Bei Heinrich Mann bleiben plötzlich alle Kanäle stumm: „Begeistert vor der Macht buckelt und nebenbei über Leichen geht“

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Die Emigration allein darf Tatsachen und Zusammenhänge aussprechen. Sie ist die Stimme ihres stumm gewordenen Volkes, sie sollte es sein vor aller Welt. […] Die Emigration wird darauf bestehen, daß mit ihr die größten Deutschen waren und sind, … “ – Schon im August 1933 wurde dem Schriftsteller Heinrich Mann vom NS-Regime die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt und er musste fortan im Exil leben.

Heinrich Mann im Exil vorm NS-Regime: „Sie ist die Stimme ihres stumm gewordenen Volkes, sie sollte es sein vor aller Welt“

So ziemlich jede Behörde will sich heute irgendwie in der Rolle eines „NS-Widerstandskämpfers“ sehen. Auch der Öffentlich-Rechtlich Rundfunk lässt kaum eine Gelegenheit ungenutzt verstreichen, um an die – sicherlich zu recht – unschöne NS-Vergangenheit zu erinnern. Doch bei tatsächlichen Opfern des NS-Regimes – wie dem Schriftsteller Heinrich Mann –  bleiben plötzlich alle Kanäle stumm. Sogar die Verfilmung seines BuchesDer Untertan“ hat die Bundesrepublik schlicht wegzensiert. Noch heute müssen selbst Theater mit dem Stoff aus „Der Untertan“ viel Distanz üben.

„Das eigene Fähnchen nach jedem Wind dreht – Der ihren verdrehten Idealen in die Segel bläst“

>>Theater und Orchester Heidelberg<<

„Eine Persönlichkeit, die selbstgerecht das eigene Fähnchen nach jedem Wind dreht, der ihren verdrehten Idealen in die Segel bläst, dabei begeistert vor der Macht buckelt und nebenbei über Leichen geht? … Diederichs »Way of Life« noch immer äußerst Erfolg versprechend – und im Klima eines erstarkenden Rechtspopulismus alles andere als ungefährlich.“

„Begeistert vor der Macht buckelt und nebenbei über Leichen geht“

Der Untertan“ ist als – fiktionaler Roman – von Heinrich Mann im Jahre 1918 als Buch veröffentlicht worden. Für eine ausgedachte Geschichte hat das Buch lange nach dem Tod des Autors für reichlich Aufregung gesorgt. Obwohl der Autor Heinrich Mann über jeden Zweifel erhaben sein müsste, hat der Öffentliche-Rundfunk bis heute dem Roman nicht verfilmt: Lediglich die DDR hat bereits kurz nach ihrer Gründung eine filmische Variante des Buchs herausgebracht, was auf der anderen Seite – der noch nicht existierenden Mauer – prompt mit einer Zensur belegt wurde.

„Der Untertan“ – Nur die DDR hat sich die Verfilmung getraut

Dabei wurde jede noch so absurde Polizei-Handlung mittlerweile bereits von Öffentlich-Rechtlich Rundfunk verfilmt, aber gleichzeitig wird ein international geachteter Autor mit einem unausgesprochenen Bann belegt. Dabei hat der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk eigentlich eine ganz andere Aufgabe zu erfüllen.

„Gesetzlichen Auftrag – Die freie und umfassende Meinungsbildung zu gewährleisten“

>>Heise.de<<

„Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat den gesetzlichen Auftrag, die freie und umfassende Meinungsbildung zu gewährleisten. Die Aufsichtsgremien, wie der Rundfunkrat, sollen dafür Sorge tragen, dass die Rundfunkanstalten ihren gesetzlichen Rundfunkauftrag im Interesse der Meinungsbildungsfreiheit wahrnehmen. Tatsächlich bastelt sich jede Landtagsmehrheit über die entsprechenden Rundfunkgesetze ihre Mehrheit in diesem Gremium.“

„Bastelt sich jede Landtagsmehrheit über die entsprechenden Rundfunkgesetze ihre Mehrheit“ 

Praktisch sind im Rundfunkrat fast nur partei- oder staatsnahe Organisationen vertreten. Aber die wichtigen Entscheidungen werden auch nicht in offiziellen Gremien, sondern in dubiosenFreundeskreisengetroffen. Wie das im Einzelnen aussieht: Das führt so manche „Wahl“ recht deutlich vor.

