Die verschwiegenen Probleme des wendischen Volkes in der Lausitz

Aus den Schulen und Ämtern wird das Sorbische verbannt. Die sorbische Kultur verkommt immer mehr zur musealen Tourismusattraktion. Auch mit zahlreichen anderen Problemen, hat das Sorbsche Volk zu kämpfen. Diese Missstände haben viel mit den amtlichen Strukturen im Hintergrund zu tun, die lieber verschwiegen werden.
„Die Akzeptanz der Domowina begann in großen Teilen der sorbischen Bevölkerung zu leiden: Der Verband wandelte sich zu einer Vereinigung, welche die politischen Ziele der SED mit zu verfolgen hatte. Außerdem wurde durch die Ansiedlung tausender Arbeitskräfte in der Kohleindustrie die sorbische Sprachpflege und Kultur in den Hintergrund gedrängt. Sorbisch wurde immer weniger als Alltagssprache gebracht – nach 1964 sank die Zahl der Sorbisch-Lernenden um die Hälfte. Diese Entwicklung setzte sich lange fort und konnte auch durch die friedliche Revolution 1989 nur wenig aufgehalten werden. Die Forderung der Sorben nach einer Reform der Domowina wurde zwar laut, aber der Verband selbst hatte sehr spät auf die Umbruchsituation reagiert. Am 11. November 1989 wurde in Bautzen die “Sorbische Nationalversammlung” ins Leben gerufen. Sie wollte nach neuen Grundlagen für das sorbische Leben suchen. Doch dieser Prozess der demokratischen Erneuerung war schmerzhaft. Dies zeigte sich vor allem am Mitgliederverlust in der Domowina – von ehemals 15.000 sank die Mitgliederzahl auf weniger als 4.000. Bis zum Sommer 1991 wurde die Domowina gemäß ihres Gründungsanliegens wieder zum politisch unabhängigen und selbstständigen Dachverband der Sorben und der sorbischer Vereine. Gemeinsam mit der 1991 gegründeten Stiftung für das sorbische Volk ringen die Verantwortlichen beim Bund und in den Ländern Brandenburg und Sachsen bis heute um eine hinreichende finanzielle Ausstattung. Mit diesem konsequenten Einsatz für die Belange des sorbischen Volkes ist die Domowina als Sprecherin und Interessenvertreterin inzwischen wieder allgemein anerkannt.“
Von der allgemeinen Anerkennung bei der Bevölkerung, gibt es aber zahlreiche Ausnahmen. Eines der Probleme, sowohl bei der Domowina, als auch bei der Stiftung für das sorbische Volk ist: Das diese sehr nahe an den jeweiligen amtierenden Regierungen gebaut sind. Das ist nicht nur bei den Verantwortlichen zu merken, sondern genauso an den zu fördernden Projekten. Die Stiftung für das sorbische Volk ist – wie der Name bereits sagt – als Stiftung organisiert und genau hierin liegt das Problem: Wer ein Sorbisches Projekt staatlich gefördert haben will, kommt an dieser Institution kaum vorbei. Als Stiftung kann sie – frei nach Gutsherrenart – Projekte genehmigen oder ablehnen und der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Diese Strukturen haben nicht viel mit einen Rechtsstaat gemein und erinnern mehr an einen Feudalstaat. Sobald ein zu förderndes Projekt, ansatzweise Politisch wird oder droht den Folklore-Status zu verlassen, ist die staatliche Förderung in der Regel Geschichte. Die Ergebnisse dieser Politik sind überall Sichtbar.
„Die Berichte über die Lage der Sorben schreiben nicht die Sorben, sondern die deutschen Landesregierungen“, sagte Walde. Das Sorbische werde aus Schulen und Ämtern verbannt, die Kultur zur musealen Tourismusattraktion marginalisiert … Man werde beispielsweise nicht die Sprachbildung im Kindergarten und keine Folklorefestivals organisieren, sondern sich den dazu nötigen politischen Rahmenbedingungen im Interesse des sorbischen Volkes widmen.“
Und bei der Domowina sieht es kaum besser aus. Diese ist zwar nicht als Stiftung, sondern als Verein organisiert. Jedoch das Problem ist bei beiden dasselbe: Es sind keine rechtsfähigen Körperschaften. Eigentlich sind Vereine und Stiftungen keine adäquaten Strukturen, um die Interessen des Sorbischen Volkes zu repräsentieren. Selbst für die Entsorgung von Abwasser, werden rechtsfähige Körperschaften gegründet. Dabei häufen sich die Probleme – Rund um das Volk der Sorben – aber weder die Stiftung für das sorbische Volk, noch die Domowina sehen irgendeinen Handlungsbedarf. Ein hoher Vertreter einer Landesregierung sagte zu dem Thema: „Ich bin mit der jetzigen Struktur sehr zufrieden“ Insbesondere dürfte er deswegen zufrieden sein, weil aus dieser Richtung keine ernsthafte Kritik zu erwarten ist.