Spartacus: Wie ein bunt zusammengewürfelter Haufen entlaufener Sklaven das Römischer Imperium heraus forderte

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Spartacus-Aufstand – Ein bunt zusammengewürfelter Haufen entlaufener Sklaven und verarmten Römer fordert offen das Römischer Imperium heraus. Was Anfangs mit einigen entlaufenen Sklaven begonnen hatte, entwickelte sich zum ausgewachsenen Bürgerkrieg. Noch heute wird die Frage lebhaft diskutierten: Wie es auf der Flucht befindliche Sklaven eigentlich schafften, reguläre Römische Einheiten zu besiegen? Der „Fall“ des Spartacus zeigt zudem recht eindrücklich, dass die antike Sklaverei um einiges Komplexer war, als viele heutige Historiker annehmen.

„Ein zusammengewürfelter Haufen ehemaliger Gladiatoren und entlaufener Sklaven“

>>SPQR: Die tausendjährige Geschichte Roms von Mary Beard (Buch) <<

„Von 73 bis 71 v. Chr. zeigte sich ein zusammengewürfelter Haufen ehemaliger Gladiatoren und entlaufener Sklaven unter der Führung von Spartacus … Die Römer waren in Schlachten nie so unschlagbar, wie wir annehmen möchten oder wie sie sich gern darstellten. Aber 63 v. Chr. waren sie mit einem Feind im Inneren konfrontiert, mit einer terroristischen Verschwörung aus den Reihen der römischen Oberschicht.“

„Mit einer terroristischen Verschwörung aus den Reihen der römischen Oberschicht“

Zum Spartacus-Aufstand gehören auch die offenen Fehlleistungen der römischen Oberschicht dazu. Zur römischen Elite wurden man zumeist durch die Geburt. Demzufolge tummelte sich dort nicht unbedingt die geistige Elite des Römischen Imperiums. Gleichzeitig grassierte in diesen geschlossen Mikrokosmos der geistige Zerfall. Auf der anderen Seite stand die Unterschicht, die sich aus verarmten Römischen Bürgern und Sklaven zusammensetzte.

Die antike Sklaverei war Vielschichtig

Tatsächlich war die antike Sklaverei sehr Vielschichtig. Der Begriff „Sklave“ hatte zur damaligen Zeit auch eine völlig andere Bedeutung. Zwar waren Sklaven weitestgehend rechtlos gestellt, aber einigen von ihnen ging es besser, als so manch formal „freien“ Bürger. Sodann schlossen sich dem Spartacus-Aufstand nicht nur unfreie Sklaven – sondern – salopp ausgedrückt – weite Teile der damaligen Unterschicht an. Gewiss, viele – freie oder unfreie – Römer hatten praktisch nichts mehr zu verlieren und lebten ohnehin in prekären Verhältnissen.

Spartacus-Aufstand – Unterschicht stellt offen die Machtfrage

Auf diesem Boden der Unzufriedenheit formierte sich eine Streitmacht, die die Existenz des Römischen Reiches ernsthaft gefährdete. Zudem trugen auch die militärischen Erfolge gegen reguläre römische Militäreinheiten, dem Spartacus-Aufstand einen regen Zulauf bei. Alleine schon der Umstand, dass ein paar ausgebrochene Sklaven es schafften, eine Streitmacht aufzustellen, die es mit ausgebildeten und kampferfahrenen militärischen Einheiten aufnehmen konnten: Zeugt davon, dass es eben nicht nur Sklaven waren.