„Wir wollen nicht, dass im MDR die DDR weiter fortgesetzt wird“

>>Berliner Tageszeitung<<

„Der stellvertretende VOS-Bundesvorsitzende:

„Wir wollen nicht, dass im MDR die DDR weiter fortgesetzt wird. Deshalb ist eine Frau, die in ihrer Dissertation noch 1985 dem Sozialismus gehuldigt hat, nicht wählbar. Es wäre das Beste, wenn der Verwaltungsrat dem Rundfunkrat einen unbelasteten Kandidaten zur Wahl vorschlägt.“

Die Stimmen, die eine MDR-ferne Persönlichkeit als Senderchef forderten, sind verstummt.“

„Stimmen – Die eine MDR-ferne Persönlichkeit als Senderchef forderten sind verstummt“

Wir wollen nicht, dass im MDR die DDR weiter fortgesetzt wird“ – Das hört sich erst mal nach harten Anschuldigung an. Doch ein grober Überblick über das MDR-Programm ruft viele Erinnerungen aus der DDR-Zeit wach. Im DDR-Fernsehen wurde um Punkt 19:30 Uhr die „Aktuelle Kameraausgestrahlt, heute läuft auf exakt dieser Sendezeit die Nachrichtensendung „MDR aktuellab. Nicht nur Namen und Sendezeit sind fast gleich geblieben, sondern auch Dauer und Aufbau haben kaum Änderungen wiederfahren. Und nach einer kritischen-staatsfernen Berichterstattung wird man – auch in der Neuzeit – vermutlich vergeblich suchen.

DDR & Gegenwart – Punkt 19:30 Uhr: Aus „Aktuelle Kamera“ ist „MDR aktuell“ geworden?

Aber nach einem finsteren groß-angelegten Komplott wird man vermutlich vergeblich suchen: Dazu sind viele der beteiligten Protagonisten einfach zu ungebildet und einfältig. Außerdem ist ohnehin nicht viel Phantasie nötig, um deren „Haltung“ zu verstehen: Anja Reschke hat hierzu ein eigenes Buch mit den passenden TitelHaltung zeigen!veröffentlicht. Aus dieser „Haltung“ heraus, dort kommt auch der passende Nachwuchs her.

Politische Ausrichtung des Rundfunknachwuchs: „Absolute Mehrheit für die Grünen“ 

>>Übermedien<<

„Insgesamt wollte die Gruppe herausfinden, wie es um Diversität bei den redaktionellen Auszubildenden der ARD steht … Heraus kam dabei: eine absolute Mehrheit für die Grünen. Außerdem käme die Linke auf mehr als 20, die Union aber nicht mal auf drei Prozent. … Das Ergebnis der Volo-Umfrage hat unter konservativen Journalisten und Politikern für Aufregung und Spott gesorgt. „Krasse Einseitigkeit im Staatsfunk“ …viele Volos aus Städten kommen, nicht vom Land, und ein Hochschulstudium absolviert haben müssen, weil die Sender das immer noch voraussetzen.“

„Krasse Einseitigkeit im Staatsfunk“

Oder vereinfacht: Die urbane selbst ernannte Elite rekrutiert sich einfach selbst. Es spiegelt ungefähr die selben Verhältnisse wie sie Heinrich Mann in seinem Buch „Der Untertan“ bereits beschrieben hat dar. – Überspitzt: Die feine Elite hält eine feine Galaparty ab und überbietet sich gegenseitig damit, wie das vor der Tür protestierende Volk am besten niedergeknüppelt werden kann.