Lausitzer Geschichte: Ein schreckliches Unwetter

Screenshot twitter.com Screenshot twitter.com

Ein wahrer Schreckenstag für die Bewohner der Radeberger und Bischofswerdaer Gegend war der 10. Mai des Jahres 1684. Um 3 Uhr Nachmittags zog von dem Elbtale her über Radeberg ein furchtbares Gewitter, das seinen Weg im Rödertale aufwärts nahm und die Ortschaften Kleinröhrsdorf, Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Rammenau, Frankental, Geißmannsdorf, Burkau und Bischofswerda schwer heimsuchte.

___________________

Von Friedrich Bernhard Störzner

___________________

Das heftige Gewitter wurde von einem orkanartigen Sturme eingeleitet, der ganze Wälder umbrach, Dächer abdeckte, Häuser umwarf, Wagen, Menschen und Tiere von den Wegen und Feldern wegfegte. Der Tag wurde alsbald zur Nacht, die nur von den grellen Blitzen auf Augenblicke taghell erleuchtet wurde. Bald brach auch ein furchtbares Schloßenwetter los. Es fielen Eisstücken von der Größe der Tauben- und Hühnereier. In Radeberg wurden alle harten Dächer zerschlagen.

Die Strohdächer auf den Häusern wurden förmlich zerdroschen. In den genannten Ortschaften blieb auch nicht eine Fensterscheibe ganz. Die Saaten der Felder waren in Grund und Boden geschlagen, und an den Obstbäumen war kaum noch ein Zweig zu sehen. Die im Freien befindlichen Schafherden wurden nach allen Himmelsrichtungen zersprengt; Hunderte von Schafen waren erschlagen worden, oder so arg zugerichtet, daß sie geschlachtet werden mußten. Selbst Pferde, Kühe und auch Menschen, die auf den Feldern von jenem Unwetter überrascht worden waren, wurden durch die niederstürzenden Eisstücken lebensgefährlich verwundet. Unzählige Vögel und andere Tiere verloren ihr Leben. Es schien, als sollte alles zu grunde gehen.

Die Leute lagen in den Stuben und Kammern auf den Knien. Sie meinten, das Ende der Welt sei gekommen und bereiteten sich auf den Tod vor. Blitz auf Blitz und Schlag auf Schlag folgten. Die ganze Natur war ein förmlicher Aufruhr. In Großröhrsdorf traf ein Blitzstrahl eine alte Linde auf dem Kirchhofe. Dieselbe stand sofort über und über in hellen Flammen und brach dann krachend zusammen. Als das schreckliche Unwetter sich endlich verzogen hatte und die Sonne wieder strahlend durch das dunkle Gewölk grüßte, sah man ein Bild arger Verwüstung. Der angerichtete Schaden war unschätzbar, und mancher Besitzer war an den Bettelstab gekommen. Jahre vergingen, bis die meisten Leute von den gehabten Verlusten sich wieder etwas erholt hatten, und noch lange erzählten die Eltern ihren Kindern von jenen bangen Stunden.