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Zunehmende Gewalt setzt christliche Gemeinschaft im Land unter Druck

In Honduras sind im Juni drei Pastoren ermordet worden. Ein Team von Open Doors ist derzeit damit befasst, die Hintergründe der Verbrechen zu untersuchen. Honduras gilt als das Land mit der höchsten Gewaltrate in Zentralamerika. Maßgeblich dafür verantwortlich sind Drogenkartelle und kriminelle Vereinigungen, die Teile des Landes kontrollieren und auch für die Christen eine große Gefahr darstellen.

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Von Open Doors

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„Tiefe Lücke in seiner Kirche und seiner Familie“

Bei dem jüngsten Vorfall wurde Pastor Elías Guardado am 14. Juni tot in einem Waldgebiet in der Gemeinde Lempira aufgefunden. Sein in weiße Laken gewickelter Körper mit mehreren Schusswunden war am Straßenrand abgelegt worden. Am 13. Juni hatte er sich um 9 Uhr morgens mit dem Auto zu einer etwa einstündigen Fahrt aufgemacht; im Lauf des Tages war der Kontakt zu ihm jedoch abgebrochen. Daraufhin hatten seine Familie und seine Gemeinde ihn über die sozialen Medien als vermisst gemeldet und die Öffentlichkeit um Unterstützung gebeten.

Die Nachricht von seinem Tod erschütterte die Gemeinde. Guardado war ein beliebter Pastor der Iglesia de la Cosecha in Erandique. Anlässlich seiner Beerdigung am 16. Juni berichtete ein lokaler TV-Sender: „Elías war nicht nur ein geistlicher Leiter – er war Ehemann, Vater und ein Mann, der sich seinem Glauben und anderen widmete. Sein Tod hinterlässt eine tiefe Lücke in seiner Kirche, seiner Familie und allen, die ihn kannten.“

22 Morde an Christen innerhalb von 21 Monaten

Die Ermordung von Pastor Guardado war kein Einzelfall. Sie reiht sich ein in eine wachsende Zahl von Angriffen auf christliche Leiter in Honduras allein im Juni. Am 10. Juni wurde Pastor Yonis Zepeda in seinem Haus in El Corpus (Choluteca) von bewaffneten Angreifern erschossen. Vier Tage vorher, am 6. Juni, war mit Hipólito Montes ein weiterer Kirchenleiter tot in seinem Haus aufgefunden worden.

Zepeda diente der Gemeinde El Corpus, während Montes Koordinator der lokalen Kirchenräte (CEL) und Delegierter eines christlichen Dienstes in Las Balitas, Yoro, war. Open Doors untersucht derzeit, ob diese drei Fälle mit der Tätigkeit der Opfer als christliche Leiter zusammenhängen.

Während die Motive hinter diesen Morden unklar bleiben, haben sie Ängste neu entfacht, die in Honduras’ langjährigem Klima von Gewalt, Korruption und krimineller Kontrolle wurzeln.

Vom 1. Januar 2023 bis zum 30. September 2024 dokumentierte Open Doors 22 Morde, 4 Mordversuche und 25 Morddrohungen gegen Christen im Land. Das Ausmaß der christenfeindlichen Gewalt ist damit auf einem alarmierenden Niveau angelangt. Im Jahr 2025 hat das Forschungsteam bislang fünf Morde verifiziert, die oben erwähnten eingeschlossen. Hinzu kommen weitere Mordversuche und Todesdrohungen.

Eine Bibel bei sich zu tragen kann gefährlich sein

Besonders gefährlich ist die Situation in Regionen, die von Banden und Drogenkartellen beherrscht werden. Dort sind die staatlichen Behörden oftmals kaum präsent, hinzu kommt eine weit verbreitete Korruption. Wenn die hier lebenden Christen sich gegen kriminelle Machenschaften aussprechen, sind sie ständigen Drohungen und Übergriffen ausgesetzt; diese reichen von Schikanen und Erpressung über körperliche Gewalt bis hin zu Mord. Besonders gefährdet sind auch ehemalige Bandenmitglieder, die zum christlichen Glauben konvertiert sind.

Die Interamerikanische Menschenrechtskommission (IACHR) stuft Honduras als das gewalttätigste Land Zentralamerikas und als das Land mit der zweithöchsten Mordrate auf dem gesamten amerikanischen Kontinent ein. In diesem Umfeld kann sogar die Organisation eines Gottesdienstes oder eines Gebetstreffens gefährlich sein. Selbst eine Bibel bei sich zu tragen oder eine Predigt zu halten, wird mitunter als Bedrohung für den Status quo empfunden.

Als Reaktion auf diese Krise bietet Open Doors seit November 2024 Schulungen für Pastoren in Honduras an, um sie zu befähigen, inmitten von Verfolgung und soziopolitischen Herausforderungen standhaft zu bleiben.

Honduras wird nicht auf dem Weltverfolgungsindex 2025 gelistet. Es zählt jedoch zum erweiterten Kreis der Länder mit einem ebenfalls hohen Maß an Christenverfolgung.