Viele Frauenrechteorganisationen blicken auf eine lange Geschichte zurück. Diese verweisen gerne auf die vielfältige Unterdrückungen des vermeintlich schwachen Geschlechts. Bei oberflächlicher Betrachtung mag vieles stimmen, aber bei genauen Hinsehen, erscheinen viele geschichtliche Abläufe, in einen ganz anderen Licht. Tatsächlich übten Frauen sehr wohl Macht aus und beeinflussten Geschicke des Weltgeschehen maßgeblich.
Tatsächlich übten Frauen sehr wohl Macht aus
„17. November 1918. Die Frankfurter Paulskirche platzt aus allen Nähten. So viele enthusiastische Frauen strömen in das geschichtsträchtige Gebäude, dass es Schlagzeilen in der Weltpresse macht. Allen voran meldet Jus Suffragii die Sensation: „The German Revolution in the first days of its glorious victory has announced equal citizen and economic rights for both sexes, and thereby given the women the vote for all corporate bodies“, schreibt die in London erscheinende Zeitschrift des „Weltbundes für Frauenstimmrecht“. Nur einen Tag nach Kriegsende erhielten die deutschen Frauen das Stimmrecht. Und diesen Triumph, so Jus Suffragii, feierten sie mit einer „überwältigenden Massendemonstration“. Es ist ein Triumph, für den sie ein halbes Jahrhundert lang gekämpft hatten – und bis zur letzten Minute.“
Dreiklassenwahlrecht im Kaiserreich: Warum die meisten Menschen nichts zu wählen hatten
Was da vermeintliche Frauenrechtorganisationen schreiben: Das ist leider nur die halbe Wahrheit. Zur Kaiserzeit galt das sogenannte „Dreiklassenwahlrecht“ im Detail dass hier auszuführen, würde zu weit führen. Verkürzt dargelegt: Ein mittelloser Mann, hatte in dieser Form der „Demokratie“ ebenso wenig zu sagen, wie eine Frau.
Dreiklassenwahlrecht: Arme Männer und Frauen hatten faktisch kein Wahlrecht
„Der Preußische Landtag bestand aus zwei Kammern. Ab 1855 wurde die Erste Kammer „Herrenhaus“ und die Zweite Kammer „Abgeordnetenhaus“ genannt. Nur das Abgeordnetenhaus wurde vom Volk gewählt. Das Herrenhaus bestand aus Vertretern des Königshauses, des Adels und aus einzelnen vom König individuell berufenen Abgeordneten.“
„Herrenhaus bestand aus Vertretern des Königshauses, des Adels und aus einzelnen vom König individuell berufenen Abgeordneten“
Hintergrund: Im Zuge der Industrialisierung des 19. Jahrhundert kamen auch Nicht-Adelige Menschen zu Wohlstand und diese wollten politisches Mitspracherecht. Zu dieser ohnehin schon unübersichtlichen Gemengelage gesellten sich die Unzufriedenheit der übrigen Bevölkerung – vor allem durch schlechte Lebens- und Arbeitsbedienungen – hinzu. Immer wieder kam es zu Protesten und Aufständen, der Größte hiervon war die Deutsche Revolution in den Jahren 1848 und 1849. Der Aufstand wurde seinerzeit zwar beseitigt und die alte Ordnung wiederhergestellt, aber eine Spätfolge hiervon, dürfte wohl die Errichtung des Preußische Landtags sein. Auf diese Weise ließ sich zumindest ein Teil des Unmuts kanalisieren und vermutlich war es auch dessen einzigste Aufgabe. In diesen ganzen geschichtlichen Abläufen, fällt es schwer eine gezielte Unterdrückung der Frauen zu erkennen.
Erst 1918 fanden die ersten freien und gleichen Wahlen statt
Vollständigkeit: Mit der Einführung des Allgemeinen Wahlrechts am Ende des Ersten Weltkrieges, erhielten nicht nur Frauen, sondern ebenso die meisten Männer zum ersten Mal die Möglichkeit an einer echten Wahl teilzunehmen. Selbst was den damals herrschenden Adel angeht, muss gesagt sein: Es gab genauso eine ganze Reihe von Herrscherinnen, die in der Ausübung von realer Macht, sich kaum von ihren männlichen „Kollegen“ unterschieden. Hervorzuheben sei hierbei Madame de Pompadour, die formell zwar nur als Nebenfrau Königs Ludwig XV in die Geschichtsschreibung einging: Aber wohl in Wirklichkeit, das echte Staatsoberhaupt damals von Frankreich war.
Katharina die Große: „Sie machte Russland zur Großmacht“
„Katharina die Große – Sie machte Russland zur Großmacht und schob zahlreiche Reformen an. Dennoch bewegt Katharina II. noch heute vor allem durch ihren Männerkonsum. … Machte Russland zur europäischen Großmacht und St. Petersburg zu einem kulturellen Zentrum. Trotz aller Reformbestrebungen verschärfte sie auf der anderen Seite die Leibeigenschaft der Bauern. Gleichwohl trugen ihr die höchsten Reichsgremien den Beinamen „die Große“ an.“
Katharina die Große: „Verschärfte sie auf der anderen Seite die Leibeigenschaft der Bauern“
Wie oben erläutert: Es fällt in diesen Zusammenhängen schwer, die Unterdrückung der Frauen zu erkennen. Sicherlich mögen sie andere Mittel bevorzugen, aber – sofern sie es wirklich wollen – können Frauen sich in der Gesellschaft sehr wohl alleine durchsetzen.
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