Menschenhandel konsequent und menschenrechtsbasiert bekämpfen

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„Menschenhandel, sexuelle Ausbeutung und Arbeitsausbeutung finden in Deutschland tagtäglich statt. Die Bundesregierung und die Europäische Union müssen mit einer menschenrechtsbasierten Politik endlich die Strukturen, die Menschenhandel möglich machen, durchbrechen. Die alleinige Fokussierung auf die Sicherung von Grenzen zur Bekämpfung der illegalen Arbeitsmigration geht an den eigentlichen Problemen vollständig vorbei. Wir brauchen eine politische Gesamtkoordination, die die verschiedenen Maßnahmen und Beteiligten besser miteinander verknüpft, eine finanzielle Stärkung der Fachberatungsstellen, einen Aktionsplan gegen Menschenhandel und Ausbeutung sowie eine unabhängige Berichterstattungsstelle, die in enger Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft die Aktivitäten und Maßnahmen gegen Menschenhandel in Deutschland beobachtet, zusammenfasst und analysiert“, fordert Zaklin Nastic, menschenrechtspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Bundestag, anlässlich des Europäischen Tages gegen Menschenhandel.

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Von Zaklin Nastic

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Nastic weiter:

„Eine Politik gegen Menschenhandel muss sich an den Menschenrechten orientieren und die Rechtsansprüche der Betroffenen ins Zentrum rücken. In Deutschland wird sich stattdessen zu sehr auf die strafrechtliche Verfolgung der Täter konzentriert, wobei die Hauptdrahtzieher oft unbekannt bleiben. Die häufigste Form des Menschenhandels ist die zum Zweck der sexuellen Ausbeutung. Laut den aktuellen Zahlen des Bundesweiten Koordinierungskreises gegen Menschenhandel fallen 83% der Fälle in Deutschen Fachberatungsstellen in diesen Bereich. Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung hat seinen Ursprung oft in Armut, Hilflosigkeit und Verzweiflung.

Die im Ausland „angeworbenen“ Frauen sind den Tätern hierzulande hilflos ausgeliefert und trauen sich – aus Angst vor Abschiebung – oft nicht zur Polizei zu gehen. Statt einer Verfolgung und Kriminalisierung braucht es echten Schutz und flächendeckende Hilfsangebote für diese verzweifelten Frauen. Auch die Fleischindustrie, Pflege- und Paketbranche sind an- und auffällig für Menschenhandel – und zwar zum Zwecke der Arbeitsausbeutung. Diese wird durch zu lasche Kontrollen sowie durch Subunternehmerketten, welche die Verantwortung ins Unkenntliche verschieben, ermöglicht.

Auch in Haushalten werden Menschen aus dem meist osteuropäischen Ausland Opfer von Arbeitsausbeutung. Sie arbeiten 24 Stunden am Tag als Pflegekräfte zu Armutslöhnen, ohne soziale Absicherung und völlig isoliert. Hausangestellte gehören zu den am meisten von Gewalt und Belästigung bedrohten Arbeitnehmer:innen. Von dem Geld, das die Familien an die frei von staatlicher Korntolle agierenden Agenturen zahlen, geht nur ein Bruchteil an die Hausangestellten. Um hier effektiv gegenzusteuern, fordert DIE LINKE verstärkte Kontrollen der Einhaltung arbeitsrechtlicher Standards und ein vollständiges Verbot der Leiharbeit.“