Ein Potemkinsches Dorf? – “Wertschöpfungskette rund um das Thema Wasserstoff in der Lausitz zu etablieren”

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Die Erfolge der Energiewende als Potemkinsches Dorf? Stellt es etwa ein unfreiwilliges Symbol dar?

Vom Energiewende & Strukturwandel zur wirtschaftlichen Strukturkrise

Der Begriff „Potemkinsches Dorf“ bezeichnet ursprünglich eine Fälschung oder ein Scheingebilde, das erschaffen wird, um einen bestimmten Zweck zu erfüllen. Der Begriff stammt von Grigori Potemkin, dem russischen Feldmarschall und Lieblingsminister des Zaren Katharina II., der 1787 die ukrainische Region Krim besuchte.

“Die Bezeichnung „Potemkinsche Dörfer“ wird heute sprichwörtlich im Sinne von Blendwerk, Trugbild, leerer Schein verwendet”

>>Christian-Albrechts-Universität zu Kiel<<

“Die Bezeichnung „Potemkinsche Dörfer“ wird heute sprichwörtlich im Sinne von Blendwerk, Trugbild, leerer Schein verwendet. Der Legende folgend soll der russische Fürst Potemkin 1787 Zarin Katharina auf einer Inspektionsreise durch die Krim nur blühende Dorfattrappen gezeigt haben.”

“Legende folgend soll der russische Fürst Potemkin 1787 Zarin Katharina auf einer Inspektionsreise durch die Krim nur blühende Dorfattrappen gezeigt haben”

Es heißt, dass er auf seinem Weg durch die Krim Dörfer geschaffen hatte, die nur für kurze Zeit existierten und so arrangiert waren, dass sie den Eindruck von Wohlstand und Fortschritt vermittelten. Inwieweit diese Episode der Geschichte so wirklich existiert hat, kann mal hier offen bleiben. Dennoch ist die Gewissheit geblieben: Die Begrifflichkeit ist einstanden und auf dieser Grundlage lassen sich reale Beispiele aufzeigen,. Das Traktorenwerk in Stalingrad (heute Wolgograd) dürfte solche eine Beispielgeschichte sein.

“Gefertigten Fahrzeuge nach nur siebzig Betriebsstunden wieder in ihre Einzelteile zerfielen”

>>Stalin – Eine Biographie von Klaus Kellmann (Buch) << 

“Das Traktorenwerk in Stalingrad beispielsweise, ein weiteres Musterprojekt der stalinistischen Planwirtschaft, sollte im Sommer 1930 mit der Auslieferung von 2000 Zugmaschinen beginnen. Stattdessen verließen im Juni dieses Jahres nur acht, im Juli kein einziger, im August zehn und im September 25 Traktoren das Band. Ein amerikanischer Ingenieur berichtete, dass alle dort gefertigten Fahrzeuge nach nur siebzig Betriebsstunden wieder in ihre Einzelteile zerfielen, wobei Pfusch nur die eine Seite der Medaille war und Inkompetenz die andere. Denn viele Arbeiter waren enteignete Bauern, von denen die meisten noch nie in ihrem Leben eine Metallschraube in der Hand gehabt hatten. Haus, Pflug und sonstige Gerätschaften, ja selbst die Dübel in der Wand waren auf dem Land aus Holz. Die vom deutschen, englischen oder amerikanischen ‚Klassenfeind‘ zur Verfügung gestellten Betriebsanleitungen für den Bau der Maschinen konnte keiner lesen. Fehlkonstruktionen, Ausschuss und falsche Planvollzugsmeldungen waren die notwendige Folge. Wie diese Fabrik, so erschien bald die ganze Sowjetunion wie ein einziges potemkinsches Dorf.”

