeschritten waren und ihn entlastet hatten. Doch selbst danach hörten die Repressalien gegen seine Familie und andere Mitglieder der christlichen Gemeinschaft nicht auf. Eine weitere Familie, die wegen ihrer christlichen Überzeugung beschlossen hatte, nicht mehr an den traditionellen Feierlichkeiten teilzunehmen, wurde ebenfalls von der Wasserversorgung abgeschnitten.

Die Feierlichkeiten, an denen sich die Situation immer wieder entzündet, gelten offiziell als „katholische Feste“. Doch Christen wie Carlos können das, was dort geschieht, nicht mit ihrem Glaubensverständnis vereinbaren. Denn bei den Festen fließt reichlich Alkohol, immer wieder kommt es zu tumultartigen Szenen.

Rechtliche Klärung angestrebt

Lokale Partner von Open Doors haben sich bereits im Januar mit Carlos in Verbindung gesetzt, da er sich um rechtlichen Beistand bemüht. Sein Anliegen ist, den Konflikt so friedlich wie möglich zu lösen. Doch ihm ist wichtig, eine Klärung herbeizuführen. Er erklärt: „Als Christen sind wir eine Minderheit. Wenn ich meine Rechte nicht einfordere, befürchte ich, dass sich dies in anderen Dörfern wiederholen und noch mehr Christen betreffen könnte. Deshalb bleibe ich standhaft.“

Auf dem Weltverfolgungsindex 2024 steht Mexiko an 37. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden. Zu ihren größten Herausforderungen zählt die Situation in indigenen Gebieten, wo lokale Behörden sehr auf die Wahrung der Tradition achten.

*Name geändert