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Die Polizei äußert häufig ihre Sorgen bezüglich der hohen Arbeitslast und erhält dafür in den Öffentlich-Rechtliche Rundfunk eine umfangreiche Plattform. Als angeblicher Nachweis dienen dabei die aufgelaufenen Überstunden.

“Die Arbeitsbelastung bei der Berliner Polizei ist nicht erst seit gestern enorm hoch”

>>Staatsfunk “Rundfunk Berlin-Brandenburg” <<

“Die Arbeitsbelastung bei der Berliner Polizei ist nicht erst seit gestern enorm hoch. 2,5 Millionen Überstunden sind nach Gewerkschaftsangaben bereits aufgelaufen. Und es besteht kaum eine Chance, diese abzubauen. Über Mangel an Arbeit kann sich Berlins Polizei nie beschweren: Kundgebungen und Demonstrationen, Staatsbesuche und die Bewachung der Regierungsgebäude, Fußballspiele und organisierte Kriminalität – der ganz normale Berufsalltag.”

“2,5 Millionen Überstunden sind nach Gewerkschaftsangaben bereits aufgelaufen”

Dieser Artikel stellt eine typische Klage im Sinne der Behörden dar. Dabei wird jedoch übersehen, dass Polizeibeamte überdurchschnittlich hohe Gehälter beziehen, zahlreiche Zulagen erhalten und im Ruhestand eine Pension genießen, von der viele Rentner nur träumen können. Gleichzeitig leisten auch andere Berufsgruppen Überstunden, und statistisch betrachtet ist der Polizeidienst deutlich weniger gefährlich als viele andere Berufe. Zudem fungiert der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk in diesem Zusammenhang nicht nur als reine Nachrichtenquelle, sondern ist selbst Teil des berichteten Geschehens. Der staatsnahe Rundfunk bemüht sich durch diverse Dokumentationen darum, die Polizei in einem positiven Licht erscheinen zu lassen und blendet dabei unerwünschte Vorfälle bewusst aus. Wie viel Arbeitszeit diese Beiträge bei der Polizei beanspruchen, bleibt vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk unerwähnt. Die vermeintliche Überlastung der Polizei relativiert sich zudem schnell, sobald man ihre Arbeit einer kritischen Analyse unterzieht.

“Deutschland lacht über rappende Polizisten” – “Der Spott für den Spot ist grenzenlos”

>>Der Standard<<

“Hey Torben, ho”: Deutschland lacht über rappende Polizisten “Korrekt, du fragst dich nach dem Stundenlohn, du kriegst ‘ne Waffe, kriegst ‘ne Mütze und ein Megafon. ” Mit Zeilen wie diesen, verpackt in einen “Rapsong “, wirbt die Polizei in Nordrhein-Westfalen junge Menschen an. Der Spott für den Spot ist grenzenlos … Die junge Polizistin und ihr Kollege stellen einen Ghettoblaster auf und beginnen zu rappen. Und zwar so ungelenk, dass es selbst Bushido Tränen in die Augen treiben muss.”

“Polizistin und ihr Kollege stellen einen Ghettoblaster auf und beginnen zu rappen” 

Bei weitem handelt es sich hierbei nicht um einen Scherz. Das sogenannte „Musikvideo“ wirkt ausgesprochen peinlich und soll angeblich dazu dienen, Nachwuchs zu gewinnen. Dies erscheint jedoch wenig glaubhaft; vermutlich stand vielmehr die Selbstinszenierung im Vordergrund, was selbstverständlich vehement bestritten worden wäre. Dementsprechend heißt es im Lied auch: „Auch wenn die Raser das nicht gerne wollen, machst du ab heute die Verkehrskontrollen.“ – Eine ähnliche Funktion dürfte ebenfalls der „Blitzermarathon“ erfüllen.

“Blitzermarathon-Bilanz” – Wozu die chronisch-überforderte Polizei offenkundig Zeit findet?

>>Auto Bild<<

“Blitzermarathon-Bilanz – Beim europaweiten Speedmarathon wurden in Baden-Württemberg rund 15.500 Raser erwischt. 253 Fahrern drohe ein Fahrverbot, teilte das Landesinnenministerium mit. Insgesamt kontrollierten Polizei, Städte, Kommunen und Landkreise knapp 400.000 Fahrzeuge.”

Dürftige Bilanz des Blitzermarathon: Alles nur eine PR-Kampagne zur Öffentlichkeitsarbeit?

Der sogenannte „Blitzermarathon“ steht vermutlich weniger im Zeichen traditioneller Polizeiarbeit, sondern dient vielmehr der Öffentlichkeitsarbeit. Die Polizei profitiert dabei von einigen positiven Schlagzeilen und kann sich erneut als leuchtender Retter präsentieren. Dennoch ist es schwierig, solche PR-Maßnahmen mit der Klage über angeblich zahlreiche Überstunden in Einklang zu bringen, was auch andere sogenannte Aktionstage verdeutlichen.

“Regelmäßig mit Aktionstagen gegen Hasskriminalität im Internet”

>>n-tv<<

“Bundesweit gleichzeitig 170 Razzien wegen Hetze im Netz – Den Beschuldigten wird unter anderem Volksverhetzung und das Beleidigen von Politikern vorgeworfen. Federführend ist das Bundeskriminalamt. … Das BKA geht seit mehreren Jahren regelmäßig mit Aktionstagen gegen Hasskriminalität im Internet vor.”

“Bundesweit gleichzeitig 170 Razzien wegen Hetze im Netz”

Die scheinbar stark belastete Polizei ist demnach gezwungen, von einem Aktionstag zum nächsten zu hetzen, dabei zwischendurch Musikvideos zu produzieren, und schon erscheint der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk vor der Tür, da dieser eine Reportage anfertigen möchte. Letztlich steht weniger die eigentliche Polizeiarbeit im Vordergrund, sondern vielmehr die Öffentlichkeitsarbeit für Behörden und gelegentlich auch für politische Akteure.