Rittergüter und Schlösser in der historischen Lauistz: Unwürde (Ort)

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Unwürde, ein hochgelegenes Schloss mit einem Dorfe gleichen Namens, liegt auf dem linken Ufer des nicht weit entfernten Löbauer Wassers in einer angenehmen hügelreichen Gegend, eine Stunde nördlich von Löbau am Weissenberger Wege, und ist das Stammhaus eines alten, edlen Geschlechtes, derer von Unwürde, welches noch jetzt in Schlesien blüht, seit vielen Jahrhunderten aber sich nicht mehr im Besitze seines Stammhauses befindet, das bereits schon im vierzehnten Jahrhundert, Eigenthum der Herren von Kittlitz war.

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Von Otto Moser

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In einer Urkunde, ausgestellt von den Markgrafen Otto und Woldemar, am Sonntage vor den St. Niklastage 1306, wurde Unwürde den Obergerichten der Stadt Löbau untergeben, worüber indessen mit den Edelleuten auf Unwürde, und dem Rathe der Sechsstadt Löbau lange und sehr ernste Streitigkeiten entstanden. Die Herren von Kittlitz waren schon in der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts nicht mehr im Besitze von Unwürde, denn 1368 wird bereits Albrecht von Nostitz als Schlossherr genannt, und 1401 Ritter Otto von Nostitz. Das Gut, welches die Nostitze als ihr Stammhaus betrachteten, blieb bei dieser Familie bis zum Jahre 1603; zur Zeit des Schmalkaldischen Krieges besass es Abraham Ulrich von Nostitz, 1570 Otto von Nostitz, und von da bis 1603 Joachim von Nostitz, der letzte Herr auf Unwürde aus dem Stamme der Nostitze. Joachim von Nostitz hatte viele und hartnäckige Streitigkeiten mit den Löbauern, indem er ein Brauhaus baute, und das Bier an die umliegenden Ortschaften verkaufte, wegen welches Eingriffs in die städtischen Gerechtsame, die Löbauer Stadtgemeinde sich endlich an den Kaiser Rudolf II. mit einer Beschwerde wandte, in deren Folge Joachim von Nostitz verurtheilt wurde, der Stadt den verursachten Schaden zu ersetzen, tausend Thaler an die kaiserliche Kammer zu zahlen, und die Bierbrauerei einzustellen. Ueber letzteren Punkt musste der unberufene Brauherr der Stadt eine schriftliche Versicherung aushändigen, und da er derselben nachlebte, waren die Zwistigkeiten gehoben, die Geldstrafe und der Schadenersatz scheinen indessen wahrscheinlich in Folge kaiserlicher Begnadigung, nie gezahlt worden zu sein. Bei einem 1577 stattfindenden Geschlechtsconvente der Nostitze zu Rothenburg wurde bestimmt, dass von den drei Sächsischen Linien der Familie sich eine „Nostitz-Unwürde“ nennen sollte.

Der bekannteste und merkwürdigste Besitzer Unwürdes aus dem Geschlecht der Nostitze, war unbedingt Dr. Abraham Ulrich von Nostitz, kaiserlicher Majestät Rath und erster Landeshauptmann der Oberlausitz, welcher bei dem sogenannten Pönfall des Sechsstädte eine nicht unbedeutende Rolle spielte. Es wird unseren Lesern nicht uninteressant sein, wenn wir Ihnen hier eine Darstellung dieses Ereignisses geben, welches in der Geschichte der Lausitz, und namentlich der Sechsstädte, von grosser Bedeutung ist.