“Wie diese Fabrik, so erschien bald die ganze Sowjetunion wie ein einziges potemkinsches Dorf”

Niemand konnte Betriebsanleitungen in ausländische Sprache übersetzen und die allgemeine Motivation der so zur Arbeit verpflichteten Mitarbeiter kann sich jeder denken. Das Grundmuster dieser Fehlschläge ist immer dasselbe. Um diese offensichtlichen Unzulänglichkeiten nach außen zu vertuschen, müssen die sogenannten „Potemkinschen Dörfer“ herhalten. Auch die DDR hat es gerne so gehalten.

Potemkinsches Dorf: Um Fehlschläge für Unbedarfte zu kaschieren

>>Rettet unser Geld! von Hans-Olaf Henkel (Buch) <<

“Noch kurz vor der Maueröffnung 1989, so erinnere ich mich, hatte Präsident Mitterrand das angeschlagene Honecker-Regime durch einen Staatsbesuch gestärkt und dabei ausgedrückt, dass er gegen die deutsche Einheit nichts einzuwenden habe, vorausgesetzt, sie vollziehe sich im Rahmen einer europäischen Neuordnung. Das konnte alles oder nichts bedeuten. … Vermutlich hatte sich Mitterrand damals zu alldem auch noch ein falsches Bild der untergangsgeweihten DDR vorgaukeln lassen, die sich Besuchern gern als ein neu gestrichenes Potemkinsches Dorf präsentierte.”

“Falsches Bild der untergangsgeweihten DDR vorgaukeln” – “Besuchern gern als ein neu gestrichenes Potemkinsches Dorf präsentierte”

 Tatsächlich wird der Begriff „Potemkinsches Dorf“ in vielerlei Hinsicht verwendet. Er kann als Metapher verwendet werden, um jegliches Verhalten zu beschreiben, bei dem es darum geht, etwas vorzutäuschen oder zu verbergen. Es ist auch ein Symbol für Macht und Kontrolle: Die Regierung oder eine andere Autorität versucht mit dieser Strategie, die Öffentlichkeit zu täuschen oder zu manipulieren. Heutzutage kann man Potemkinsche Dörfer überall auf der Welt finden. Politiker errichten oft Potemkinsche Dörfer in Form von öffentlichen Bauprojekten oder Geschenken an die Bürger, um ihre Popularität zu steigern. Sie nutzen diese Strategie auch häufig um Wirtschaftskrisen zu überspielen: Sie schaffen Jobs und investieren Geld in Infrastrukturprojekte, obwohl die Situation im Grunde schlechter ist als sie aussieht.

Warum ein Wasserstoffkraftwerk kein Kohlekraft sein kann?

>>Sächsische Staatskanzlei<<

“Staatsminister … betonte:

“Die künftige nachhaltige Energieerzeugung ist ohne Wasserstoff undenkbar. Das Referenzkraftwerk leistet einen Beitrag dazu, dass die Lausitz auch künftig Energieregion bleibt. Zugleich wird das vorhandene Know-how auf dem Gebiet der Energieerzeugung sinnvoll genutzt und weiterentwickelt. Das neue Kraftwerk wird dazu beitragen, die gesamte Wertschöpfungskette rund um das Thema Wasserstoff in der Lausitz zu etablieren. Wenn das gelingt, ergeben sich auch große Chancen für Wachstum und Beschäftigung.” Das Referenzkraftwerk Lausitz ist ein echtes länderübergreifendes Projekt im Lausitzer Revier.

Dies wird nicht nur daran deutlich, dass der ISP auf der Landesgrenze liegt.”

Ein Potemkinsches Dorf? – “Wertschöpfungskette rund um das Thema Wasserstoff in der Lausitz zu etablieren”

Die Energieversorgung mit Wasserstoff dürfte am Ende sich als Potemkinsches Dorf“ herausstellen. Es geht schon mit banalen Grundlagen los. Die Stromerzeugung auf Basis auf Kohle oder Wasserstoff stellt keineswegs die selbe Technologie dar. Da der Wirkungsgrad von Wasserstoff so schlecht ist, wird an dieser Technologie kaum ernsthaft geforscht. Das erste Wasserstoffauto hat schon im Jahr 1978 seine Runden gedreht und ein technischer Durchbruch zeichnet sich bis heute nicht mal in sehr weiter Ferne ab. Kurzum: Ein Kraftwerk – in industriellen Maßstab – dürfte für viele Jahrzehnte eine Utopie bleiben. Potemkinsche Dörfer sind also noch heute weit verbreitet.

