Rundfunk – Zwischen Haltung und Framing: Warum Fakten auf der Strecke bleiben

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Immer wieder tauchen Fälle von Manipulation und Täuschung beim öffentlichen Rundfunk auf. Mit Preisen ausgezeichnete Beiträge entpuppen sich beim genauen Hinsehen: Als plumpe Fälschungen. Bei so einer Berichterstattung: Sinkt das Vertrauen beim Publikum. Hinter diesem Fälschungen verbergen sich aber keine bedauernswerten Einzelfälle: Sondern dahinter stecken viel tiefer liegende Ursachen.

„Moralisches Framing“ – statt objektiver Berichterstattung

>>Der Tagesspiegel<<

„Der methodische Ansatz – Selektieren, Strukturieren und Deuten von Begriffen zu einem bestimmten Wirkungszweck – wird von den Manual-Autoren ins „moralische Framing“ übersetzt. Fakten und Details sind da nicht primär, über allem muss die Überzeugung stehen, die Arbeit der ARD sei von moralischen Prinzipien getragen.“

„Fakten und Details sind da nicht primär über allem muss die Überzeugung stehen“ 

Weder Fakten, noch Tatsachen sind wichtig, sondern nur ominöse „moralische Prinzipien“ – die aber nicht näher erklärt werden. Wie dies im Detail aussieht, wird sogleich mit erklärt: “ … auch „Zwangsabgabe“ oder „Zwangsgebühr“ genannt, sondern „eine proaktive, selbstbestimmte (da demokratisch entschiedene) Beteiligung der Bürger am gemeinsamen Rundfunk ARD“. Dieses Narrativ gilt, und es muss wieder und wieder betont werden … “ Das „moralische Framing“ stellt die Wirklichkeit also letztlich auf den Kopf. Der einzelne Bürger hat beim öffentlichen Rundfunk natürlich nichts mitzubestimmen. Die Rundfunkanstalten sind in sich geschlossene Gremien: In halb-offiziellen sogenanntenFreundeskreisen“ – oder wer mag Hinterzimmergesprächen –  fallen die eigentlichen Entscheidungen. Fast 70 Prozent der Menschen lehnen den Rundfunkbeitrag ab, mittlerweile hat sich der sogenannte „Beitragsservice“ zum vermutlich größten Inkassounternehmen der Welt gemausert. Niemand sonst, verschickt mehr Mahnschreiben.

„Dieses Narrativ gilt und es muss wieder und wieder betont werden“

Bei soviel Haltung und Framing: Bleiben die Fakten schon mal auf der Strecke.

>>Staatsfunk „Bayerischer Rundfunk“ <<

„Bloggerin Marie Sophie Hingst hat laut Recherchen des Spiegels große Teile ihrer preisgekrönten Geschichten erfunden. Nach derzeitiger Faktenlage hat sie wohl auch die Redaktion des Zündfunks getäuscht.“

Framing-Handbuch“ – „Große Teile ihrer preisgekrönten Geschichten erfunden“

Zum „Framing-Handbuch“ der ARD, fordert eine führende Rundfunkfunktionärin ebenfalls ein: „Haltung Zeigen!“ Dazu gibt es sogar ein Buch und das Vorwort schrieb hierzu ein gewisser Claas Relotius, der genauso wie Marie Sophie Hingst, durch gefälschte und erfundene Märchengeschichten negativ auffiel. Auch Claas Relotius war zuvor ein preisgekrönter Journalist. Es handelt sich also weniger um bedauerliche Einzelfälle, sondern vielmehr um ein systematisches Problem.

„Sie werden von eben diesen Politikern kontrolliert“

>>Das Ende der Behaglichkeit von Michael Maier (Buch) <<

„Die öffentlich-rechtlichen Anstalten in den meisten Ländern Europas sollen die Öffentlichkeit eigentlich über das Versagen der Regierungen informieren. Doch sie werden von eben diesen Politikern kontrolliert und finanzieren sich über Zwangsgebühren (Rundfunkbeitrag). Das kann nicht funktionieren. Die Zwangsgebühr führt dazu, dass diese Medien der Kontrolle durch den Markt entzogen sind: Sie brauchen sich nicht darum zu kümmern, ob sie wirklich das Informationsbedürfnis befriedigen, wie es ihrem Auftrag entspricht. Immer wieder begegnen mir aufrechte und hervorragende Journalisten aus diesen Sendern, die diese Entwicklung beklagen. Doch die Strukturen haben sich so verfestigt, dass individueller Widerstand kaum noch möglich ist. Die meisten von ihnen haben außerdem Familie und Kinder, vielleicht einen Wohnungskredit, den sie bedienen müssen. Ganz abgesehen davon sind Journalisten ihrer Natur nach nicht zum Heldentum geboren und scheuen das Risiko.“

„Strukturen haben sich so verfestigt dass individueller Widerstand kaum noch möglich ist“

>>MDR-Freie<<

„Mehr als 18.000 arbeitnehmerähnliche Beschäftigte arbeiten regelmäßig bei den Sendern der ARD, beim ZDF und beim Deutschlandradio. … Deshalb benötigen die Freien genau wie Angestellte gesetzlich verankerte Personalvertretungs- und Mitbestimmungsrechte.“

Scheinselbstständigkeit bei ARD und ZDF?

Neben hochbezahlten Intendanten und anderen Funktionären, besteht die Masse der Angestellten des staatlichen Rundfunks aus sogenannten „Freien“ : Genau genommen sind es also keine Angestellten. Doch diese Mitarbeiter befinden sich offensichtlich in einen direkten Abhängigkeitsverhältnis zu den jeweiligen Sendern, gelten aber mitnichten als Arbeitnehmer. Normalerweise würden solche durchsichtigen Konstruktionen: Finanz- und Sozialämter als sogenannte Scheinselbstständigkeiten einfach einkassieren, aber beim staatsnahen Rundfunk gelten offenkundig andere Regeln. Diese Journalisten haben natürlich kaum Rechte und noch weniger Möglichkeiten, insbesondere um auf die Berichterstattung Einfluss zu nehmen. Wer also die falsche „Haltung“ oder das falsche „Framing“ abliefert, fliegt einfach raus oder bekommt keine Aufträge mehr.