König Ferdinand von Böhmen, der Bruder Kaiser Karls V., hatte im Jahre 1546 den Ständen der beiden Markgrafthümer Ober- und Niederlausitz ernstlich verboten, dem Churfürsten von Sachsen, Johann Friedrich dem Grossmüthigen, welcher an der Spitze des Schmalkaldischen Bundes stand, irgend wie Beistand und Unterstützung zu gewähren, und dieses Verbot sogar durch öffentlichen Anschlag zur allgemeinen Kenntniss bringen lassen. Dagegen verlangte der König dass Land und Städte für den Dienst in des Kaisers Heere Knechte und Reiter anwerben, solche mit der nöthigen Ausrüstung versehen und sammt den nöthigen Munitions- und Proviantwagen nach Dobrilugk in der Niederlausitz, senden sollten, von wo die neugeworbenen Truppen nach Sachsen marschirten. Nun wurde diesem königlichen Befehle zwar überall willig Folge geleistet, und eine nicht unbeträchtliche Macht zusammengebracht und wohl ausgerüstet, als aber das Contingent der Sechsstädte (Budissin, Görlitz, Zittau, Löbau, Lauban und Camenz) den Marsch nach Dobrilugk antreten sollte, beschlossen die Städte bei den gefährlichen Zeitverhältnissen, eine so wohl ausgerüstete und tüchtige Truppe für jetzt noch zur eigenen Sicherung zurückzubehalten, und abzuwarten ob man ein zweites Mal das Verlangen einer Verstärkung des kaiserlichen Heeres an sie stellen würde. Da nun die Böhmischen Stände sich geweigert hatten, Carl V. gegen den Churfürsten Johann Friedrich zu unterstützen, dieser aber am 24. April 1547, von den Kaiserlichen bei Mühlberg an der Elbe geschlagen und gefangen worden war, eilte König Ferdinand mit seinem Kriegsvolke racheglühend nach Böhmen zurück, und übte gegen die Widersetzlichen schwere Vergeltung. Da ausser den Sechsstädten fast alle übrigen Gemeinden der Lausitzen ihre Bewaffneten nach Dobrilugk geschickt hatten, so traf der Zorn des Königs hauptsächlich die Sechsstädte, und weil unter den Räthen Ferdinands sich verschiedene den Sechsstädten, feindlich gesinnte Herren befanden, wurde der Monarch immer mehr in der Meinung bestärkt, die Böhmen wie die Lausitzer, als des gefangenen Churfürsten Religionsverwandte, hätten für Johann Friedrich Parthei gehalten, und keinesweges aus Besorgniss vor eigener Gefahr die befohlene Unterstützung verweigert. Am 9. August 1547 empfingen die Sechsstädte eine strenge Citation, wegen gewisser schweren Verbrechen gegen ihren König, Deputirte des Rathes und der Bürgerschaft nach Prag zu schicken. Sie sollten am 1. September an kaiserlicher Gerichtstelle eintreffen, und alle von den vormaligen Kaisern, Königen und Markgrafen erlangten Freibriefe, Privilegien und Zunftbriefe mit sich bringen.

Das königliche Schreiben verursachte bei den Sechsstädten keinen geringen Schrecken. Demüthige Suppliken wurden an den erbitterten Herrscher abgeschickt, man berief sich auf die bisher gehaltene Treue und Erfüllung aller Unterthanenpflichten, aber Ferdinand liess sich nicht besänftigen, sondern verlangte Gehorsam. Voller Angst und Betrübniss trafen die Deputationen am bestimmten Tage in Prag ein, und reichten nochmals ein Gnadengesuch ein das der König wiederum zurückwies. Zitternd traten endlich die Deputirten in den Audienzsaal, wo der König, neben sich die Prinzen, auf dem Throne sass, und die demüthig auf die Kniee niedersinkenden Lausitzer mit finsteren Blicken schweigend ansah. Der Bürgermeister von Budissin, Dr. Franz Göritz hielt darauf an die königliche Majestät, die Prinzen und die versammelten Räthe eine wehmüthige Rede, worauf abermals ein Fussfall der Deputirten erfolgte, so dass mehrere der königlichen Räthe ihre Rührung nicht verbergen konnten. Der König sprach hierauf einige nicht eben ungnädige Worte, und begab sich mit den Prinzen und Räthen in ein Nebengemach, die Deputirten aber liess man auf den Vorsaal treten, wo bald der Schlosshauptmann, Wolf von Neuhaus, mit Trabanten erschien, und die Sechsstädter in anständigen Arrest brachte. Franz Göritz von Budissin, Franz Schneider von Görlitz, Conrad Nesenus von Zittau, Abrosius von Lauban, Andreas Günther von Camenz, Georg Wellisch von Bautzen und Nikolaus Dornspach von Zittau erhielten ihre Haft im Schlosse, die Uebrigen in einem Lokale der Stadt.

