In meiner Arbeit als freiberufliche Pädagogin mache ich mir sehr häufig Notizen. Zum Beispiel in folgenden Situationen:

  • Ich lese oder höre etwas, das ich spannend finde.
  • Ich bespreche mit anderen Planungen für ein Projekt.
  • Ich lerne etwas und halte es für mich fest.
  • Ich finde ein Material, das ich weiternutzen will.
  • Ich dokumentiere eine Session oder einen Workshop.

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Von Nele Hirsch

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Für die #Notizschreibwochen2020 möchte ich gerne teilen, wie das Notieren in diesen und anderen Situationen für mich erfolgreich klappt. Damit man sich das einfacher merken kann, habe ich mein Vorgehen die NOTIZ-Regel getauft. Die Buchstaben in NOTIZ stehen für Nutzen, Organisieren, Teilen, Ineinanderlegen und Zusammenfassen. Was ist damit genau gemeint?

Nutzen

Mir begegnen Tag für Tag viele spannende Projekte, Ideen, Links und Kontakte. Schnell sammelt sich hier immer mehr an. Um den Überblick nicht zu verlieren, lautet meine erste Regel beim Notieren: Was ich festhalte, versuche ich möglichst direkt – aber mindestens in den nächsten Tagen – auch direkt zu nutzen. Zum Beispiel kann ich etwas Gelerntes direkt in der Praxis ausprobieren oder einen spannenden Gedanken auf den ich gestoßen bin, in meinen eigenen Worten wiedergeben. Weil das aber nicht immer sofort funktioniert, nutze ich zusätzlich ein Bookmarking-Tool (Ich habe mich für Wallabag entschieden, weil es Open Source und ein sympathisches Projekt ist, es gibt aber viele andere). Meine ‚Read-it-Later‘-Liste schaue ich dort aber mindestens einmal die Woche durch: Entweder mache ich dann direkt etwas mit den festgehaltenen Links – oder ich lösche sie wieder.

Organisieren

Wer Notizen macht, muss diese irgendwo festhalten. Ich habe hier sehr gute Erfahrungen damit gemacht, nicht primär ein spezifisches Notiz-Tool zu verwenden, sondern Dinge direkt da hinzuschreiben und festzuhalten, wo ich sie benötige. Ich bezeichne das als Notiz-Organisation. Konkret bedeutet das: Wenn ich ein Seminar vorbespreche, dann packe ich meine Notizen dazu in den Kalendereintrag des Seminars. Wenn ich ein neues Material finde, das ich vorstellen will, dann packe ich es auf meine Liste von Blogbeiträgen, die ich schreiben will. Wenn ich mit anderen im Rahmen eines gemeinsamen Projektes spreche, dann haben wir dazu in der Regel ein ‚Projekt-Master-Doc‘ angelegt, in das ich das notieren kann. Für Sachen, die ich oft gefragt werde, habe ich Mail-Vorlagen, die ich immer ergänzen kann, wenn ich etwas Neues lerne. Als ich wissenschaftliche Arbeiten geschrieben habe, bedeutete ‚Organisieren‘ für mich, dass ich etwas Gelesenes direkt als Vermerk an die richtige Stelle in meiner Gliederung packte – und so beim Ausarbeiten der betreffenden Stelle wieder darauf stieß.

Für alles, was wirklich gar nirgends hinpasst, habe ich dann die oben beschriebene ‚Read it later-Liste, die aber ja – wie dargestellt – das Organisieren oder Nutzen der Notiz nur für maximal eine Woche aufschiebt.

Teilen

Eng verwandt mit dem Nutzen, ist für mich das Teilen. Teilen bedeutet: Wenn ich etwas für mich notieren will, dann überlege ich immer direkt mit, ob das vielleicht auch für andere von Interesse sein könnte und wie ich es in diesem Fall teilen könnte. Das kann bedeuten, dass ich einem Kollegen einen Link zu einem gefundenen Artikel sende, weil ich weiß, dass er sich gerade auch mit dem Thema beschäftigt oder dass ich etwas dazu twittere. Das ist nicht nur nett für andere, sondern vor allem auch für mich sehr effizient. Denn durch das Teilen mit anderen verankert sich die Notiz in meinem Kopf und ich muss sie gar nicht mehr weiter notieren. Und/ oder habe ich sie irgendwo öffentlich geteilt, wo ich dann genau wie alle anderen später bei Bedarf wieder darauf zugreifen kann.

Ineinanderlegen
Ineinanderlegen bedeutet, dass es für mich in vielen Fällen sehr viel besser ist, kollaborativ etwas zu notieren als nur für mich allein. Sehr gute Erfahrungen habe ich dazu z.B. bei der Dokumentation von Veranstaltungen gemacht, bei der jede Person das festhält, was für sie am wichtigsten ist – und dadurch, dass man eine kollaborative Schreibumgebung wie z.B. ein Etherpad nutzt, am Ende ein wunderbarer gemeinsamer Notizzettel dabei rauskommt. Auch Twitter (oder vielleicht sogar das ganze Internet) ist im Grunde ja nichts anderes als ein riesig-umfangreicher kollaborativer Notizzettel. Und ich bin beim Notieren sehr viel gelassener geworden, seit ich mir bewusst gemacht habe, dass ich eigentlich fast alles, über kluge Internet-Suchen wiederfinden kann 🙂

Zusammenfassen

Meine Notizen sind in der Regel sehr kurz. Das Zusammenfassen ist für mich dabei direkt eine Form der Nutzung. Ich versuche beim Notieren immer erst kurz Innezuhalten und mich zu fragen: Was ist die eine wichtige Idee für mich, die ich in der Notiz festhalten will? Links ergänze ich um eine kurze eigene Beschreibung dazu, was ich hinter dem Link finde und was daran für mich relevant ist. Twitter ist für mich unter anderem auch deshalb so ein tolles Notiz-Tool, weil dort das Zusammenfassen durch die Zeichenbegrenzung verpflichtend ist.

Fazit: Ausprobieren!

Beim Schreiben dieses Beitrags wurde mir bewusst, dass sich die Art und Weise meiner Notizen-Praxis in den letzten Jahren immer wieder verändert hat. In diesem Prozess war und ist es für mich spannend und spaßig, mit unterschiedlichen Tools und Methoden zu experimentieren. Mein abschließender Rat lautet deshalb: Es ist immer eine gute Idee, sich Offenheit zum Lernen und Erkunden zu bewahren. Das gilt auch für Notizen!

Über die Autorin:

Nele Hirsch berät und unterstützt in dem von ihr gegründeten eBildungslabor als freiberufliche Pädagogin bei der Realisierung einer zeitgemäßen Bildung. Sie twittert als @eBildungslabor. Die NOTIZ-Regel hat sie erst für diesen Blogbeitrag ‚erfunden‘, als sie über ihre eigene Praxis nachdachte.

 


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