Arbeitslosigkeit – Inflation – Energiekrise: “Wachstumsraten nach der Ölkrise halbiert” – Welche Schlussfolgerungen sind aus der Ölkrise der 1970er Jahre zu ziehen?

Screenshot twitter.com Screenshot twitter.com

Was hat die heutige Energiekrise mit der Ölkrise der 1970er Jahre zu tun? Die strukturellen Probleme – trotz anders lautender Meldungen – wurden niemals überwunden. Zugleich kann die Ölkrise der 1970er Jahre gewissermaßen als “Blaupause” für die zukünftige Entwicklung dienen.

“Ölkrise des Jahres 1973, die gleichzeitig weltweit zu einer Inflationskrise wurde”

>>Was ich noch sagen wollte von Helmut Schmidt (Buch) <<

“Im Fall von Willy Brandt war es im Zeitablauf umgekehrt wie bei Kohl. Brandt hatte während seiner ersten vier Jahre als Kanzler große Autorität. Für die erste Ölkrise des Jahres 1973, die gleichzeitig weltweit zu einer Inflationskrise wurde, hatte er nicht die notwendige ökonomische Entschlusskraft (ich war bereits sein dritter Finanzminister!).”

Ölkrise der 1970er Jahre hatte weitreichende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft

Die Ölkrise der 1970er Jahre hatte weitreichende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und vor allem auf die Arbeitslosigkeit sowie den Inflationsdruck. Dieser wurde durch den sogenannten Ölpreisschock ausgelöst, der auf eine Kombination von geopolitischen Ereignissen zurückzuführen ist. Im Oktober 1973 erklärten die Arabischen Staaten des Nahen Ostens den Mitgliedern des Internationalen Währungsfonds (IWF) ihren Boykott. Dieser war eine Reaktion auf die militärische Unterstützung Israels im Jom-Kippur-Krieg im selben Jahr. Die arabischen Mitgliedsstaaten erhöhten zudem die Preise für Rohölprodukte und verweigerten ihre Lieferungen an Nicht-Mitgliedsländer des IWF, was zu einer starken Verknappung von Öl führte. Als Folge ging der globale Ölpreis abrupt in die Höhe, was schließlich zum sogenannten “Ölpreisschock” führte.

“Wachstumsraten nach der Ölkrise halbierten im Vergleich zu jenen, die in den fünfziger und sechziger Jahren”

>>Bekenntnisse eines Economic Hit Man von John Perkins (Buch) <<

“Niemand konnte damals die volle Tragweite des Ölembargos abschätzen. Wir hatten natürlich unsere Theorien, aber wir konnten nicht voraussehen, was in den folgenden Jahren erkennbar wurde. Heute wissen wir, daß sich die Wachstumsraten nach der Ölkrise halbierten im Vergleich zu jenen, die in den fünfziger und sechziger Jahren gemessen worden waren, und daß sie unter einem erheblich höheren Inflationsdruck erwirtschaftet werden mußten. Das Wachstum war jetzt strukturell anders und schuf nicht mehr so viele Arbeitsplätze, so daß die Arbeitslosigkeit stieg. Zu allem Überfluß erlitt auch das Weltwährungssystem einen schweren Schlag; das System der festen Wechselkurse, das seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gegolten hatte, brach zusammen.”

“Wachstum war jetzt strukturell anders und schuf nicht mehr so viele Arbeitsplätze, so daß die Arbeitslosigkeit stieg”

Dieser hatte weitreichende Auswirkungen: Viele Länder waren nicht in der Lage, die gestiegenen Ölpreise zu bezahlen, und mussten sich höhere Kredite besorgen. Dadurch stieg die Inflation rapide an, da mehr Geld benötigt wurde, um dieselben Güter kaufen zu können. Zudem stieg die Arbeitslosigkeit an, da viele Unternehmen unter der steigenden Inflation litten und entlassen mussten oder pleite gingen.

“Gefolge der ersten Ölkrise” – “Generation der „73er“, um die es hier geht. Sie ist geprägt durch die Massenarbeitslosigkeit”

>>Vollbeschäftigt von Karl-Heinz Paqué (Buch) <<

“Es ist die Generation der „73er“, um die es hier geht. Sie ist geprägt durch die Massenarbeitslosigkeit, die ab 1973 im Gefolge der ersten Ölkrise entstand und dann nie mehr verschwand. Mit Ausnahme der Wirtschaftshistoriker haben praktisch alle Mitglieder dieser Generation – ob Experten oder nicht – die Zeit bis 1973 aus ihrem Gedächtnis gestrichen beziehungsweise nie wirklich zur Kenntnis genommen. … Die Vollbeschäftigung endete fast noch abrupter, als sie begonnen hatte, im Nachgang zur ersten Ölkrise 1973 und im Zuge der darauffolgenden schweren Rezession. … Tatsächlich ist seit 1973 die Arbeitslosigkeit in Deutschland zu einem Dauerproblem geworden: Nach dem stufenweisen Anstieg nach 1973 und wieder nach 1982 (im Gefolge der zweiten Ölkrise!) blieb das Niveau der Arbeitslosenquote bemerkenswert konstant, und zwar auf einem Niveau von etwa neun Prozent.”

“Vollbeschäftigung endete fast noch abrupter, als sie begonnen hatte, im Nachgang zur ersten Ölkrise 1973 und im Zuge der darauffolgenden schweren Rezession”

Die Folgen des Ölpreisschocks haben viele Länder bis heute in Form von steigender Arbeitslosigkeit und Inflationsdruck bzw. hoher Schuldenlast zu spüren bekommen.Beides hängt unmittelbar miteinander zusammen.

“Bewusstsein der politischen Elite und das Bewusstsein der Bevölkerung klaffen weit auseinander”

>>Der Lotse – Helmut Schmidt und die Deutschen von Martin Rupps (Buch) <<

“Das Bewusstsein der politischen Elite und das Bewusstsein der Bevölkerung klaffen weit auseinander. Der Ton von Helmut Schmidts großen Regierungserklärungen ist von einer historisch beispiellosen Rigidität. Natürlich, die Ölkrise und andere Faktoren ließen die Konjunktur abstürzen,  … Die Arbeitslosigkeit kommt besonders teuer zu stehen – 1975 muss die Bundesanstalt für Arbeit 87,3 Prozent mehr Geld ausgeben als im Jahr zuvor, gleichzeitig steigen die Einnahmen gegenüber 1974 nur um 15,6 Prozent. Die Bundesregierung braucht für das Milliardenloch einen Nachtragshaushalt, sie macht neue Schulden. Der Nachfolger von Willy Brandt sieht sich doppelt gestraft: Er erbt einen teuren Sozialstaat, der teure Ansprüche geschaffen hat, und steckt mit seiner Regierung im Strudel einer Wirtschaftskrise, wie sie die Welt seit dem Krieg nicht erlebt hat.”

“Die Arbeitslosigkeit kommt besonders teuer zu stehen – 1975 muss die Bundesanstalt für Arbeit 87,3 Prozent mehr Geld ausgeben als im Jahr zuvor”

Tatsächlich wird noch heute über die selben Probleme geredet. Die damalige Ölkrise hat sich lediglich verfestigt und das trotz aller Energieeffizienzverbesserungen und wohl gemeinter Sonntagsreden. Das gesamte Wirtschaftswundermodell in der Nachkriegszeit war auf billiger Energie aufgebaut. Die nächste Energiekrise – mit teuren Energierechnung – wird ebenfalls zu Inflation, steigender Arbeitslosigkeit, niedrigeren Wirtschaftswachstum und sicherlich noch ganz anderen Verwerfungen führen.