Nachdem die Deputirten mehrere Tage in Gefangenschaft gelebt hatten, wurden sie nach verschiedenen Böhmischen Städten gebracht, um dort wegen muthmasslichen geheimen Einverständnisses mit den widerspenstigen Böhmen vernommen zu werden, und endlich erhielten sie Sr. Majestät Bescheid, der indessen durchaus nicht tröstlich lautete. Der König verlangte, die Sechsstädte sollten ihm alle Privilegien, Freiheiten, Aussetzungen, Ordnungen und Statuten zu Händen stellen, und dagegen erwarten, was ihnen aus Gnaden zurückgegeben und zugeordnet werden möchte; dann sollten sie alles Geschütz, Pulver, Munition und sonstiges Kriegsmaterial ausliefern, und ebenfalls erwarten, was ihnen der König davon zurückgeben würde. Ebenso verlangte Ferdinand Abtretung aller städtischen Lehn- und Landgüter, die Verschreibung eines ewigen Biergeldes, Aushändigung aller noch verhandenen Kirchenkleinodien, Stiftungsgelder, Güldbriefe und ähnlicher Dokumente, sowie Erlegung einer Summe Strafgeldes, wovon Budissin 20000, Görlitz 40000, Zittau 20000, Lauban 10000, Löbau 5000 und Camenz 5000, also alle sechs Städte zusammen 100000 Gülden zahlen sollten. Zur Eintreibung des Geldes wurden sofort Reiter auf Execution nach den Städten gesendet.

Nach ausgesprochener königlicher Sendenz, wurden zwei Deputirte jeder Stadt auf freien Fuss gesetzt, und nach der Heimath geschickt, um den Gemeinden des Königs Willen mitzutheilen, die Uebrigen mussten in Haft bleiben, bis die Angelegenheit zu Ende gebracht war. Mit der Vollziehung des königlichen Befehls waren beauftragt: Dr. Abraham Ulrich von Nostitz auf Unwürde, Landeshauptmann, Nikolas von Metzrad auf Hermannsdorf, Hofrichter, und Dr. Georg Mehl, Vicekanzler. Diese Commissaire übernahmen in den Zeughäusern der Sechsstädte alles Kriegsmaterial, sprachen die Unterthanen der städtischen Ritter- und Landgüter von den Pflichten gegen ihre bisherigen Herren los und ledig, und liessen sie dem König Ferdinand einen Huldigungseid schwören. Bald waren auch sämmtliche Kirchenschätze und wichtigen Stiftungsdokumente in ihren Händen, und nachdem die sechs Städte einen Theil der verlangten Summe gezahlt hatten, trafen die zu Prag in Haft gehaltenen Rathsherren und Zunftgenossen bei den Ihrigen gesund und munter wieder ein.

Zu den erbittersten adeligen Feinden der Sechsstädte, gehörte auch der Dr. Abraham Ulrich von Nostitz auf Unwürde. Als die bekümmerten Deputirten ihm erklärten, es sei geradezu unmöglich eine so ungeheure Summe in der bestimmten kurzen Frist herbeizuschaffen, erwiderte der Landeshauptmann: es wäre ein gar Leidliches, das sie erlegen müssten, er getraue sich aus einer einzigen Commun wohl ein Mehreres herauszupressen, hätte doch die Stadt Prag bei diesem Pönfall 100000 Thaler bezahlen müssen. Sie würden ohne Zweifel dem zur Zeit gefangenen Churfürsten von Sachsen damals ein Mehreres entrichtet haben, wenn es dazu gekommen wäre, eine Contribution zu erheben. Nun könne es ja der König Ferdinand von ihnen, als seinen Unterthanen, mit viel grösserem Rechte verlangen, deshalb sollten sie sich nur nicht sperren, sondern die Pönalartikel unverzüglich erfüllen. Wollten sie übrigens mit der königlichen Majestät noch rechten, so würde morgen das Kammergericht bestellt, und ihnen eine Criminalklage zugefertigt werden! – Ausserdem wurden die Rathspersonen sämmtlicher Städte ihrer Aemter entsetzt, und erst nach Jahresfrist wieder zu einer Neuwahl geschritten, welche die obengenannte königliche Commission unter dem Vorsitze des Dr. von Nostitz zu leiten hatte. – Die glücklichen Unternehmungen des Churfürsten Moritz von Sachsen, gegen Kaiser Carl V., zwangen endlich den König Ferdinand mit den Sechsstädten wieder in ein freundlicheres Verhältniss zu treten, und nach Erlegung bedeutender Geldsummen an die erschöpfte königliche Schatzkammer, empfingen die Städte ihre Rechte und Freiheiten, sowie einen Theil der verlornen Güter zurück.