„An ihrer Spitze stand der aus Thrakien stammende Spartacus“

>>Krise und Untergang der römischen Republik von Karl Christ (Buch) << 

„An ihrer Spitze stand der aus Thrakien stammende Spartacus, der einst eine Zeitlang im römischen Heer gedient hatte, dann desertiert war und nach seiner Ergreifung und Versklavung zuletzt als Fechtlehrer in Capua wirkte. Der Kerngruppe der aufständischen Sklaven gehörten sodann eine ganze Reihe von Kelten und Germanen an, ehemalige Kriegsgefangene, die wie Spartacus selbst über außergewöhnliche militärische Qualitäten verfügten. Als Führer der Erhebung werden neben Spartacus auch noch die beiden Gallier Krixos und Oinomaos genannt, die zum Teil eine ziemlich selbständige Rolle spielten. Denn es gehört weiter zu den besonderen Kennzeichen einer Erhebung, daß sie in Spartacus wohl einen hochqualifizierten Anführer besaß, dennoch aber nicht straff durchorganisiert war. Zu einem bedingungslosen Gehorsam haben sich jene Sklaven nicht verstehen können, sondern Spartacus auch in wichtigen strategischen Entscheidungen ihren Willen aufgezwungen, obwohl dieser ganz erstaunliche militärische Erfolge errang.“

„Daß sie in Spartacus wohl einen hochqualifizierten Anführer besaß“ 

Zu diesem Zeitpunkt war Thrakien noch nicht allzu lange eine vollwertige Römische Provinz. Erst zum Ende der Punischen Kriege vergrößerte sich der römische Einfluss in der Region und führte schließlich dazu: Das Thrakien eine Römische Provinz wurde. Um das zu erreichen, versuchten die Römer für gewöhnlich die Elite einer Region zu rekrutieren. Die militärischen Erfolge von Spartacus sprechen zumindestens dafür, dass er wohl mitnichten ein einfacher Fußsoldat war, sondern wohl eher zur gehobeneren Schicht gehört haben musste. Denn um eine Schlacht zu gewinnen, gehört – neben der obligatorischen Strategie – im gleichen Umfang auch Menschenführung. Bedeutet: Kenne die eigenen Schwächen und Stärken genauso gut wie die deiner Gegner. Ein gewöhnlicher Soldat verfügt normalerweise nicht über solch ein strategisches Wissen. Selbst tapfere Krieger und gute Kämpfer müssen nicht zwangsläufig gute Strategen sein.

Wer war Spartacus wirklich?

Rein Formal war Spartacus ein auf der Flucht befindlichen Sklave, der vorher lediglich Schwertkämpfer in einer Gladiatorenschule in Capua war. Also wohl kaum eine Bedrohung für das Römische Imperium. Doch es sollte anders kommen.

„Als rund 70 Sklaven aus einer Gladiatorenschule in Capua ausbrachen“

>>Rom von Dietmar Pieper & Johannes Saltzwedel (Buch) <<

„Der größte und für die Republik bedrohlichste einer Reihe von Aufständen begann 73 v. Chr., als rund 70 Sklaven aus einer Gladiatorenschule in Capua ausbrachen. Der Zulauf zu den Rebellen war gewaltig; Zehntausende Männer, Frauen und Kinder zogen durch den Süden Italiens und bis hinauf nach Mutina (Modena). Geführt von dem Schwertkämpfer Spartacus und vier weiteren Befehlshabern, siegten die Sklaven in mehreren Schlachten, bis sie 71 in Süditalien vernichtend geschlagen wurden. 6000 Überlebende wurden entlang der Via Appia gekreuzigt. Hatten Roms Truppen ein Gebiet erobert, trennte man ohnehin die Elite der Besiegten vom gemeinen Volk. Anführer und Gebildete wurden von wohlhabenden Römern gekauft und galten häufig als Statussymbole. Solche meist im Haus eingesetzte Sklaven waren gewöhnlich gut ernährt, gepflegt und korrekt gekleidet. Von den normalen Bürgern konnte man sie kaum unterscheiden. Einige von ihnen führten ein erstaunlich angenehmes Leben – die Besitzer gingen mit ihrem wertvollen Eigentum pfleglich um.“

Sklaven: „Von den normalen Bürgern konnte man sie kaum unterscheiden“

Die „Spartakus-Legion“ versorgten sich dadurch, dass sie plündernd durchs Land zogen. Allerdings war diese Taktik auch für gewöhnliche Römische Militäreinheiten nichts ungewöhnlich und zudem erhielten sie Unterstützung aus der Bevölkerung. Der Spartakus-Aufstand legt vielmehr dem Konflikt zwischen der damaligen Oberschicht und dem gewöhnlichen Volk offen. Die damaligen Aristokraten schenkten Anfangs dem „Feind“ in den eignen Reihen deshalb auch wenig Beachtung.

