Lausitzer Geschichte: Der Pestkirchhof in Radeberg

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Neben dem alten Gottesacker in Radeberg liegt ein kleines Stück Land, das man im Volksmunde als den „Pestkirchhof“ bezeichnet. Hier wurden in früheren Jahrhunderten die an der Pest Verstorbenen begraben, die nach der Sitte jener Zeiten eine besondere Ruhestätte erhielten.

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Von Friedrich Bernhard Störzner

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Der Pestkirchhof erinnert an eine traurige Zeit, in der unsere Vorfahren von verheerenden Krankheiten heimgesucht wurden. Besonders wütete die Pest, oder auch der schwarze Tod genannt, in der Radeberger Gegend in den Jahren 1584 und 1585. Die Zahl derer, welche von der heimtückischen Seuche weggerafft wurden, belief sich auf Tausende. Damals verlor Sachsen auch seine wohltätige Landesmutter, die edle Kurfürstin „Mutter Anna“.

Im Jahre 1586 wurde, um der Pest den Eingang in die Stadt zu wehren, das frühere Stolpener Tor mit Brettern verschlagen. Dazu war hier eine Wache der Bürgerwehr aufgestellt, die Tag und Nacht auf dem Posten stand und jedermann den Eintritt in die Stadt untersagte. Doch trotz dieser Vorsichtsmaßregeln hielt die schreckliche Pest in der Stadt Radeberg ihren Einzug und forderte 1586 Hunderte von Bewohnern zum Opfer.

Zum ersten Male wütete die Pest in ihrer furchtbarsten Gestalt in der Radeberger Gegend im Jahre 1348. Sie trat damals als „bösartigstes, nervöses Faulfieber“ auf. Der Körper bedeckte sich gewöhnlich mit schwarz-blauen Flecken und Beulen, die in Brand übergingen. Noch nie hatte der Würgengel vernichtender unter der Menschheit gewütet. Der Tod trat bei den meisten Opfern schon nach 24 Stunden ein, spätestens aber nach drei Tagen. Mehr als 90 Prozent der Erkrankten starben. Allen Pestkranken wurde auf Befehl des Papstes Clemens VI. Ablaß verkündigt, der einzige Trost, welchen die Unglücklichen damals hatten. Helfende Arzneimittel kannte man noch nicht. Bis zum Jahre 1680 kehrte die Pest in der Radeberger Gegend öfters wieder, und der Schnitter Tod hielt oft eine reiche Ernte.