Durch die Rauhheit, welche Dr. Abraham Ulrich von Nostitz, gegen die Sechsstädte gezeigt, und durch Ankauf mehrerer ihrer confiscirten Güter, hatte er sich den furchtbarsten Hass der Bürger zugezogen, so dass er in beiden Lausitzen, wie in Böhmen unter dem Namen des Städtefeindes bekannt war. Bei der Versöhnung des Königs mit den Städten lag deren Feind bereits im Grabe († 13. October 1552), aber der Grimm des Volkes erfand schauerliche Sagen, worin der gehasste Mann eine schreckliche Rolle spielte. Da an des Landeshauptmanns Sterbetage ein furchtbarer Orkan wüthete, so gab es später eine Menge Leute, die ganz deutlich gesehen haben wollten, wie der böse Geist während des Sturmes mit schrecklichem Geheul den Städtefeind aus dem Schlosse zu Ruppersdorf, seinem Wohnsitze, in die Lüfte entführte, und daselbst martervoll erwürgte. Andere hatten um die Mitternachtsstunde den todten Landeshauptmann in einem, von gespenstigen Rossen gezogenen Wagen durch die Luft nach Unwürde ziehen und bald darauf wieder in seine Todtengruft zurückkehren sehen, und nicht selten erschreckte der ruhelose Geist des Städtefeindes einsame Liebespärchen und nächtliche Schwelger.

Nach dem Tode Joachims von Nostitz kam Unwürde an die Familie der Herren von Hund und Altengrotkau, indem des Verstorbenen Tochter mit Wenzel von Hund und Altengrotkau auf Ramske, Jeschkendorf, Wilschke, Tetschkendorf etc., Oberamtsrathe des Herzogs Johann Christian von Liegnitz und Brieg, sowie Landesältestem des Herzogthums Liegnitz, vermählt war. Unwürde gelangte 1625 an Wenzel Heinrich von Hund und Altengrotkau, des Vorigen Sohn, welcher auch noch Mönau, Obergebelzig, Grossschweidnitz, Laucha, Georgewitz und Dolgowitz besass. Er wurde in Polnisch-Lissa erzogen, nahm gegen Ende des dreissigjährigen Krieges im Regimente Brederode Dienste, und kehrte nach erfolgtem Frieden auf seine Güter zurück, wo er im Jahre 1697 starb, und das Gut Unwürde Johann Hildebrand von Hund und Altengrotkau, churfürstlich Sächsischem und königlich Polnischem Rathe und Landesältestem des Budissiner Kreises hinterliess. Im Jahre 1769 verkaufte der Geheimrath Carl Gotthelf von Hund und Altengrotkau seine sämmtlichen Besitzungen, worunter auch Unwürde, an die Gräfin Isabella von Salmour, von welcher sie durch Erbschaft an den jungen Grafen Joseph Gabaleon von Salmour gelangten, der bis 1819 in ihrem Besitze blieb. In diesem Jahre erkaufte Ober- und Niederkittlitz, nebst Unwürde der königlich Sächsische Generallieutenant und Gouverneur der Residenzstadt Dresden, Freiherr von Gablenz, überliess dieselben 1837 aber seinen beiden Söhnen, wobei der Rittmeister, Heinrich Freiherr von Gablenz die beiden Güter zu Kittlitz, und dessen Bruder, der Oberlieutenant, Anton Freiherr von Gablenz Unwürde erhielt. Später gelangte Unwürde an den Freiherrn von Gutschmidt, und endlich durch Tausch an den jetzigen Besitzer, Herrn Rittmeister von Sydow, Landesältestem und Abgeordnetem der zweiten Preussischen Kammer.