„Der Sklavenaufstand des Spartacus erst zur ganz Italien bedrohenden Rebellion auswachsen“

>>Rom von Dietmar Pieper & Johannes Saltzwedel (Buch) <<

„Selbst daheim in Italien muss sich der Sklavenaufstand des Spartacus erst zur ganz Italien bedrohenden Rebellion auswachsen, bis der Senat die Lage ernst nimmt. Es sind ja nur Sklaven, denken die Aristokraten, solche Leute sind doch gar nicht satisfaktionsfähig. Als Crassus die Aufständischen besiegt hat, darf er in der Hauptstadt nicht triumphieren, sondern wird nur mit einer kleinen Dankfeier, einer Ovatio, abgespeist.“

„Es sind ja nur Sklaven – Denken die Aristokraten“

Erst als Spartakus mehrere Römische Militäreinheiten besiegt hatte und der Aufstand als bedeutsame Bedrohung ernst genommen wurde: Erst dann wurde die Römische Streitmacht wirklich aktiv. Acht kampferfahrene Römische Legionen und die besten Feldheeren Roms waren nötig um dem Aufstand niederzuschlagen. Was Anfangs mit ein paar entlaufenen Sklaven begonnen hatte, entwickelte sich rein praktisch zu einen ausgewachsenen Bürgerkrieg: Auf dem Höhepunkt des Aufstands stellte sich auch zunehmend die Machtfrage. Zwar übten die siegreichen Römer grausam Rache und gekreuzigte Sklaven säumten die Via Appia, aber es führt auch zu Reformen des Sklavenwesens.

Warum es Scheinsklaven gab

Anders als heutzutage häufig angenommen, stand der Begriff „Sklave“ keinesfalls durchgehend in der Geschichte für absolute Unfreiheit. Zeitweise war es ein Rechtsstatus, wo sowohl Sklave, als auch Sklavenhalter Rechte und Pflichten hatten. Sogar die körperliche Züchtigung war streng geregelt. Zudem musste ein Sklave auch versorgt werden, was teilweise sogar zu Scheinsklaverei führte. Scheinsklaven waren formal freie Bürger, die sich nur als Sklaven – meist aus wirtschaftlichen Gründen – ausgaben. Alleine das Phänomen der Scheinsklaverei zeigt: Die Grenzen zwischen prekären freien Bürgern und unfreien Sklaven verlief fließend.

Spartacus: „Anführer des legendären Spartacus-Aufstands“

>>Die neuen Weltwunder. In 20 Bauten durch die Weltgeschichte von Bernd Ingmar Gutberlet (Buch) <<

„Berühmtester Gladiator aller Zeiten jedoch wurde ein Thraker namens Spartacus. Er war der Anführer des legendären Spartacus-Aufstands, nach dem sich im Ersten Weltkrieg in Deutschland der marxistische Spartakusbund, dann proletarische Sportvereine benannten sowie später sozialistische Länder ihre Jugendsportwettkämpfe, die Spartakiaden.“

„Berühmtester Gladiator aller Zeiten jedoch wurde ein Thraker namens Spartacus“ 

Bis in die Gegenart der Neuzeit übt Spartacus seinem Einfluss aus. Noch heute beschäftigen sich Historiker mit der Frage: Wie es zum Spartacus-Aufstand überhaupt kommen konnte. Besonders in Sozialisten Ländern nimmt Spartacus einen besonderen Stellenwert ein.