Pakistan: Christen verstärkt Ziel von Gewalt und Blasphemieklagen

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Angreifer auf Motorrad eröffnen Feuer in christlicher Siedlung

Während Pakistan diesen Monat seine 75-jährige Unabhängigkeit feiert, ist die christliche Minderheit weiterhin Diskriminierung, Schikanen und Gewalt aufgrund ihres Glaubens ausgesetzt. In einigen Bereichen hat die Zahl entsprechender Vorfälle zuletzt sogar noch zugenommen. Dies sind einige der aktuellen Vorfälle.

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Von Open Doors

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Anschlag auf dem Spielplatz

Am 8. August wurde der 65-jährige Christ Wilson Masih getötet und drei Jugendliche wurden verletzt, als zwei bewaffnete Männer auf Motorrädern das Feuer auf einem öffentlichen Spielplatz in einer christlichen Siedlung eröffneten. Der Vorfall ereignete sich in der Stadt Mastung, 45 km südlich von Quetta in Zentralwestpakistan. Ein 14-jähriger Junge befindet sich in kritischem Zustand. Der ermordete Wilson Masih war der Bruder von Hendry Masih, einem christlichen ehemaligen Mitglied des pakistanischen Parlaments. Dieser war 2014 von seinem Leibwächter in Quetta getötet worden.

Todesurteile gegen Christen wegen Blasphemie

Bereits am 4. Juli wurde Ashfaq Masih, 34, christlicher Besitzer eines Fahrradgeschäfts aus dem Viertel Green Town in Lahore im Nordosten Pakistans, wegen Blasphemie zum Tode verurteilt. Vorausgegangen war ein Streit mit einem Kunden namens Muhammad Irfan. Irfan hatte Masih gebeten, ihm eine Fahrradreparatur nicht in Rechnung zu stellen. Als Masih sich weigerte, der Bitte nachzugeben, wurde er wegen Beleidigung des Propheten Mohammed angeklagt und verhaftet.

Der Beschuldigte bestreitet die Vorwürfe und glaubt, dass das Verfahren gegen ihn auf einer Verschwörung zwischen seinem Vermieter Muhammad Ashfaq und Muhammad Naveed beruht; Naveed betreibt in der Nähe eine eigene Fahrradwerkstatt. Beide Männer hatten Masih bereits in der Vergangenheit belästigt.

In einem anderen Blasphemie-Fall bestätigte das Oberste Gericht von Lahore am 8. Juni die Todesstrafe für zwei christliche Brüder. Sie waren 2018 für schuldig befunden worden, blasphemische Inhalte ins Internet gestellt zu haben. Qaiser und Amoon Ayub befinden sich seit 2011 im Gefängnis und beteuern ihre Unschuld. Nun wollen sie ihren Fall vor den Obersten Gerichtshof bringen.

Fingierte Klagen und immer mehr Entführungen

Auf Blasphemie steht in Pakistan offiziell die Todesstrafe. Doch obwohl es immer wieder zu Schuldsprüchen in Blasphemieverfahren kommt, wurde bislang noch in keinem der Fälle die Hinrichtung vollzogen. Allerdings wurden bislang über 50 Menschen nach ihrem Freispruch durch aufgebrachte Mobs ermordet. Die Blasphemiegesetze sind dafür bekannt, dass sie dazu benutzt werden, persönliche Rechnungen zu begleichen, Vorteile zu erlangen oder den Groll eines Nachbarn gegen einen anderen zu befriedigen. Forschungen von Open Doors haben gezeigt, dass die Zahl der Blasphemieklagen gegen Christen zugenommen hat.

Auch die Entführungen christlicher Mädchen und Frauen haben laut den Untersuchungen zum Weltverfolgungsindex 2022 zugenommen, insbesondere im Bundesstaat Punjab. Schon 12-jährige Mädchen werden entführt – hauptsächlich aus armen Familien – zwangsverheiratet, erleiden sexuelle Übergriffe und werden unter Drohungen gezwungen, zum Islam zu konvertieren.

Auf dem Weltverfolgungsindex 2022 belegt Pakistan den 8. Platz unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.