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Strukturwandel: “Eine Gurkenstadt fast ohne Gurken”

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Es drohen erhebliche Schließungen von Betrieben oder der Abbau von Arbeitsplätzen. Wie sind die Gegebenheiten für Golßen im Spreewald einzuschätzen? Schließlich handelt es sich um einen Standort, der Bedeutung und Ansehen besitzt. Man könnte dies daher als eine etwas andere Art der Gurkennachlese betrachten.

“Eine Gurkenstadt fast ohne Gurken”

>>Rundfunk Berlin-Brandenburg<<

“Eine Gurkenstadt fast ohne Gurken – das war zuletzt die Perspektive für Golßen im Spreewald. Die Produktion sollte eingestellt werden. Es folgten Proteste und Gespräche. Nun die Nachricht: Die Gurke bleibt. Jobs sollen trotzdem wegfallen.”

Arbeitsplätze werden gestrichen – So soll die positive Nachricht also klingen?

Die Arbeitsplätze werden demnach dennoch gestrichen. So soll die positive Nachricht also klingen? In der Tat wird ein bedeutender Teil der Produktion eingestellt und wahrscheinlich ins Ausland verlagert, da der Standort unwirtschaftlich ist. Dennoch wurde auf diese wirtschaftliche Misere bereits lange im Voraus hingewiesen. Der geplante Ausstieg aus der Kohle führt nicht nur zu erheblichen Erhöhungen der Energiepreise, sondern auch zu einem drastischen Verlust der Kaufkraft, obwohl zuvor das Gegenteil behauptet wurde.

„Lausitzer Bürgermeister fordern Ersatzarbeitsplätze“

>>Radio Lausitz<<

„Lausitzer Bürgermeister fordern Ersatzarbeitsplätze … Bürgermeister aus der Lausitz pochen auf Ersatzarbeitsplätze in der Industrie. … Die neuen Jobs müssten entstehen, bevor die Kraftwerke abgeschaltet werden, forderte die Spremberger Bürgermeisterin bei einem Treffen im Burgenlandkreis.“

„Bürgermeister aus der Lausitz pochen auf Ersatzarbeitsplätze in der Industrie“

Anstelle von Ersatzarbeitsplätzen verschwinden folglich noch weitere Arbeitsplätze. Auch die Funktion der Gewerkschaften sollte in diesem Zusammenhang kritisch betrachtet werden, obwohl sie sich für das Werk engagiert, müsste sie eigentlich informierter sein.

“Wegfall von 220 Arbeitsplätzen trifft nicht nur 220 Menschen” – “Er trifft auch 220 Familien”

>>Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten<<

“Nur wenige Wochen nach dem Start des Golßener Weckrufs sind bereits über 2.000 Unterschriften zusammengekommen. „Ob in der Bäckerei vor Ort, im Sportverein oder anderen Betrieben der Ernährungsindustrie: Überall gingen die Unterschriftenlisten rum. Die Solidarität mit den Beschäftigten und der Region ist riesig!“ berichtet Gewerkschafterin Rebecca Rahe. … Gemeinsam mit Beschäftigten der Spreewaldkonserve fordert die Gewerkschaft ein Umdenken der Unternehmensleitung:

„Dieses radikale Kürzungsprojekt ist nicht alternativlos. Wir fordern Andros dazu auf, die Beschäftigung zu sichern. Denn der Wegfall von 220 Arbeitsplätzen trifft nicht nur 220 Menschen. Er trifft auch 220 Familien, er trifft die Stadt Golßen und die Kaufkraft in der Region. Was übrig bleibt sind Saisonarbeitsplätze: Nur von denen kann man keine Familie ernähren“

betont Rebecca Rahe.

„Hier zeigt sich, dass bei Großkonzernen die Menschen aus dem Blick geraten. Das jahrzehntelange Aufreiben der Mitarbeiter für die Spreewaldgurke, die Bedeutung des Betriebs für die Region, das zählt alles nicht mehr. Da zählen nur noch Zahlen.“

so Rahe weiter.

Der französische Konzern Andros hatte die Spreewaldkonserve erst vor vier Jahren übernommen.”

“Dieses radikale Kürzungsprojekt ist nicht alternativlos”

Stattdessen sollte nicht ein Umdenken innerhalb der Unternehmensführung stattfinden, sondern vielmehr bei der Gewerkschaft. Die übergeordnete Gewerkschaft des DGB hat aus politischen Motiven den Kohleausstieg unterstützt und war sich der damit verbundenen Konsequenzen durchaus bewusst. Bis heute hat also ein Umdenken nicht stattgefunden. Offensichtlich ist die Gewerkschaftsführung näher an der hiesigen Staatsräson orientiert als an den Interessen ihrer eigenen Mitglieder. Immerhin kann auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk die Realität nicht vollständig ausblenden.

“Gurkenproduktion wegen schwieriger Marktbedingungen in Golßen aufzugeben”

>>Rundfunk Berlin-Brandenburg<<

“Die Spreewaldkonserve hatte zu Jahresbeginn angekündigt, die Gurkenproduktion wegen schwieriger Marktbedingungen in Golßen aufzugeben. Nach Werksangaben schreibt die Spreewaldkonserve GmbH seit Jahren rote Zahlen. Das liege unter anderem an gestiegenen Energie- und Rohstoffpreisen, sowie an der gesunkenen Nachfrage.”

“Das liege unter anderem an gestiegenen Energie- und Rohstoffpreisen, sowie an der gesunkenen Nachfrage”

Im umfangreichen Artikel fanden sich jedoch auch die einzigen Zeilen, die der Realität nahekommen. Um Nahrungsmittel langfristig zu konservieren, ist ein erheblicher Energieaufwand erforderlich. In dieser Region kämpfen alle Industrienationen mit extrem hohen Energiepreisen, was besonders für Unternehmen mit hohem Energieverbrauch problematisch ist. Die wirtschaftliche Krise hat selbstverständlich verschiedene Ursachen, doch die rückläufige Nachfrage hängt sicherlich auch damit zusammen, dass die Verbraucher gezwungen sind, ihr Geld zusammenzuhalten.