„Vor dessen Tod zu quälen habe“ – Mit ein paar Mausklicks einem professionellen Auftragskiller im Darknet anheuern?

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Vor dessen Tod zu quälen habe“ – Sonderwünsche sind im regulären Preis leider nicht enthalten. Lässt sich wirklich mit ein paar Mausklicks ein Auftragskiller im Darknet anheuern? Immerhin werden jede Menge an Schreckensmeldungen dieser Art verbreitet. Im Internetzeitalter dürfte es einer der größten Mythen sein. Und tatsächlich versuchen sich vieler Anbieter im Darknet gegenseitig zu überbieten.

„Sein Unternehmen arbeite als Auftragskiller für Bollywood“

>>Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands Parmy Olson /Buch) <<

„CEO, Girish Kumar, hatte sich der Presse gegenüber gebrüstet, sein Unternehmen arbeite als Auftragskiller für Bollywood, die boomende indische Filmindustrie. Aiplex verkaufte nicht nur Software, sondern griff im Auftrag von Filmstudios Webseiten an, von denen man Raubkopien ihrer Filme herunterladen konnte.“

„Auftragskiller“ – Mit DDoS-Angriffe gegen Webseiten

Doch mit der erschreckenden Begrifflichkeit „Auftragskiller“ sind keine physische Morde, sondern digitale Angriffe – sprich DDoS-Angriffe – gegen illegale Webseiten gemeint. Die Seiten mögen zwar Illegal sein, aber eigentlich stellt auch ein DDoS-Angriff eine Straftat dar. Nichtsdestotrotz sind auch echte Angebote im Darknet für einen Auftragsmord abrufbar. Also einfach per Mausklick völlig risikolos einen Auftragskiller anheuern? Tatsächlich wollen viele „Anbieter“ etwas ganz anderes erreichen.

„Er hatte im Darknet einen Auftragsmord bestellt“

>>Tarnkappe.info<<

„2x Geld weg statt Auftragsmord: Niederländer im Darknet abgezockt – Er hatte im Darknet einen Auftragsmord bestellt und wurde mehrfach abgezockt. … Abzocker der gleichen Gruppierung sollen mit dem gleichen Trick gleich doppelt abkassiert haben.“

Die großen und kleinen Verbrechen im Darknet

Viele vermeintliche Auftragskiller stellen sich bei näherer Betrachten als schlichte Betrüger – ohne echte Mordabsichten – heraus. Nicht wenige „Angebote“ sind recht professionell aufgebaut und sicherlich haben sich einige daran schon eine goldene Nase – an der Betrugsmasche – verdient. Die Betrogenen können schlecht zur Polizei gehen und die Betrügerei anzeigen. Offensichtlich scheint der Nachschub an naiven „Kunden“ auch nicht abzubrechen. Daneben sind auch ganz andere Figuren im Darknet unterwegs.

„Kopfgeld von 80 000 Dollar für die Ermordung des Angestellten“

>>Global Hack von Marc Goodman (Buch) <<

„Als Dread Pirate Roberts bemerkte, dass man ihn betrog, war dies ein Verrat, den er nicht tolerieren konnte. Als Reaktion setzte er sich mit einem der vielen professionellen Auftragskiller auf seiner Website in Verbindung und vereinbarte ein Kopfgeld von 80 000 Dollar für die Ermordung des Angestellten (50 Prozent im Voraus, gemäß dem allgemeinen Geschäftskodex der Auftragskiller). DPR war über den mangelnden Respekt seitens seines Angestellten derart außer sich vor Zorn, dass er dem Killer bestimmte Instruktionen erteilte, wie dieser seinen – bald ehemaligen – Systemadministrator vor dessen Tod zu quälen habe.“

„Killer bestimmte Instruktionen erteilte“ – „Systemadministrator vor dessen Tod zu quälen habe“

Allerdings ging der vermeintliche „Auftragskiller“ noch eine andere „Nebenbeschäftigung“ nach: Er war zugleich als verdeckter Ermittler im Darknet tätig. Einen echter Auftragskiller lässt sich also nicht so einfach auftreiben. Die Erfahrung musste auch ein ehemaliger Minister machen.

„Auftragskiller informierte die Polizei“

>>Spiegel<<

„Auftragskiller informierte die Polizei – Ex-Bauminister von Brandenburg, Jochen Wolf, in der Eingangshalle des Bahnhofs Zoo in Berlin mit dem beauftragten Killer verabredet. … Doch der geplante Mord fand nie statt, weil der angebliche Killer zur Polizei ging.“

„Der angebliche Killer zur Polizei ging“

Allerdings hatte der geplante Auftragsmord nichts mit der dunklen Seite des Internets zu tun, dieser fand ganz „analog“ ohne das weltweite Netz statt. Jedoch stellen sich nicht alle Auftragsmörder als Betrüger oder verdeckte Ermittler der Polizei heraus.

Lausitz: „Mafia-Auftagsmorde in Forst?“

>>Märkische Allgemeine<<

„Mafia-Auftagsmorde in Forst? – Der Doppelmord von Forst geht wohl auf das Konto rivalisierender Verbrecherbanden. … Die Szenerie sei „wie aus einem Film“. … Die platzierten Schüsse, an deren Folgen die beiden Serben starben, lassen auf eine regelrechte Hinrichtung schließen und weisen deutlich in Richtung eines mafia-ähnlichen Hintergrunds. Die Behörden hüllen sich bislang in Schweigen.“

„Doppelmord von Forst geht wohl auf das Konto rivalisierender Verbrecherbanden“

Professionelle Auftagsmorde finden tatsächlich statt, auch wenn die genauen Hintergründe nicht immer Transparent vermittelt werden. Dennoch wird die Rolle des Darknet bei dieser Art von Verbrechen vermutlich schlicht überbewertet. Zwar mag das Anheuern eines Auftragskillers im Darknet auch stattfinden, aber ohne die richtigen „Kontakte“ in der physischen Welt, dürfte das Unterfangen kaum möglich sein.