Ein Blick hinter das Potemkinsche Dorf werfen

Vielleicht sollte genau an dieser Stelle ein Blick hinter das Potemkinsche Dorf werfen. Steigende Energiepreise sind zum ernsthaften wirtschaftlichen Problem erwachsen und immer mehr Menschen und Unternehmen stimmen mit dem Füßen ab.

“Immer mehr Leistungsträger spielen mit dem Gedanken, auszuwandern”

>>Focus<<

“Immer mehr Leistungsträger wollen Deutschland verlassen – Immer mehr Leistungsträger spielen mit dem Gedanken, auszuwandern. Die Auswanderungsquote in Deutschland ist die dritthöchste in 38 führenden Industrienationen – und drei Viertel haben einen Hochschulabschluss.”

“Wer kann, verlässt das Land”

>>Reiner Zitelmann<<

“Wer kann, verlässt das Land” … “Immer mehr Deutsche wandern ab, 75% haben einen Hochschulabschluss … “

„Jeder zweite junge Mensch im Alter zwischen 18 und 29 Jahren“ – „Plant aus der Lausitz innerhalb der nächsten 2 Jahre wegzuziehen“

>>Lausitz Monitor<<

„Insgesamt ist es für jeden zehnten Lausitzer (10 Prozent) wahrscheinlich, innerhalb der nächsten 2 Jahre aus der Region wegzuziehen. Die Wegzugsbereitschaft ist vor allem in der jungen Generation hoch. Fast jeder zweite junge Mensch im Alter zwischen 18 und 29 Jahren (45 Prozent) plant aus der Lausitz innerhalb der nächsten 2 Jahre wegzuziehen.“

„Jeden zehnten Lausitzer“ – „Wahrscheinlich, innerhalb der nächsten 2 Jahre aus der Region wegzuziehen“

>>Merkur<<

“Die Mehrheit der Deutschen zweifelt an der Zukunftsfähigkeit des Produktionsstandortes Deutschland. Das legt zumindest das Ergebnis einer neuen INSA-Studie im Auftrag von SMC nahe, die dem Münchner Merkur von IPPEN.MEDIA exklusiv vorliegt. Demnach gehen 63 Prozent der Befragten davon aus, dass deutsche Unternehmen ihre Produktion in naher Zukunft teilweise oder vollständig ins Ausland verlagern. Als Gründe werden steigende Energiepreise (83 Prozent), hohe Produktionskosten (71 Prozent), Bürokratieaufwand (60 Prozent), hohe Personalkosten (57 Prozent) und politische Rahmenbedingungen (39 Prozent) genannt.”

” 63 Prozent der Befragten davon aus, dass deutsche Unternehmen ihre Produktion in naher Zukunft teilweise oder vollständig ins Ausland verlagern”

Die Energiekrise weitet sich zur fundamentalen Strukturkrise aus. Im Endeffekt werden immer mehr unrealistische Prestigeprojekte – wie das zukünftige Wasserstoffkraftwerk – finanziert und der Rest dahinter versteckt. Es ist demzufolge leicht zu erkennen, warum Potemkinsche Dörfer so beliebt sind: Sie geben denjenigen in der Position der Macht die Möglichkeit ihr Image aufzubessern und geben den Menschen ein Gefühl von Sicherheit und Stabilität – selbst wenn diese nicht real ist. Deshalb ist es wichtig immer skeptisch gegenüber öffentlichen Aussagen und Projekten zu bleiben und sicherzustellen, dass man nicht von falschen Versprechungen getäuscht wird.