Das älteste Schloss zu Unwürde war ein kleines hölzernes Gebäude, und wurde im Jahre 1425 bei der Belagerung Löbaus von den Hussiten gänzlich zerstört. Später wieder aufgebaut, stand es bis 1727, wo ein Herr von Hund und Altengrotkau das noch jetzt stehende stattliche und geräumige Schloss aufführen liess, von dessen Höhe man eine reizende Aussicht über die Löbauer Gegend und das Sächsisch-Böhmische Gebirge geniesst. Der Garten des Schlosses ist von nicht geringer Bedeutung.

Rittergut und Dorf Unwürde sind nächst Grossdehsa, Jauernick, Peschen, Eiseroda, Nechen, Breitendorf, Laucha, Carlsbrunn, die Hälfte von Wohle, Georgewitz, Wendisch-Paulsdorf, Wendisch-Cunnersdorf, die Hälfte von Rosenhain, Zoblitz, Bellwitz, Oppeln, Kleinradmeritz, Glossen, Lautitz, Alt- und Neucunnewitz, Mauschnitz und Hasenberg nach Kittlitz eingepfarrt. Das dasige Gotteshaus wird bereits in einer Bulle des Papstes Innocenz IV. vom Jahre 1252 genannt, und dass es bereits im zwölften Jahrhunderte vorhanden war, beweist die Inschrift einer ihrer Glocken: Felix namque es Sacra virgo Maria omni laude dig. MCCII. ie. quia ex te or. Nach vielen traurigen, hauptsächlich durch Krieg und Feuer hervorgerufenen Schicksalen wurde das sehr baufällige Gotteshaus im Jahre 1749 abgebrochen, wegen verschiedener Hindernisse konnte die neue Kirche jedoch erst 1796 eingeweiht werden. Sie ist licht, geräumig und geschmackvoll gebaut, enthält zehn herrschaftliche Betstübchen und zwei Emporen. Auch für den Alterthumsfreund birgt die Kirche zu Kittlitz manches Interessante, namentlich ist ein uralter Leichenstein mit dem Wappen der Nostitze zu erwähnen, dessen Inschrift noch Niemand entziffern konnte. Verschiedene Steinbilder längst verstorbener Ritter und Edelfrauen sind über den Grüften, die ihre Asche deckt, eingemauert. Nicht weniger sehenswerth ist ein nicht mehr gebrauchter, beinahe fünfhundert Jahre alter Altar, welcher in der Sakristei aufbewahrt wird und durch kunstreiche Schnitzarbeit und Vergoldung sich auszeichnet. Unter der grossen Menge Figuren, welche diesen Altar schmücken, befindet sich auch die knieende Gestalt eines Mannes mit dreifacher Krone auf dem Haupte, hinter dem ein Scharfrichter steht, um ihm den Kopf abzuschlagen. Ein komischer Zufall hat es indessen gefügt, dass der Scharfrichter nicht nur die Hand mit dem erhobenen Schwerte, sondern auch den Kopf eingebüsst hat, während der Delinquent diesen noch auf seinen Schultern trägt.

In der Parochie Kittlitz befindet sich ausser dem Pfarrer auch noch ein Diakonus, welchem die eigentliche und spezielle Seelensorge der Kirchkinder, mit Ausnahme der Herrschaften und der Breitendorfer Gemeinde, obliegt. Die Kirchenbücher der Pfarre gehen nur bis 1703 zurück; eine Sage behauptet, die ältesten Kirchenbücher habe eine resolute Pfarrfrau, die nach dem Tode ihres Mannes sich in ihren Ansprüchen beeinträchtigt geglaubt, als Repressalien mit sich genommen. Die Kirchengemeinde besteht sowohl aus Deutschen wie auch aus Wenden, und der Hauptnahrungszweig derselben ist Ackerbau, Handarbeit und etwas Handel.