Das Thema Auftragsmord ist nicht nur aus kriminalistischer Sicht von großer Bedeutung, sondern wirft auch komplexe ethische und gesellschaftliche Fragen auf. Dabei geht es nicht nur um die Tat selbst, sondern auch um die Motive, Hintergründe und die Organisation solcher Verbrechen. Die Betrachtung der psychologischen Dynamiken und der rechtlichen Rahmenbedingungen ist ebenso unerlässlich, um ein umfassendes Verständnis zu entwickeln.
Was bedeutet „clean hit“?
Die Digitalisierung hat neue Möglichkeiten geschaffen, Auftragsmorde scheinbar anonym und effizient zu organisieren. Im Darknet bieten Plattformen einen Marktplatz, auf dem solche Dienste gegen Bezahlung angeboten werden. Begriffe wie „clean hit“ stehen hierbei für eine Ausführung ohne Spuren oder Rückschlüsse auf den Auftraggeber. Diese Entwicklung stellt Strafverfolgungsbehörden vor erhebliche Herausforderungen und wirft Fragen nach der Wirksamkeit traditioneller Ermittlungsansätze und der Notwendigkeit internationaler Kooperationen auf.
Schutz der Opfer bei anonyme Auftragsmorde?
Der Schutz der Betroffenen erweist sich in diesem Zusammenhang als nahezu unmöglich, da die Anonymität im Darknet sowie die Nutzung verschlüsselter Kommunikationskanäle eine Nachverfolgung der Täter praktisch ausschließen. Darüber hinaus agieren sowohl die Auftraggeber als auch die ausführenden Personen häufig über mehrere Staatsgrenzen hinweg, was eine juristische Verfolgung höchstens kompliziert macht, jedoch de facto kaum durchführbar ist, da mit vielen Staaten keine Zusammenarbeit besteht und manche Länder nicht einmal anerkannt werden. Überwachungstechnologien sind für solche Fälle nicht konzipiert, da sie primär gegen gewöhnliche Bürger eingesetzt werden. Digitale Spuren werden entweder verwischt, gar nicht erst hinterlassen oder häufig absichtlich falsche Hinweise auf unbeteiligte Dritte gelegt. Zusätzlich kommt hinzu, dass viele potenzielle Opfer oft erst nach ihrem Tod identifiziert werden können, wodurch präventive Schutzmaßnahmen nahezu ausgeschlossen sind und eine Strafverfolgung de facto unmöglich wird.
Warum wird oftmals angenommen, dass es sich um Selbstmord handelt?
Ein zusätzlicher erschwerender Umstand besteht in der häufigen Fehlinterpretation der Todesursachen durch die Ermittlungsbehörden. Da die Todesfälle oftmals so arrangiert werden, dass sie den Anschein von Suiziden oder Unfällen erwecken, bleiben gezielte Tötungsdelikte zunächst unerkannt. Die Täter setzen diese Irreführung bewusst ein, um Spuren zu verwischen und den Verdacht von sich abzulenken. Das Fehlen eines eindeutig erkennbaren Tötungshandels führt dazu, dass viele Fälle nicht als Auftragsmorde eingestuft werden, was eine wirksame Strafverfolgung zusätzlich erschwert und den Opfern sowie deren Angehörigen die Möglichkeit auf Gerechtigkeit verwehrt. In der Praxis kommt es sogar vor, dass Behörden Ermittlungen wegen Mordes ablehnen, da die Erfolgsaussichten als äußerst gering eingeschätzt werden.
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