Was wussten eigentlich die antiken Römer über die Chinesen? – Nach althergebrachter Historiker-Meinung war alleine das Stellen einer solchen Frage schon verpönt gewesen. Die hochbezahlte-akademische Lehrstelle an einer staatlichen Universität konnte so ganz schnell Futsch sein.
Was haben Römische Münzen im Mekong-Delta zu suchen?
Doch: Römische Münzen im Mekong-Delta, Skelette von Menschen aus Südostasien auf einem römischen Friedhof in England und andere Fakten: Die spiegelt doch ein ganz anderes Geschichtsbild wider. Mittlerweile müssen auch offizielle Einrichtungen wie das Land Baden-Württemberg die Frage stellen: „Was wussten die Römer von den Chinesen?“ Besonders der Rohstoff Seide lässt da kaum Spielräume für Interpretationen offen: Denn das Wissen über die Herstellung des Stoffen gelangte erst in der Neuzeit nach Europa hin.
„Bestickte mit Seidenfäden die Tuniken oder Togen“
„Man trug sie als Schmuck so wie Gold oder Diamanten, bestickte mit Seidenfäden die Tuniken oder Togen aus feiner Wolle oder Baumwolle, verwendete Seide als Saum-, Rock- und Ärmelbesatz. Später schmückte man die Vorderseite der Tunika mit schmalen, senkrecht aufgenähten Seidenstreifen. Schon bald aber begann man, aus Seidenfäden den Stoff für leichte, durchsichtige Damengewänder zu weben, die zur römischen Modesensation wurden.“
Mode im antiken Rom: „Seidenfäden den Stoff für leichte, durchsichtige Damengewänder zu weben“
Die Verbreitung der Seide im Römischen Reich hängt unmittelbar mit der Expansion desselben zusammen: Durch die Eroberung von Gebieten war zugleich auch mehr Luxus möglich. Zudem kamen neue Handelswege hinzu. Zwar war die antike Seidenstraße bereits zuvor bekannt, jedoch mussten auf ihr viele Zwischenhändler bezahlt, was die Seide fast unerschwinglich werden ließ.
Wie weit reichten die Handelsrouten des Römische Reiches?
Doch mit der Eroberung von Ägypten durch die das Römische Reich kamen neue Möglichkeiten und Handelsrouten hinzu. Mit dem Zugang zum Roten Meer stand somit auch der Indische Ozean offen, womit viele Zwischenhändler ausgeschaltet werden konnten. Dennoch ist Seide ein Luxusprodukt geblieben.
Seide im antiken Rom: „100 Millionen Sesterzen durch unser Reich ein“
>>Gaius Plinius Secundus Maior<<
„Niedrig geschätzt nehmen Indien, die Serer und die arabische Halbinsel jährlich 100 Millionen Sesterzen durch unser Reich ein: So viel kosten uns unser Luxus und unsere Frauen.“
Seide im antiken Rom: „So viel kosten uns unser Luxus und unsere Frauen“
Mit „Serer“ ist vermutlich China gemeint: Schon in dem 1940er Jahren wurden Römische Münzen im – 10.000 Kilometer – entfernten Mekong-Delta gefunden. Das Mekong-Delta hat damals zum chinesischen Einflussbereich gehört. Moderne westlich-staatliche Historiker halten gerne die heute Zeit für „einmalig“ und haben deshalb so ihre Schwierigkeiten, weit entfernte Handelskontakte in der Antike zu akzeptieren, selbst wenn die Faktenlage sich als erdrückend herausstellt. Hingegen im fernen China gehört der geschichtliche Fernhandel zur nationalen Identität dazu: Es handelt es sich also eher um ein isoliertes-akademisches-westliches Problem.
Warum anerkannte Historiker ihre Probleme mit Fernhandelskontakte in der Antike haben
– Oder, wie dem auch sei: Die relativ leichte Verfügbarkeit von Seide löste auch im Römischen Reich eine lebhafte Debatte aus.
„Ich kann Seidenkleider sehen, sofern Stoffe, die weder Körper noch Anstand verbergen“
„Ich kann Seidenkleider sehen, sofern Stoffe, die weder Körper noch Anstand verbergen, überhaupt Kleider genannt werden können. […] Ganze Mädchenscharen bemühen sich, dass die Ehebrecherin durch ihr dünnes Kleid sichtbar ist und dass ein Ehemann nicht mehr Kenntnis vom Körper seiner Frau hat als irgendein Fremder.“
„Ganze Mädchenscharen bemühen sich – Dass die Ehebrecherin durch ihr dünnes Kleid sichtbar ist“
Das Mädchen und Frauen viel Geld für Kleider mit wenig Stoff ausgeben: Die daraus sich ergebenden Diskussionen dürften vielen Menschen auch in der heutigen Zeit bekannt sein. Trotz allen Fortschritt hat echte Seide über die Jahrtausende ihren Stellenwert nie wirklich eingebüßt. Noch heute kann der Stoff es mit vielen synthetischen oder natürlichen Fasern problemlos aufnehmen. Sogar eine moderne Form der Tunika ist noch heute in der Alltagsmode anzutreffen.
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